
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
An der Schuckenbaumer Straße in Bielefeld, im Gebäude einer ehemaligen Näherei, ist seit 1990 die Hostienbäckerei beheimatet. Zuvor war sie im Erdgeschoss der Kirche Bielefeld-Gadderbaum untergebracht. Aus Wasser und Mehl (Typ 405) sowie einer Spur Lecithin (für die automatische Verarbeitung) entstehen hier die Hostien für die neuapostolischen Gemeinden.
Teig anrühren ↑
Doch der erste Schritt passiert in einem Nebenraum mit zwei großen Silos: Einem für das Mehl und einem weiteren für die zerkleinerten Reste der ausgestanzten Hostienplatten. Alle zwei Wochen werden hier rund 3,5 Tonnen Mehl angeliefert. Sie reichen für acht bis zehn Produktionstage aus.
Alle 45 Minuten rühren die Mitarbeiter der Hostienbäckerei neuen Teig an – und das immer nach dem gleichen Muster: 49 Liter Wasser, dazu 39 Kilogramm Mehl. Je nach Konsistenz kommen während des automatischen Rührvorgangs noch bis zu 2,6 Liter Wasser dazu.
Die große Backmaschine ↑
Über Rohrleitungen fließt der Teig dann hinüber zur Backmaschine, die den Produktionsraum beherrscht. Der große Backautomat hat 31 „Waffeleisen“, auf die der Teig automatisiert aufgetragen wird.
Jedes Blatt läuft dann etwa eine Minute in der Backzange durch den Ofen, ehe sich das Backeisen wieder öffnet und die knapp 20 Gramm leichte Teigplatte per Druckluft-Stoß auf ein Förderband gelangt.
Konditionierer ↑
Als nächster Produktionsschritt folgt der Konditionierer (Befeuchter). Die Hostienplatten sind nach dem Backvorgang trocken und brüchig. In diesem Zustand wäre eine Weiterverarbeitung nicht möglich.
Nach fünf Minuten im Wasserdampf sind die Teigplatten biegsam und verarbeitbar.
Betupfer: 14 Liter Rotwein pro Woche ↑
Die nächste Station auf dem Transportband ist der „Betupfer“. 14 Liter Rotwein werden hier pro Woche verarbeitet. Drei Tropfen kommen auf jede Hostie. Die aktuelle Sorte ist „Blauer Zweigelt“. Wichtig ist die starke Farbe des Weins, damit die markanten roten Tropfen sichtbar sind.
Ausstanzen und Verpacken ↑
Vorletzter Arbeitsschritt ist das Ausstanzen der 73 runden Hostien pro Blatt. Der Rest der Backplatte wird zerschreddert und in das zweite Silo geblasen. Der Laster nimmt die Backreste mit.
Über ein weiteres Transportband gelangen die Hostien zum Wiegen und Verpacken. Etwa 1.600 Stück kommen in einen Karton – je nach Wetterlage und Luftfeuchtigkeit sind das mal etwas mehr oder etwas weniger.
Eine Normalverpackung mit 20 Kartons enthält etwa 33.000 Hostien und wiegt etwa acht Kilo.
Versand bis nach Afrika ↑
Mit einem Umkarton versehen kommen die Hostien dann auf Paletten. Nahezu täglich verlassen Lieferungen die Hostienbäckerei. Von Bielefeld aus geht es in mehr als 60 Länder.
Zusätzlich wird Afrika durch die Hostienbäckereien in Kapstadt/Südafrika (seit Februar 2003) und Lusaka/Sambia (seit März 2012) versorgt. Dort sind Produktion und Versand günstiger. Allerdings kommen die Bäckereien dort nicht auf die Produktionsleistung von Bielefeld. Dennoch konnte die Hostienbäckerei in Deutschland die Produktion in den letzten Jahren leicht verringern.
Mehr als fünf Milliarden Hostien ↑
Der Hostienbedarf ist in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen. Reichten 1931 noch fünf Millionen Stück, produzierte die Hostienbäckerei ab 1983 mehr als 50 Millionen und seit 1991 – mit einem größeren Backautomaten – mehr als 100 Millionen Hostien pro Jahr. Der Rekord der Jahresproduktion lag 2001 bei mehr als 237 Millionen.
In Bielefeld sind es heute rund 100 Millionen Hostien pro Jahr, also etwa 2 Millionen pro Woche. Von 1931 bis heute wurden in Bielefeld mehr als 5,3 Milliarden Hostien gebacken, verpackt und verschickt.
