Katechismus
in Fragen und Antworten

2014 erschien der Katechismus in Fragen und Antworten als übersichtliches Nachschlagewerk.

03. Der dreieinige Gott

Gott ist ein geistiges, vollkommenes, völlig unabhängiges Wesen. Er ist ewig, er ist ohne Anfang und Ende. Der eine Gott ist der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Wenn von „dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist“ gesprochen wird, dann sind damit nicht drei Götter gemeint, sondern drei Personen, die der eine Gott sind.

Trinität Gottes: siehe Fragen 61. ff., 198.

Menschen können Gott nicht umfassend beschreiben. Wir kennen aber Wesensmerkmale Gottes: Er ist der Eine (Einzige), der Heilige, der Allmächtige, der Ewige, der Liebende, der Gnädige, der Gerechte, der Vollkommene.

Es gibt nur einen Gott. Der Glaube an den einen Gott ist grundlegendes Bekenntnis des Alten und Neuen Testaments und somit auch grundlegend für den christlichen Glauben.

Die Lehre, dass es nur einen einzigen Gott gibt, bezeichnet man als „Monotheismus“. Monotheistische Religionen sind z.B. das Christentum, das Judentum, der Islam.

„So spricht der Herr, der König Israels, und sein Erlöser, der Herr Zebaoth: Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott.“ (Jesaja 44,6)
„Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein ...“ (Markus 12,29)

Heiligkeit gehört zum Wesen Gottes, zu seinem Sein und Wirken. Heiligkeit umfasst Majestät, Unantastbarkeit, Abgeschieden-Sein vom Alltäglichen. Auch GottesWort und Wille sind heilig. Die Heiligkeit Gottes heiligt den Ort, an dem er sich offenbart.

„Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!" (Jesaja 6,3)

Gott kann alles, für ihn ist nichts unmöglich. Gottes Willen und Wirken kannniemand einschränken. Deutlich zeigt sich in der Schöpfung, dass Gott allmächtig ist. Allein durch sein Wort ist alles geschaffen. Alles was ist, was wir Menschen sehen und auch nicht sehen können, hat er aus Nichts geschaffen. Aus seiner Allmacht wird er auch die neue Schöpfung entstehen lassen. Zur Allmacht Gottes gehören auch seine Allwissenheit und Allgegenwart.

neue Schöpfung: siehe Frage 581.

„Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich." (Lukas 18, 27)

„Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.“ (Hebräer 11,3)

Gott ist ohne Anfang und ohne Ende. Zeitliche Begrenzungen gibt es für ihn nicht. Gott ist Schöpfer der Zeit und Herr über sie.

„Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit." (Psalm 90,2)

Gott zeigte sich schon im Alten Bund als der Liebende, indem er das Volk Israel erwählte und aus der Gefangenschaft in Ägypten befreite. Der gesamten Menschheit offenbarte er sich als Liebender, indem er seinen Sohn zum Heil für alle Menschen sandte.
Apostel Johannes schrieb: „Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Johannes 4,16).

„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3)

„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)

Gott wendet sich dem Menschen in Barmherzigkeit, Gnade, Geduld und Güte zu (vgl. Psalm 103,8). Dass Gott gnädig ist, zeigt sich vor allem daran, dass er sich des in Sünde verstrickten Menschen annimmt und Sünde vergibt. Hierzu gehört, dass Gott in Jesus Christus Mensch wurde. Niemand kann sich Gottes Gnade verdienen, sie ist Geschenk.

Alles, was Gott tut, ist recht; er macht keine Fehler. „Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er“ (5. Mose 32,4). Auf Gottes Gerechtigkeit und Verlässlichkeit kann man bauen: „Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun“ (1. Thessalonicher 5,24) Ausdruck von Gottes Gerechtigkeit sind auch Gesetzmäßigkeiten, wie zum Beispiel, dass der Mensch erntet, was er aussät (vgl. Galater 6,7), und dass Sünde den Tod nach sich zieht (vgl. Römer 6,23). Über allem aber steht Gottes Gnade. Auch sie ist Teil seiner Gerechtigkeit. Durch Jesus Christus kann der Sünder, der Strafe verdient hat, Gnade empfangen: Dann rechnet Gott ihm die Sünden und Verfehlungen nicht mehr an.

„Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich.“ (Psalm 119,160)
„Allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.“ (Offenbarung 16,7)
„[Sie] werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“ (Römer 3,24)

Gottes Werke sind gut, seine Wege sind richtig. Er handelt nicht aufgrund von irgendwelchen Notwendigkeiten oder Zwängen, sondern allein nach seinem vollkommenen Willen. Gott ist in seinen Entscheidungen völlig frei. Zur Vollkommenheit Gottes gehört die Wahrheit. Bei Gott gibt es keine Lüge, keine Täuschung, keine Unsicherheit und keinen Unterschied zwischen Wollen und Tun. Gottes Vollkommenheit kann der Mensch in Jesus Christus erfahren, denn als Einziger auf Erden war Jesus Christus in seinem Sprechen und Handeln ohne Sünde, ohne Fehler, also vollkommen.

„Gottes Wege sind vollkommen, die Worte des Herrn sind durchläutert. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.“ (Psalm 18,31)

„Gott, der Dreieinige“, bedeutet, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist der eine Gott sind. Es sind also nicht drei Götter, sondern es ist ein Gott in drei Personen.

Für die Dreieinigkeit Gottes (Trinität) gibt es im Alten und im Neuen Testament Hinweise. Aufgrund dieser biblischen Zeugnisse glauben Christen an Gott, den Dreieinigen.

Ein erster Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes steht in 1. Mose 1,26: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ Die Mehrzahl „Lasset uns“ verweist auf das Wirken des einen Gottes in mehreren Personen. Gott erschien Abraham in Mamre in Gestalt von drei Männern (vgl. 1. Mose 18). Dies wird als Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes verstanden. Ebenso verhält es sich mit dem dreifachen Segen („Aaronitischer Segen“), den Aaron über dem Volk Israel aussprach (vgl. 4. Mose 6,24-26).

„Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ (4. Mose 6,24-26)

Als Jesus, der Gottessohn, am Jordan getauft wurde, tat sich der Himmel auf und der Heilige Geist kam wie eine Taube auf ihn herab. Der Vater bezeugte aus dem Himmel: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (Markus 1,10.11). Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist waren also gemeinsam zugegen. Die drei göttlichen Personen werden auch im Taufbefehl genannt, den Jesus seinen Aposteln erteilt hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,18.19). Auch die Segensformel in 2. Korinther 13,13 verweist auf die Dreieinigkeit Gottes: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes [des Vaters] und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“

Die Dreieinigkeit Gottes besteht von Ewigkeit her. Formuliert wurde die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes in den Konzilien von Nizäa (325 n. Chr.) und Konstantinopel (381 n. Chr.). Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes gehört zu den grundlegenden Aussagen des christlichen Glaubens.

Konzil: siehe Erläuterung zu Frage 33.

Vater, Sohn und Heiliger Geist sind Namen für die drei göttlichen Personen. Obwohl sie voneinander zu unterscheiden sind, sind sie dennoch der eine Gott.
In der christlichen Tradition wird den drei göttlichen Personen jeweils ein Schwerpunkt zugeordnet:
Gott, der Vater, ist der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Gott, der Sohn, ist der Erlöser, der Mensch wurde und sein Leben als Opfer zur Erlösung der Menschheit brachte.
Gott, der Heilige Geist, ist der Neuschöpfer: Er sorgt dafür, dass das Heil Gottes den Menschen zugänglich gemacht wird und dass die neue Kreatur zur Vollendung gelangt.

neue Kreatur: siehe Fragen 528. ff.

Wird der Begriff „Vater“ im Zusammenhang mit Gott verwendet, verbinden sich damit die Gesichtspunkte des Erschaffens, der Autorität und der Fürsorge. Gott ist Schöpfer und Bewahrer des von ihm Geschaffenen. Insofern darf jeder Mensch Gott, der sein Schöpfer ist, als „Vater“ ansprechen.

siehe auch Gotteskind: Erläuterung zu Frage 530.

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1,1), das Sichtbare – also die materielle Schöpfung – und das Unsichtbare. Aus dem Schöpfungswirken Gottes ist alles hervorgegangen. Gott hat aus dem Nichts und ohne Vorbild geschaffen: „Gott [...] ruft das, was nicht ist, dass es sei“ (Römer 4,17). Auch hat er Dinge und Lebewesen aus der von ihm geschaffenen Materie gestaltet (vgl. 1. Mose 2,7.8.19) und Gesetzmäßigkeiten in sie hineingelegt. Ihm ist alles Geschaffene unterworfen.

„Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen." (1. Mose 2,7.8.19)

Die Schöpfung und ihre Gesetzmäßigkeiten legen Zeugnis ab von Gottes Weisheit, von deren Größe sich der Mensch keine Vorstellung machen kann. Bewundernd ruft der Psalmist aus: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk“ (Psalm 19,2).

