Katechismus
in Fragen und Antworten

2014 erschien der Katechismus in Fragen und Antworten als übersichtliches Nachschlagewerk.

09. Das Leben nach dem Tod

Ja, der Mensch ist sowohl ein leibliches als auch ein geistiges Wesen; er ist eine Einheit von Leib, Seele und Geist. Der Leib des Menschen ist sterblich, er unterliegt der Vergänglichkeit. Er ist von Erde genommen und wird wieder zu Erde (vgl. 1. Mose 3,19). Dagegen leben Seele und Geist auch nach dem leiblichen Tod weiter, sind also unsterblich. Die Personalität des Menschen – das Wesentliche, was ihn ausmacht, was er erlebt, empfunden, geglaubt und gedacht hat – bleibt also nach dem leiblichen Tod erhalten.

„Denn Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit geschaffen und ihn zum Abbild seines eignen Wesens gemacht.“ (Weisheit 2,23)

Man unterscheidet zwischen dem leiblichen Tod und dem geistlichen Tod des Menschen. Der leibliche Tod bedeutet das Ende des Erdenlebens. Wenn er eingetreten ist, haben Seele und Geist den Leib verlassen. Der geistliche Tod ist die Trennung des Menschen von Gott. Sie ist Folge der Sünde. Wenn die Bibel vom „zweiten“ Tod (vgl. Offenbarung 20,6; 21,8) spricht, ist damit die Trennung von Gott gemeint, die nach dem Endgericht wirksam wird.

Endgericht: siehe Fragen 579. f.

„Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ (Römer 6,23)

In der Bibel wird mit „Tod“ auch die gottwidrige Macht bezeichnet, die leibliches und geistiges Leben bedroht und zerstören will. So wird in der Offenbarung des Johannes der Tod bildlich als Person beschrieben: „Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach“ (Offenbarung 6,8).

Der dreieinige Gott ist Herr über Leben und Tod. Jesus Christus hat durch seine Auferstehung den Tod besiegt. Damit hat er dem Menschen den Zugang zum ewigen Leben ermöglicht: „... Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium“ (2. Timotheus 1,10).

Die Auferstehung Jesu Christi ist Grundlage für die Auferstehung der Toten. Da er auferstanden ist, werden die Toten auch auferstehen, „die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande“ (Daniel 12,2).

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“ (1. Korinther 15,51.52)

Ein Weiterleben nach dem leiblichen Tod wird schon im Alten Testament angedeutet, im Neuen Testament wird es mehrfach bezeugt. Beispielsweise heißt es in 1. Petrus 3,19.20: „In ihm ist er [Jesus Christus] auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchsWasser hindurch.“

Seele und Geist von Menschen, die gestorben sind, gelangen in das Totenreich. Dies bezeichnen wir auch als „Jenseits“.

Der Begriff „Jenseits“ bezieht sich im Allgemeinen auf alle Bereiche, Vorgänge und Zustände, die außerhalb der materiellen Welt liegen. Im engeren Sinn ist damit das Totenreich (hebräisch: „scheol“, griechisch: „hades“) gemeint.

Nein, Vorstellungen von wiederholten Erdenleben (Reinkarnation), ob als Mensch, Tier oder Pflanze, widersprechen den biblischen Aussagen und damit dem Inhalt des Evangeliums. Es ist „den Menschen bestimmt [...], einmal zu sterben“ (Hebräer 9,27).

Mit dem Begriff „Reinkarnation“ werden mit der christlichen Lehre nicht zu vereinbarende Vorstellungen von einem wiederholten Erdenleben des Menschen in unterschiedlicher Gestalt bezeichnet.

Durch das Andenken an Verstorbene und das Beten für sie haben wir Verbindung mit ihnen. Durch Totenbeschwörung oder Totenbefragung mit Verstorbenen in Verbindung zu treten, ist von Gott untersagt und somit Sünde: „... dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der ... Geisterbeschwörungen ... vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Gräuel“ (5. Mose 18,10-12).

Der Zustand der Seelen in der jenseitigen Welt ist Ausdruck der Gottnähe oder Gottferne. Die Seele des Menschen hat durch seinen leiblichen Tod keine Veränderung erfahren. Glaube oder Unglaube, Versöhnlichkeit oder Unversöhnlichkeit, Liebe oder Hass prägen den Menschen nicht nur in dieser Welt, sondern auch im Jenseits. Dieser Zustand wird im Gleichnis Jesu vom reichen Mann und armen Lazarus (vgl. Lukas 16,19-31) auch angesprochen, wenn dort von einem Ort der Geborgenheit und einem Ort der Qual die Rede ist. Den Verstorbenen kann ihr Zustand bewusst werden. Diejenigen, die Qual leiden, erhoffen Hilfe.

