
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Kurzfassung ↑
- Die Lehre Jesu Christi und sein vorbildliches Wirken sind für unser Dienen und Führen in der Neuapostolischen Kirche bindend und maßgebend für den Umgang mit unseren Mitmenschen.
- Unser Wirken soll dazu beitragen, dass alle Gläubigen die ewige Gemeinschaft mit Gott erlangen und auf dem Weg dorthin glücklich werden.
- Bewährtes erhalten wir. Die zeitgemäßen Impulse des Heiligen Geistes setzen wir in die Tat um.
- Gegenseitige Achtung, Offenheit, Bescheidenheit und Verschwiegenheit sind Voraussetzung für eine gesegnete Zusammenarbeit und führen zu einer gottwohlgefälligen Gemeinschaft.
- Unsere kirchliche Autorität wird in Liebe, Gerechtigkeit und beispielhaftem Vorleben ausgeübt.
- Frieden bewahren wir durch Gebete, gemeinsame Gespräche und den Willen zur Versöhnung.
- Wir bekennen uns dazu: Gott und sein Werk sind uns heilig!
Präambel ↑
Die Neuapostolische Kirche will mit diesem Leitbild eine einheitliche Grundlage für das Dienen und Führen innerhalb der Kirche schaffen. Dieses Leitbild soll für alle verbindlich sein und dem Einzelnen helfen, durch christliche Nächstenliebe, gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung zur Einheit der Kirche und der Gemeinschaft beizutragen.
Führen in der Neuapostolischen Kirche ist nie Selbstzweck, sondern soll dazu dienen, dass alle Gläubigen das Ziel des Glaubens erreichen: nämlich bei der Wiederkunft Christi zu dessen Braut gehören und die ewige Gemeinschaft mit Gott erlangen. Hierbei sind die Grundsätze der Lehre Jesu Christi maßgebend. Das Dienen und Führen muss bestimmt sein von Gehorsam gegenüber dem Göttlichen, einem innigen Gebetsleben und gottesfürchtigem Handeln. Dadurch wird ein vertrauensvolles, einbeziehendes Zusammenarbeiten möglich. Die Kirchenleitung legt Wert darauf, dass diese Art des Dienens und Führens überall angewandt wird.
Einleitung ↑
Das Evangelium Jesu Christi hat zeitlose Gültigkeit. Trotzdem prüft die Kirchenleitung sehr sorgfältig, ob die Art und Weise des Dienens und Führens den Anforderungen der Zeit noch entspricht. Sie ist sich der Verantwortung bewusst, dass es Bewährtes zu erhalten gilt.
Das gewandelte Verhältnis vieler Menschen zu Arbeit und zu Führung erfordert heute mehr Einfühlungsvermögen, Gesprächsbereitschaft und den Willen zur Zusammenarbeit. Durch verantwortungsbewusstes Mitdenken und Handeln entfalten sich die Gaben und Fähigkeiten des Einzelnen zum Interesse und zum Nutzen der Kirche und zu seinem eigenen Wohlbefinden.
Das Dienen und Führen in der Neuapostolischen Kirche soll nachstehend in folgenden Titeln erläutert werden:
- Anforderungen an Führungsverantwortliche
- Autorität
- Führungsverhalten
- Delegation
- Kommunikation
- Konfliktbewältigung
Wenn in den folgenden Ausführungen von Führungsverantwortlichen die Rede ist, so fallen darunter: Stammapostel, Bezirksapostel, Apostel, Bischöfe, Bezirksämter, Gemeindevorsteher; beauftragte Glaubensgeschwister, z. B. Vorsitzende von Arbeitsgruppen, Gremien.
Anforderungen an Führungsverantwortliche ↑
Für die Erfüllung der Aufgaben der Führungsverantwortlichen sind geistliche Eigenschaften wie:
- Tiefer Glaube
- Gottesfurcht
- Liebe zum Nächsten
aber auch Führungseigenschaften wie
- Offenheit
- Ehrlichkeit
- Verschwiegenheit
- Kommunikations- und Kritikfähigkeit
- Selbstvertrauen
- Einsatz- und Opferbereitschaft
- Belastbarkeit
erforderlich.
Führungsverantwortliche sollen immer bereit sein, ihr eigenes Führungsverhalten zu überprüfen und ihre Führungsfähigkeiten weiterzuentwickeln. Dem christlichen Selbstverständnis folgend, respektieren sie die religiösen Auffassungen aller Menschen. Sie werten andere Kulturen, Sitten und Gebräuche nicht ab. Vielmehr begegnen sie allen Menschen mit der gebotenen Achtung. Von den Amtsträgern und Glaubensgeschwistern verlangen sie nicht mehr, als sie selbst zu tun gewillt sind.