Gott hat die Welt in sechs „Schöpfungstagen“ erschaffen. Mit „Schöpfungstagen“ sind Zeiträume gemeint, deren Dauer nicht näher bestimmt ist. Ein „Tag“ in der Schöpfung Gottes ist nicht mit einem Tag nach unserer Zeitrechnung gleichzusetzen. In 1. Mose 2,2 heißt es: „Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.“

„... dass ,ein‘ Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.“ (2. Petrus 3, aus 8)

„Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist …“ Psalm 90,4

Die Bibel berichtet, dass auf Gottes Wort hin Himmel und Erde, das Licht, die Gestalt der Erde, Sonne, Mond und Sterne, die Pflanzen und Tiere sowie der Mensch entstanden sind. Alles war sehr gut (vgl. 1. Mose 1,31).

Nein, es gibt auch eine unsichtbare Schöpfung Gottes. Ihre Geheimnisse entziehen sich – wie Gott selbst – menschlichem Forschen. Die Heilige Schrift enthält jedoch Hinweise auf Bereiche, Vorgänge, Zustände und Wesen außerhalb der materiellen Schöpfung.

Zur unsichtbaren Schöpfung gehören das Reich, in dem Gott thront, die Engel, die unsterbliche Seele des Menschen sowie das Reich des Todes.

Reich des Todes: siehe Fragen 537. ff.

Der Teufel war ursprünglich einer der Engel. Als solcher gehörte er zur unsichtbaren Schöpfung. Dieser Engel lehnte sich gegen Gott auf und wurde mit seinem Anhang wegen seines Ungehorsams, Neides und Lügens aus dem Himmel und der Gemeinschaft mit Gott geworfen.

das Böse: siehe Fragen 217. ff.

„Denn Gott hat selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie ... in die Hölle gestoßen …“
2. Petrus 2,4

„Auch die Engel, die ihren himmlischen Rang nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verließen, hat er für das Gericht des großen Tages festgehalten mit ewigen Banden in der Finsternis.“ (Judas 6)

Engel sind von Gott geschaffene geistige Wesen. Sie gehören zur unsichtbaren Schöpfung. Im Einzelfall können sie nach Gottes Willen für den Menschen sichtbar werden.

Aufgabe der Engel ist es, Gott anzubeten, seine Aufträge zu erfüllen und ihm dadurch zu dienen. Gottes Liebe zu den Menschen zeigt sich unter anderem darin, dass er Engel auch den Menschen dienen lässt. Dass insbesondere Kinder Engelschutz haben, kann aus Matthäus 18,10 geschlossen werden.

„Ich bin Rafael, einer von den sieben Engeln, die vor dem Herrn stehen. [...] Denn nach Gottes Willen ist es geschehen, dass ich bei euch gewesen bin; darum lobt und preist ihn!“ (Tobias 12,15.18)

„Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“ (Matthäus 18,10)

Nein, denn Engel werden immer nach dem Willen Gottes tätig: Deshalb kommt nicht ihnen Dank oder Verehrung zu, sondern allein Gott.

Engel sind „allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen.“ (Hebräer 1,14)

Der Mensch ist eine Einheit aus Geist, Seele und Leib (vgl. 1. Thessalonicher 5,23). Der Leib ist sterblich, gehört also zur sichtbaren Schöpfung Gottes. Seele und Geist sind unsterblich, gehören also zur unsichtbaren Schöpfung Gottes. Weil Seele und Geist auch nach dem Tod fortbestehen, ist es wichtig, sich mit dem Unsichtbaren zu beschäftigen. Die Haltung, die der Mensch auf Erden gegenüber Gott einnimmt, wird Auswirkungen auf das Sein in der jenseitigen Welt haben. Diese Erkenntnis kann dazu beitragen, den Versuchungen des Teufels zu widerstehen und ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Die Bedeutung des Unsichtbaren in unserem Leben macht Apostel Paulus deutlich: „Unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig“ (2. Korinther 4,17.18). So hilft die Beschäftigung mit dem Unsichtbaren, das besser einordnen zu können, was uns widerfährt.

Man soll sich mit dem Unsichtbaren beschäftigen, indem man sich Gott zuwendet und ihn anbetet. Jedoch ist die Beschäftigung mit dem Unsichtbaren in Form von Geisterbeschwörung oder Totenbefragung (Spiritismus) gegen den Willen Gottes (vgl. 5. Mose 18,10 ff.; 1. Samuel 28).

Als „Spiritismus“ (lateinisch „spiritus“ = „Geist“) werden Praktiken der Beschwörung von Geistern, insbesondere von Geistern Verstorbener, bezeichnet.