In 1. Thessalonicher 4,16 ist von den Toten zu lesen, „die in Christus gestorben sind“. Das sind die Verstorbenen, die aus Wasser und Geist wiedergeboren wurden und sich auf die Wiederkunft Christi vorbereiten lassen. Sie gehören mit zur Gemeinde des Herrn und befinden sich in einem Zustand der Gerechtigkeit vor Gott, die aus Gnade und Glaube erlangt wird.

Wiedergeburt aus Wasser und Geist: siehe Fragen 528. f.

„Aber die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual rührt sie an. In den Augen der Unverständigen gelten sie als tot, und ihr Abscheiden wird für Strafe gehalten und ihr Weggehen von uns für Verderben; aber sie sind im Frieden.“ (Weisheit 3,1-3)

Ja, seit dem Opfer Christi ist der Zustand der Seelen im Jenseits zum Guten hin veränderbar. Jesus Christus ist nach seinem Tod ins Totenreich gegangen und hat dort gepredigt. Predigt des Evangeliums beinhaltet die Möglichkeit zur Veränderung für den, der sie im Glauben annimmt. Heil kann also auch noch nach dem leiblichen Tod des Menschen erlangt werden.

Heil: siehe Fragen 243. ff., 546.

Seelen im Jenseits, die nie vom Evangelium gehört, keine Sündenvergebung erfahren und kein Sakrament empfangen haben, befinden sich in einem Zustand der Gottferne. Dieser Zustand kann nur durch den Glauben an Jesus Christus und sein Opfer sowie durch den Empfang der Sakramente überwunden werden.

In 2. Makkabäer 12 wird von solchen berichtet, die Götzen gedient hatten und im Kampf gefallen waren. Für sie betete man um Hilfe in ihrem sündigen Seelenzustand. Es wurde Geld gesammelt, mit dem Opfertiere für ein Sühneopfer gekauft werden sollten.
Biblischer Ausgangspunkt für die Sakramentsspendung für Verstorbene ist 1. Korinther 15,29: In Korinth wurden Lebende für Tote getauft. Diese Praxis wurde von den Aposteln der Neuzeit wieder aufgenommen. Es entwickelten sich die heute üblichen Gottesdienste für die Entschlafenen.

Ja, wir können für unerlöste Seelen fürbittend eintreten und den Herrn bitten, er möge ihnen helfen. Ebenso können wir darum beten, dass die Seelen zum Glauben an Jesus Christus gelangen und dafür aufgeschlossen und bereit sind, das Heil anzunehmen, das Gott ihnen schenken will. Da die Toten und die Lebenden in Christus eine Gemeinschaft bilden, werden sie im Jenseits wie im Diesseits im Sinn Christi wirken, also Fürbitte für Unerlöste einlegen. Erlösung selbst jedoch geschieht allein durch Jesus Christus.

Erlösung: siehe Fragen 215. ff. Heil: siehe Fragen 243., 248. ff.

Der Begriff „Diesseits“ bezieht sich im Allgemeinen auf alle Bereiche, Vorgänge und Zustände, die innerhalb der materiellen Welt liegen.

Jesus Christus ist Herr über Tote und Lebende. Es liegt im Willen Gottes, dass allen Menschen geholfen wird (vgl. 1. Timotheus 2,4-6). Dies geschieht durch die Predigt, die Sakramente und die Vergebung der Sünden. Dazu ist der Glaube an Jesus Christus unerlässlich. Dies gilt für Tote und Lebende gleichermaßen. Dass auch den Verstorbenen das Evangelium verkündigt werden muss, sagt 1. Petrus 4,6: „Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist.“

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)

Die Spendung der Heiligen Wassertaufe, der Heiligen Versiegelung und des Heiligen Abendmahls für Verstorbene geschieht, indem Apostel die jeweilige sichtbare Handlung an Lebenden vornehmen. Die Heilswirkung kommt hierbei nicht den Lebenden, sondern den Verstorbenen zugute. Wie Jesus Christus sein Opfer auf Erden brachte, so geschieht auch Heilsvermittlung durch die Apostel auf Erden.

Heilige Wassertaufe: siehe Fragen 481. ff. Heiliges Abendmahl: siehe Fragen 494. ff. Heilige Versiegelung: siehe Fragen 515. ff.