
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Westdeutschland/Bielefeld. 85 Millionen Hostien produziert die Hostienbäckerei der Neuapostolischen Kirche im Jahr für Gemeinden in 60 Ländern. Derzeit entsteht in Bielefeld ein neues Produktionsgebäude. Beim geplanten Umzug wird auch die Backtechnik erneuert.
Seit 1931 werden in Bielefeld Hostien für die Abendmahlsfeiern in den neuapostolischen Gemeinden produziert. 1990 wurde das heutige Produktionsgebäude an der Schuckenbaumer Straße bezogen. Doch das Mietobjekt aus den 70ern, eine ehemalige Schneiderei, ist in die Jahre gekommen und hätte aufwändig saniert werden müssen. Gleiches gilt für die in weiten Teilen 33 Jahre alte Produktionsanlage. „Die ist einfach verschlissen und technisch völlig veraltet“, berichtet Michael Block, Leiter der Hostienbäckerei. Reparaturen wurden immer teurer und aufwändiger.
Landesvorstand beschließt Neubau
Aufgrund dieser Situation beschloss die Kirchenleitung bereits 2021, ein neues Produktionsgebäude zu errichten, das den Anforderungen der heutigen Zeit entspricht. Dafür bot sich das Grundstück der ehemaligen Gemeinde Bielefeld-Kammerratsheide an. Es liegt nur 150 Meter vom aktuellen Produktionsstandort entfernt.
Im April 2023 wurde das profanierte Kirchengebäude abgerissen. Im Anschluss begann ein Generalunternehmer mit den Arbeiten für die moderne Produktionshalle mit den benötigen Lager-, Büro- und Sozialräumen. „Die ehemalige Kirche konnten wir nicht nutzen, die war zu klein, um die Backanlage dort unterzubringen“, berichtet Michael Block.
Innenausbau im Dezember
Derzeit laufen die letzten Arbeiten, das Gebäude ist bereits kurz vor der Fertigstellung. Ende November startet der Aufbau der Maschinen sowie der Silos. Michael Block freut sich sehr auf die neue Produktionseinrichtung: „Wir bekommen eine verlässliche Backtechnik in einem zweckmäßigen, ausreichend großen Gebäude, das den heutigen Standards entspricht.“
Dabei hat die Kirche auch die Nachhaltigkeit im Blick: Die kircheneigene NAK Nachhaltigkeits- und Immobilien GmbH errichtet auf dem Produktionsgebäude eine Fotovoltaikanlage mit dem Ziel einer möglichst hohen Eigennutzung. Das Gebäude ist zudem entsprechend isoliert und wird durch zwei Wärmepumpen beheizt.
Glutenfreie Hostien weiter in Handarbeit
Erstmals gibt es im neuen Gebäude auch einen separaten Produktionsbereich für die glutenfreien Hostien, abgeschottet von der Weizenmehlproduktion. Wegen der geringen Stückzahlen läuft diese Produktion jedoch weiter in Handarbeit mit einem manuellen Waffeleisen und einer historischen Stanzmaschine.
Testproduktion Anfang 2024
Der Umzug der Produktion ist rund um den Jahreswechsel vorgesehen. Übernommen werden die Teile der bestehenden Anlage, die 2016 erneuert wurden. Ersetzt werden die Backanlage sowie der Konditionierkanal, in dem die gebackenen Hostien befeuchtet werden, damit sie beim Stanzen nicht zerbrechen. Zudem wird eine neue Silotechnik installiert. Hier werden das angelieferte Weizenmehl sowie die Produktionsreste gelagert. Letztere werden verkauft und zu Tierfutter weiterverarbeitet.
Im Januar soll die Testproduktion starten und im Anschluss so schnell wie möglich der reguläre Betrieb weitergehen, wie Michael Block betont.
Ob sich mit dem neuen Backautomaten gegebenenfalls auch der Geschmack der Hostien ändern wird, bleibt abzuwarten. „Das wissen wir erst, wenn die ersten Tests gefahren sind“, so Michael Block. Er geht nicht davon aus, da sich die Zutaten nicht verändern. Er könne sich aber vorstellen, dass durch die bessere Befeuchtung leichte Nuancen in der Konsistenz entstehen.
Investition in die Zukunft
Die Kirche investiert in das neue Gebäude sowie die Produktionsanlage rund 4,5 Millionen Euro. Damit wird die Versorgung der neuapostolischen Gemeinden mit Hostien in den nächsten Jahrzehnten gesichert – und das nicht nur in Westdeutschland. Die Gebietskirche beliefert neuapostolische Gemeinden in 60 Ländern mit Hostien – und das kostenfrei. 600.000 Euro wendet die Kirche dazu etwa jedes Jahr für Löhne, Materialeinkauf und Energiekosten auf.
Neben der Bäckerei in Bielefeld gibt es noch drei weitere Produktionsanlagen weltweit: in Kapstadt (Südafrika, seit 2003), Lusaka (Sambia, seit 2012) und in Indien. Dort läuft die Produktion jedoch weitestgehend in Handarbeit. Daher erreichen diese nicht das Produktionsvolumen von 85 Millionen Stück, wie derzeit in Bielefeld.
Gesamtproduktion bei über fünf Milliarden
Durch die weiteren Produktionseinrichtungen ging der Bedarf in den letzten 20 Jahren zurück. Der Rekord der Jahresproduktion lag 2001 bei mehr als 237 Millionen. Von 1931 bis heute wurden in Bielefeld mehr als 5,3 Milliarden Hostien gebacken, verpackt und verschickt.
Blick auf die neue Hostienbäckerei der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland
20. November 2023
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Michael Block
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