
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund. "Kirchen der Nachkriegszeit - Boomjahre sakraler Baukunst in Dortmund" ist der Titel des Buches, das die Herausgeber am Donnerstag, 17. Juni 2010, der Presse und geladenen Gästen im Rahmen einer Ausstellungseröffnung vorstellten. Auf 222 Seiten zeigt es zahlreiche Fotografien und bietet informative Texte zur Kirchenarchitektur der Nachkriegsjahrzehnte in Dortmund. Ort der Veranstaltung war die evangelische Lutherkirche in Dortmunds Nordstadt.
"Das Buch, das sich als zweiter Band einer Reihe zur Dortmunder Architektur versteht, stellt die wichtigsten, nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen kirchlichen Gebäude der verschiedenen Konfessionen und Religionen in Dortmund vor und will das Verständnis für diese Architektur fördern", so seine Herausgeber. Es nennt ebenfalls die wichtigsten Dortmunder Kirchenbaumeister dieser Zeit.
Kirche der ehemaligen Gemeinde Dortmund-Nord
Das Gebäude der Neuapostolischen Kirche der ehemaligen Gemeinde Dortmund-Nord wird als ein Beispiel der Bautätigkeit der 1970er Jahre präsentiert.
Die Herausgeber des Buches - die beiden Dortmunder Architekten Dr. Peter Kroos und Richard Schmalöer sowie der Dortmunder Historiker, Germanist und freie Publizist Dr. Ingo Grabowsky - hatten zu dieser Buchpräsentation eingeladen. Mitherausgeber ist der Bund Deutscher Architekten Dortmund.
"Notkirchen"
Das Buch erscheine nicht zufällig in einer Zeit schrumpfender Gemeinden, in der immer mehr Gotteshäuser, die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mit Enthusiasmus und großer Hoffnung auf bessere Zeiten wiederaufgebaut wurden, vom Leerstand bedroht seien und oft ein Abriss der Gebäude die letzte Konsequenz sei, so Dr. Kroos in seiner Einführungsrede.
Der demografische Wandel, der zunehmende Anteil von Mitbürgerinnen und -bürgern aus nicht-christlichen Kulturen und die fortschreitende Entchristlichung der hiesigen Bevölkerung träfen alle Kirchen gleichermaßen, so seine Einschätzung.
Nie vorher und nie nachher seien so viele Kirchen gebaut worden, wie in den Jahren von 1945 bis 1975. Als "Notkirchen" würden sie oft bezeichnet. "Notkirchen" nicht etwa deshalb, weil nur begrenzte finanzielle oder gestalterische Mittel zur Verfügung gestanden hätten, sondern weil die Not der Nachkriegszeit die Menschen in die Kirchen getrieben habe, die bestehenden Gotteshäuser zum Teil zerstört waren und die Nachfrage nach Gottesdiensten und weiteren kirchlichen Versammlungen stark wuchs.
Master-Plan: Schutz vor unwürdiger Nutzung
Jetzt gelte es, die Bausubstanz trotz eines entgegengesetzten Trends möglichst zu erhalten. Besonders gefährdet seien die Kirchenbauten der Nachkriegszeit, wie insgesamt die Architektur dieser Epoche ums Überleben kämpfe. "Das Buch will einen Beitrag dazu leisten, die Verwertungskette der Kirchengebäude von Leerstand über Verfall zu Abriss zu durchbrechen", so Dr. Kroos.
Es sei Teil eines Master-Plans, den die Dortmunder Architekten zu diesem Zweck aufgelegt hätten. Dabei ginge es nicht nur um den Gebäudeerhalt, sondern auch um den Schutz vor einer unwürdigen Nutzung.
Orte der Begegnung
Der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau wünschte in seiner Rede ebenfalls, dass die Kirchen nicht "unter die Räder" kämen - und damit meine er nicht nur die Gebäude. "Ein Gang in die Kirche lohnt sich immer", gab er zu bedenken. Wenn sie schon nicht mehr als Gotteshäuser genutzt würden, sollten sie doch Orte der Begegnung bleiben, plädierte auch er für eine würdevolle Nutzung der Gebäude.
Er unterstütze sehr die Idee der Architekten, auch die säkularisierten Gebäude als zentrale Orte der Begegnung von Menschen zu nutzen - Begegnungen, die Menschen zusammenführen und zusammenfügen könnten.
Fotoausstellung
Zu den geladenen Gästen zählten Pfarrerinnen und Pfarrer sowie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter auch Kirchenvertreter der Neuapostolischen Kirche in Dortmund, die zur Erstellung des Buches mit Informationen, Archivmaterial und Fachwissen beigetragen hatten.
Die Buchpräsentation wurde ergänzt durch eine Ausstellung einer Reihe von beispielhafter Fotos aus dem Buch. Die Autoren standen zu Gesprächen bereit und gaben weitere Erläuterungen zu dem aktuellen Thema.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 4. Juli 2010, geöffnet:
Luther-Kirche der evangelischen Lydia-Gemeinde
Flurstr. 41
44145 Dortmund
Mediadaten "Kirchen der Nachkriegszeit"
Ingo Grabowsky, Peter Kroos, Richard Schmalöer und Bund Deutscher Architekten, BDA Kreisgruppe Dortmund (Hrsg): Kirchen der Nachkriegszeit – Boomjahre sakraler Baukunst in Dortmund, Münster 2010, 222 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-87023-338-9.
Neue Publikation: Sakralbauten der Nachkriegszeit
29. Juni 2010
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter