Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Kassel. Sie nannten ihn „Papa Ghana“, weil er für viele Afrikaner wie ein Vater sorgte. Vor 100 Jahren, am 14. September 1919, wurde Rudolf Schilling in Kassel geboren. Er wirkte 17 Jahre im Apostelamt und war ein Pionier der Neuapostolischen Kirche in Westafrika.
Dass Westafrika einmal zu seinem Lebensmittelpunkt werden sollte, war für Rudolf Schilling ursprünglich nicht absehbar. Im Kindergottesdienst verstand es der Sonntagsschullehrer, den Kindern das Lied „Ein kleines Schiff war auf dem See ... " so lebendig nahe zu bringen, dass Rudolf Schilling schon als kleiner Junge von der christlichen Seefahrt träumte. Als er dann zum Militär eingezogen wurde, kam als Waffengattung nur die Marine in Frage. Bei einem Gefecht im Atlantik wurde er von einem Bombensplitter an der Nase getroffen. Das blieb die einzige Verletzung in einer gefahrvollen Zeit.
Gleich nach Kriegsende kehrte er in seine Heimat Kassel zurück, wurde Finanzbeamter und betätigte sich in seiner Gemeinde. Am Buß- und Bettag 1945 traf er eine junge Frau, Ruth, die er schon aus der Sonntagsschule kannte. Im Juli 1946 heirateten die beiden.
Gemeindegründung in Wolfhagen
Schon bald nach der Hochzeit wurde Rudolf Schilling aus dienstlichen Gründen nach Wolfhagen versetzt, wo es noch keine Gemeinde gab. Also fuhren er und seine Frau an jedem Wochenende zu seinen Eltern nach Kassel, um dort die Gottesdienste zu besuchen. Schließlich ermunterte ihn sein Vater in Wolfhagen eine Gemeinde zu gründen. Kurze Zeit später wurde er dort der erste Vorsteher.
Später wechselte er beruflich nach Wiesbaden und empfing hier im Oktober 1966 das Bezirksältestenamt. Ihm wurden die Bezirke Bad Hersfeld und Kassel anvertraut.
Die erste Reise nach Afrika
1968 wurde ein junger Mann aus Ghana in Kassel versiegelt und von Bezirksapostel Gottfried Rockenfelder ins Diakonenamt gesetzt. Damit war die Bitte verbunden, in seine Heimat zurückzukehren und dort die Neuapostolische Kirche bekannt zu machen. Der Bezirksapostel gab Rudolf Schilling den Auftrag, ebenfalls dorthin zu fahren und den jungen Diakon zu betreuen.
Der junge Mann reiste Anfang 1969 zurück nach Ghana, begann in seiner großen Familie zu wirken und hielt noch im Januar die erste Andacht an seinem Wohnort. Bezirksältester Schilling reiste im Mai 1969 nach Westafrika.
Beruf und Mission
Trotz der Missionsreisen blieb der Apostel in seinem Beruf tätig. Doch die Strapazen der Reisen schwächten seine Gesundheit. Er erkrankte schwer, unter anderem an Malaria, so dass er von seiner Behörde pensioniert wurde. Als er später wieder zu Kräften kam, nahm er seine Reisen wieder auf und empfing, seit 1972 im Vorruhestand lebend, 1976 das Apostelamt.
14 Jahre diente Rudolf Schilling unermüdlich den Anvertrauten als Apostel bis er am 23. September 1990 in den Ruhestand trat. Stammapostel Richard Fehr bat ihn im Gottesdienst, noch einmal zur Gemeinde zu sprechen. Seine Schlussworte sind vielen unvergesslich geblieben: „Jetzt, am Ende meiner aktiven Laufbahn als Amtsträger, als Knecht unseres himmlischen Vaters, kann ich sagen: „Und wenn es mir nur gelungen ist, ein Kinderherz zu erfreuen oder auch ein Lächeln zu erneuern, dann hat sich die Mühe gelohnt, dann war alles recht!“
Es blieben ihm nur wenige Jahre im Ruhestand. Die Strapazen der vielen entbehrungsreichen Reisen hatten ihn gezeichnet und seine Gesundheit geschwächt. Nach schwerer Krankheit verstarb er am 4. September 1993 kurz vor seinem 74. Geburtstag.
„Apostle Schilling Memorial Clinic“ in Ghana
In der Trauerfeier stellte der Stammapostel ihm das Zeugnis aus, seine größte Freude seien der Herr und sein Werk gewesen. Er habe Freude am Aufbau des Reiches Christi gehabt und als großartiger Missionsapostel die Grundlage zum Aufbau und der Entwicklung des Werkes Gottes in den westafrikanischen Ländern Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria und Togo gelegt, wo heute Hunderttausende neuapostolische Christen leben.
Rudolf Schilling blieb über seinen Ruhestand und Tod hinaus weiter bekannt, denn Bezirksapostel Saur benannte das erste in Ghana erbaute Krankenhaus der Neuapostolischen Kirche „Apostle Schilling Memorial Clinic“.
18. September 2019
Text:
Alfred Krempf
Fotos:
Bildarchiv
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