Glaubwürdig sind Führungsverantwortliche nur, wenn sie Zusagen einhalten, ihre Handlungen nachvollziehbar sind und ihre Entscheidungen begründet werden können. Hierbei ist das Wort aus Jakobus 1,22 eine wertvolle Orientierung:
"Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst." (Jakobus 1,22)
Autorität ↑
Jesus Christus ist das Haupt der Kirche. Der Stammapostel ist das Haupt aller Apostel; er leitet die Kirche zusammen mit den Aposteln. Jesus Christus erwähnte:
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat." (Johannes 13,16)
Es muss zwischen äußerer Autorität und innerer Autorität unterschieden werden. Äußere Autorität ist die Machtausübung aufgrund der Position des Einzelnen. Dagegen zeichnet sich innere Autorität im Wesentlichen aus durch:
- Persönliches Verinnerlichen und Praktizieren der Lehraussagen und Anordnungen
- Überzeugungskraft durch glaubwürdiges Auftreten sowie durch fundierte Weitergabe von Lehraussagen und Anordnungen
- Geistliche, menschliche und fachliche Kompetenz
- Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit der Person
Würde die innere Autorität fehlen, wäre Vertrauensverlust, Resignation oder gar Ablehnung die Folge.
Führungsverhalten ↑
Führen heißt, ein Ziel haben und jemandem den Weg zeigen, indem man mit ihm geht. Der Führungsverantwortliche muss sich in jeder Situation bewusst sein, dass sein eigenes Handeln Vorbild für die anvertrauten Amtsträger und Glaubensgeschwister sein wird. Das gesamtkirchliche Interesse steht dabei im Vordergrund. Ein Amt oder eine Aufgabe darf nicht für persönliche Interessen missbraucht werden.
Führungsverantwortliche müssen frei von ehrsüchtigem Handeln sein. Dabei sind die Worte des Sohnes Gottes maßgebend:
"Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe." (Johannes 13,15)
Der Kirche und den Gläubigen dienende Entscheidungen können Führungsverantwortliche nur treffen, wenn sie sich unbefangen Klarheit über den jeweils vorliegenden Sachverhalt verschaffen. Die Führungsverantwortlichen sind sich auch bewusst, dass die Amtsträger und Glaubensgeschwister freiwillig dienen. Schon deshalb werden sie beim Erteilen von Aufgaben alles vermeiden, was zu einer unzumutbaren Belastung führen könnte.
Zur Führungsaufgabe gehört:
- Inniges Beten und sorgfältiges Beachten göttlicher Hinweise vor Auswahl geeigneter Amtsträger und Beauftragter
- Übertragung (Delegation) von Mitverantwortung
- Geistliche und fachliche Förderung der Amtsträger beziehungsweise der beauftragten Glaubensgeschwister
- Anregen zum Mitdenken und zur Mitgestaltung
- Aufgaben stellen, begründen und erläutern, überzeugend weitergeben, auf deren Einhaltung achten
- Handlungsspielräume gewähren, die zur Erfüllung der Aufgaben notwendig sind
Der gegenseitige Umgang ist geprägt von Wertschätzung und der Liebe zum Nächsten, auch dann, wenn Fehler begangen und eingestanden worden sind. Mit berechtigtem Lob und Tadel soll nicht zurückgehalten werden, wobei das Aussprechen möglichst in zeitnahem Zusammenhang mit der Handlung erfolgen soll. Gespräche dieser Art dienen auch dazu, Überzeugung für zu erledigende Aufgaben zu schaffen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Für Anregungen sollen die Führungsverantwortlichen aufgeschlossen sein, jedoch obliegt ihnen die endgültige Entscheidung. Führungsverantwortliche haben auch die Aufgabe, kirchliche Notwendigkeiten zu verdeutlichen, die gegebenenfalls auch einen Verzicht auf in der Kirche nicht zu verwirklichende eigene Zielvorstellungen zur Folge haben können.
Das harmonische Zusammenwirken solcher Verhaltensweisen schafft Vertrauen und Wertschätzung und lässt das "Wir-Gefühl" entstehen, wodurch sich jeder Einzelne in der Gemeinschaft wohl fühlt.
