
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Duisburg/Dortmund. Statt Motorenlärm herrscht in der Karl-Lehr-Straße vier Tage nach dem Unglück immer noch Stille. Eine emotionsgeladene Stille: Trauer, Entsetzen und Wut stehen in den Gesichtern der Besucher. Der Ort ist mittlerweile zu einer Pilgerstätte geworden – täglich kommen Tausende zu den Tunneln und zur Rampe, dem einzigen Zugang zum alten Güterbahnhof, wo am Samstag die Loveparade stattfand. Sie versuchen zu verstehen und zu verarbeiten, was geschehen ist. Am Mittwochabend besuchte Bezirksapostel Armin Brinkmann den Unglücksort.
21 Tote, mehr als 500 Verletzte – das ist die entsetzliche Bilanz der Loveparade in Duisburg. Aufgrund einer Massenpanik im Zutrittsbereich des Geländes endete der 24. Juli 2010 für viele Besucher in einer Katastrophe.
Blumengesteck und stilles Gebet
Ein Meer aus roten Grabkerzen und Blumensträußen liegt zu den Füßen der Trauernden, Fotos von Opfern. Und Schilder. Auf vielen steht nur ein Wort: „Warum?“ Betroffen zeigt sich Bezirksapostel Armin Brinkmann beim Besuch des Unglücksorts. Er geht langsam und bedächtig durch die Menschenmenge, legt ein Blumengesteck nieder und spricht ein stilles Gebet. Ein „äußeres Zeichen der Verbundenheit“, wie er später sagt.
Dann spricht ihn ein Mann an, der hautnah beim Unglück dabei gewesen war. Zur Verarbeitung seiner Trauer hat er auf der Rampe zum Veranstaltungsgelände eine Kreuzeswand errichtet. Sie besteht aus 20 kleineren und einem großen Kreuz. Er bittet den Bezirksapostel, das Blumengesteck vor dieser Wand niederlegen zu dürfen. In einem Bereich, der der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Im kleinen Kreis mit dem zuständigen Apostel Rainer Storck und dem Leiter des Bezirks Duisburg, Bezirksältester Klaus-Dieter Kohls, suchte Bezirksapostel Armin Brinkmann die Stätte des Unglücks vor dem Abendgottesdienst am 28. Juli 2010 auf. Auch zwei Jugendliche begleiteten die Gruppe – sie waren am Loveparade-Samstag als Sanitäter im Einsatz. Viele Monate war der Gottesdienst in Duisburg geplant, wenige Tage vorher erhielt er einen ganz anderen Charakter.
Schweigeminute zu Beginn
Der Gottesdienstes kurze Zeit später in der Gemeinde Ungelsheim war von der Katastrophe des vergangenen Samstags geprägt. „In den letzten Tagen habe ich immer wieder der Menschen gedacht, die bei diesem Unglück physisch als auch psychisch zu Schaden gekommen sind“, leitete Bezirksapostel Brinkmann seine Predigt ein.
Hätte er die Möglichkeit gehabt, sich in ein Kondolenzbuch einzutragen, so hätte er den Hinterbliebenen, Verletzten und Betroffenen das Bibelwort aus dem 119. Psalm, Vers 76 gewidmet: „Deine Gnade soll mein Trost sein.“
Fürbitte für alle Betroffenen
Die Gottesdienstbesucher hielten eine Schweigeminute, die der Bezirksapostel mit einem Gebet abschloss. Dabei gedachte er besonders der 21 jungen Menschen, die unerwartet aus dem Leben gerissen wurden, sowie der Hinterbliebenen und Verletzten. Er betete aber auch für die vielen Verantwortungsträger, die mit den Folgen des Unglücks zu tun haben.
„Darüber zu urteilen, wer Schuld trägt, das ist nicht unsere Aufgabe“, erläuterte er nach dem Gebet. „Wir wollen fürbittend, betend für alle Betroffenen eintreten“, appellierte Bezirksapostel Brinkmann an die Gläubigen. „Das ist unsere Aufgabe als Christen.“
Eintrag ins Kondolenzbuch der Stadt Duisburg
Bereits am Dienstag, 27. Juli 2010, hatte sich Bezirksältester Klaus-Dieter Kohls in Begleitung des Duisburger Öffentlichkeitsbeauftragten, Hirte Udo Paul, im Duisburger Rathaus in das Kondolenzbuch der Stadt eingetragen. „Die Nachricht der schrecklichen Ereignisse lösen Trauer und Betroffenheit aus. Den Opfern gelten unsere christlichen Gebete und den Angehörigen unser Mitempfinden“, heißt es in dem Eintrag unter anderem.
Im Vorfeld besuchten auch viele Kirchenmitglieder die Unglücksstelle, hinterließen Blumen und zündeten Kerzen an. „Es sind viele Menschen in meinem Alter gestorben und das auch noch in meiner Heimatstadt“, berichtete ein Jugendlicher aus Duisburg, „Ich musste einfach dort hin, damit ich das Geschehene verarbeiten kann.“
Brief an Ministerpräsidentin und Oberbürgermeister
Im Laufe der Woche hatte Bezirksapostel Armin Brinkmann dem Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geschrieben und teilte ihnen seine Betroffenheit und Anteilnahme mit.
„Ich wünsche Ihnen angesichts der Kritik viel Stärke und Übersicht“, schreibt der Kirchenpräsident dem Oberhaupt der von dem Unglück schwer getroffenen Stadt und ihrer Bürger. Und: „Meine Gedanken gehen auch zu den vielen verletzten und traumatisierten Menschen, die lange brauchen, bis die inneren und äußeren Verletzungen überwunden sind.“ Auch ihrer werde er in seinen Gebeten gedenken, so der Bezirksapostel.
Gratulation zur Wahl
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft versicherte er die Anteilnahme der neuapostolischen Christen. Zudem gratulierte ihr noch zur erfolgreichen Wahl. „Für Ihre Amtsausübung wünsche ich Ihnen viel Stärke, Übersicht, Gelassenheit und Weitsicht, damit Sie und Ihre Regierung zum Wohle der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen tätig sein können“, schreibt Bezirksapostel Brinkmann.
An der Trauerfeier der Stadt Duisburg am kommenden Samstag werden für die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen Apostel Franz-Wilhelm Otten als Vertreter der Kirchenleitung und Bezirksältester Klaus-Dieter Kohls als Vertreter der neuapostolischen Christen aus Duisburg teilnehmen.
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