Hostien für Allergiker ↑
Zugenommen hat indes der Versand von Sonderhostien für Allergiker auf etwa 38.000 pro Jahr. Sie werden als Sonderproduktion etwa alle zwei Wochen in Handarbeit auf einem manuellen Waffeleisen aus Reismehl hergestellt. Sie sind damit glutenfrei und auch für Weizenmehl-Allergiker geeignet.
Ein Backtag dauert zehn Stunden ↑
Etwa zehn Stunden am Tag wird in Bielefeld produziert – vier Tage die Woche. Drei Vollzeit- und mehrere Teilzeitkräfte sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Dabei müssen in der Produktion mindestens zwei Mitarbeiter anwesend sein, um Teig anzurühren, die Maschine zu kontrollieren und die Hostien zu verpacken.
Etwa 600.000 Euro wendete die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen jedes Jahr für die Hostienproduktion- und den Versand auf, also rund 0,6 Cent pro Stück. Die Hostien werden den Gebietskirchen weltwelt kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Hostien mit drei Tropfen Wein ↑
Seit 1917 werden in der Neuapostolischen Kirche die Hostien mit drei Tropfen Wein gereicht. Die Einführung hatte vorwiegend gesundheitliche, aber auch praktische und wirtschaftliche Gründe. Zum einen bestanden Bedenken bezüglich der Übertragung von Infektionskrankheiten und Seuchen beim gemeinsamen Trinken von Wein aus einem Kelch. Weitere Faktoren waren die Rationierung von Wein sowie die Versorgung der Gläubigen in den Kriegsjahren. Um die Soldaten im Feld, in den Lazaretten, der Gefangenschaft aber auch die Gläubigen in entfernten Gebieten mit dem Abendmahl versorgen zu können, wurden Hostien mit drei Tropfen Wein beträufelt, gesegnet und zusammen mit einer schriftlichen Sündenvergebung per Feldpost verschickt. 1919 beschloss die Apostelversammlung dann, diese Form der Feier des Heiligen Abendmahls in allen Gemeinden einzuführen.
Geschichte der Hostienproduktion ↑
Der Anfang einer eigenen Hostienproduktion für die Gemeinden der Neuapostolischen Kirche lag in Herne. Bäckermeister Pflug richtete im Jahr 1925 auf eigene Kosten eine kleine Hostienbäckerei ein. Im Mai 1931 übereignete die Bäckerei Pflug diese Einrichtung der Neuapostolischen Kirche. Am 27. Mai 1931 erfolgte die Verlegung nach Bielefeld in die Dorotheenstraße. Helene Herterich übernahm dort die Leitung der kleinen Hostienbäckerei. Gemeinsam mit dem gelernten Bäcker Karl Hörnig startete sie die Produktion.
Aufgrund eines zunehmenden Hostien- und des damit verbundenen größeren Raumbedarfs für Produktion, Lager und Versand zog die Hostienbäckerei Anfang der sechziger Jahre in das Eckhaus Große-Kurfürsten-Straße, Ecke Dorotheenstraße um. Im Jahr 1979 wurde eine vollautomatische Produktionsanlage angeschafft und an einem neuen Standort, im Kirchengebäude in Bielefeld-Gadderbaum, installiert. Sie nahm im September 1979 die Produktion auf.
Steigender Bedarf an Hostien
Das weltweite Wachstum der Neuapostolischen Kirche hatte natürlich auch Auswirkungen auf den Bedarf an Hostien. Ende der achtziger Jahre erteilte Bezirksapostel Hermann Engelauf, der damalige Leiter der Gebietskirche Nordrhein-Westfalen, den Auftrag für eine größere Backanlage. Sie konnte in den bisherigen Räumlichkeiten allerdings nicht untergebracht werden. Deshalb entschied der Bezirksapostel, eine ehemalige Näherei in Bielefeld-Kammerratsheide zu pachten und die Hostienbäckerei dorthin zu verlegen. Am 15. September 1990 nahm Stammapostel Richard Fehr, von 1988 bis 2005 Leiter der Neuapostolischen Kirche International, die neue Backanlage in Betrieb.
Mit der neuen Hostienbackanlage erfolgte auch die Umstellung der Prägung. Bisher war auf jeder Hostie ein Bild des gekreuzigten Jesus zu sehen. Seit 1990 tragen die Hostien die Prägung A und Ω (Alpha und Omega), die Zeichen für Christus, den Herrn. Es blieb bei den drei Tropfen Wein auf jeder Hostie.
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