Delegation ↑
Damit die Führungsverantwortlichen sich mit den wesentlichen Aufgaben beschäftigen können, ist die Übertragung von möglichst vielen anderen Aufgaben erforderlich. Sie sollen prüfen, inwieweit bestimmte Seelsorgeaufgaben von geeigneten Amtsträgern im Bezirk oder in der Gemeinde übernommen werden können.
Unverzichtbarer Bestandteil der Delegation ist die Erteilung von Entscheidungsbefugnissen, die für die Erfüllung der jeweiligen Aufgaben notwendig sind.Für die Bewältigung umfangreicher und vielschichtiger Aufgaben werden vom dazu befugten Führungsverantwortlichen Arbeitsgruppen eingesetzt. Ziele und Rahmenbedingungen sind mit der Arbeitsgruppe zu vereinbaren. Erfolg kann eine Gruppe nur haben, wenn die erforderliche Unterstützung des Führungsverantwortlichen gegeben ist.
Kommunikation ↑
Es liegt im Interesse jedes Einzelnen, Ziele und Absichten, Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen. Zudem besteht das Bedürfnis, eigene Anliegen mitteilen zu können. Dies gelingt am Besten, wenn miteinander kommuniziert wird.
Fehlen offene Gespräche und regelmäßige Zusammenkünfte, entsteht Unsicherheit und es kommt zu Missverständnissen. In einer offenen Gemeinschaft werden Meinungsverschiedenheiten miteinander besprochen.
Es ist einer echten Einheit dienlich, wenn alle Entscheidungen so weit wie möglich erläutert werden. Auftretende Fragen und sich anschließende Gespräche sollen nicht als Zeichen für Uneinigkeit, sondern als das Bestreben, zur Einheit beizutragen, betrachtet werden.
Die Führungsverantwortlichen sollen in angemessenem Umfang informieren. Sie haben auch dafür zu sorgen, dass sie die unerlässlichen Rückinformationen bezüglich Anwendung und Wirkungsweise erhalten.
Eine echte Einheit kann nur erreicht werden, wenn
- im Gebet um die Hilfe Gottes gerungen wird
- alle Beteiligten vorurteilslos und ohne Überheblichkeit einander begegnen
- die Bereitschaft zur Zusammenarbeit vorhanden ist
- die Beteiligten einander anhören, um die Sehensweisen besser kennen zu lernen
- die richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommen
- geistige Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Meinungen gezeigt wird
- auf starres Festhalten am eigenen Standpunkt verzichtet wird und
- angstfrei kommuniziert werden kann
Im Interesse der Einheit dürfen einmal getroffene Entscheide, erlassene Anordnungen und ausgegebene Richtlinien nicht vom Einzelnen nach Belieben interpretiert werden.
Konfliktbewältigung ↑
Das menschliche Miteinander ist geprägt von gegenseitiger Unterstützung und Freundschaft, aber auch von unterschiedlichen Auffassungen, Interessengegensätzen und von Vorurteilen. Regelmäßige Besprechungen schaffen mehr Verständnis füreinander und mindern die Entstehung unnötiger Konflikte.
Durch eindeutige Entscheidungsbefugnisse und Selbstbescheidung der Beteiligten können viele Konflikte von vornherein vermieden werden.
Das Zusammenwirken der Glaubensgeschwister zeichnet sich nicht dadurch aus, dass keine Konflikte bestehen, sondern in der Art und Weise, wie diese gelöst werden. Konflikte beinhalten für alle Beteiligten auch die Möglichkeit, neue und bessere Lösungen zu finden; Demut, Liebe und gegenseitige Achtung erleichtern dies.
Dabei ist zwischen Wesen der Person und Handlung in der Sache zu trennen. Vielfach wird in guter Absicht gehandelt, jedoch werden oft unbewusst Fehler gemacht. Es geht darum, den Ursachen nachzugehen und nicht nach Schuldigen zu suchen. Allerdings muss auch die Bereitschaft vorhanden sein, in Fällen, in denen Probleme ihre Ursachen im fehlenden Format einzelner Amtsträger und Beauftragter haben, diese anzusprechen oder gegebenenfalls personelle Veränderungen vorzunehmen. Erforderliche Gespräche werden unter Wahrung der Würde der Persönlichkeit geführt.
Lassen sich entstandene Konflikte nicht lösen, kann sich jeder vertrauensvoll an einen höheren Führungsverantwortlichen wenden.
"So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr. Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit." (Kolosser 3,12-14)
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