„... dass nicht jemand ... gefunden werde, der ...Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Gräuel …“ 5. Mose 18,10-12

Der Mensch gehört gleichermaßen zur sichtbaren und zur unsichtbaren Schöpfung, da er materielles Wesen (Leib) und immaterielles Wesen (Seele und Geist) hat. Unter allen Geschöpfen hat Gott dem Menschen somit eine herausragende Stellung verliehen und den Menschen in eine enge Beziehung zu sich selbst gebracht: „Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1,26.27).

Der Begriff „materiell“ ist vom lateinischen Wort „materia“ abgeleitet, das „Stoff, Inhalt“ bedeutet. Als „materiell“ wird bezeichnet, was sichtbar, stofflich und körperlich greifbar ist. „Immaterielles“ dagegen ist für den Menschen unsichtbar, nicht greifbar, geistig.

Gott hat durch sein Wort alles gemacht und den Menschen bei seinem Namen gerufen. Der Mensch wird also von Gott angesprochen („Du darfst essen ...“) und geliebt. Er kann auf Gottes Ansprache hören und die Liebe Gottes erwidern. Weil Gott den Menschen anspricht, sich um ihn sorgt und ihm Anteil an göttlichen Wesensmerkmalen wie Liebe, Vernunft, Unsterblichkeit schenkt, ist der Mensch Ebenbild Gottes. Gott ist unabhängig, also völlig frei. Auch seinem Ebenbild, dem Menschen, hat er die Möglichkeit gegeben, sich frei zu entscheiden. Mit dieser Freiheit ist dem Menschen zugleich die Verantwortung für sein Handeln auferlegt (vgl. 1. Mose 2,16.17).

„Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.“ (1. Mose 2,16.17)

Ja, Mann und Frau sind gleichermaßen Ebenbild Gottes. Insofern sind beide ihrem Wesen nach gleich.

Nein. Dass der Mensch zu Gottes Ebenbild geschaffen ist, bedeutet nicht, dass man von der Person des Menschen aus auf Gottes Wesen oder Gestalt schließen könnte.

Der Mensch ist in seinem Dasein von Gott abhängig. Dem Menschen ist gegeben, Gott, seinen Schöpfer, zu erkennen, ihn zu lieben und zu preisen. Insofern ist der Mensch auf Gott ausgerichtet, unabhängig davon, ob er an ihn glaubt oder nicht.

Gott hat dem Menschen seinen Lebensraum zugewiesen und ihm den Auftrag erteilt, über die Erde zu „herrschen“, nämlich sie zu gestalten und sie zu bewahren (vgl. 1. Mose 1,26.28; Psalm 8,7).

„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ (1. Mose 1,28)

Im Umgang mit der Schöpfung ist der Mensch Gott, dem Schöpfer, gegenüber verantwortlich. Er darf frei, aber nicht willkürlich mit der Schöpfung umgehen. Als Gottes Ebenbild soll er alles Leben und den Lebensraum so behandeln, wie es göttlichem Wesen entspricht: mit Weisheit, Güte und Liebe.

Nein, Gott als Schöpfer, Herr und Gesetzgeber gab Adam und Eva im Garten Eden das Gebot, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Damit prüfte er, wie die Menschen mit der Entscheidungsfreiheit umgingen, die ihnen als Ebenbild Gottes übertragen war. Zugleich warnte er sie vor den Folgen einer Übertretung dieses Gebots.

Ebenbild Gottes: siehe Frage 81.

Durch den Einfluss des Bösen, der als Schlange zu ihnen kam, gerieten die ersten Menschen in Versuchung. Sie verstießen gegen das von Gott gegebene Gebot. Damit wurde der Mensch zum Sünder.

Mit dem Sündenfall verbunden ist die Trennung von Gott, der geistliche Tod. Der Mensch muss jetzt ein sorgenvolles Dasein auf Erden führen, das mit dem leiblichen Tod endet (vgl. 1. Mose 3,16-19). Seit dem Sündenfall ist der Mensch sündhaft, das heißt, er ist in Sünde verstrickt und daher unfähig, sündlos zu leben.

geistlicher Tod: siehe Frage 532.

„Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. ... Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ (1. Mose 3,17.19)

Den Zustand des Getrenntseins von Gott kann der Mensch von sich aus nicht aufheben. Aber auch als Sünder bleibt der Mensch nicht ohne Trost und Beistand Gottes. Gott lässt ihn nicht im geistlichen Tod: Mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, dessen Opfertod und Auferstehung hat Gott für alle Menschen die Möglichkeit geschaffen, aus dem geistlichen Tod errettet zu werden. Einen ersten Hinweis auf das Opfer Christi erhält der Mensch, als Gott zur Schlange spricht: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen“ (1. Mose 3,15).

Geist, Seele und Leib sind aufeinander bezogen, sie durchdringen und beeinflussen sich. Der Leib entsteht durch die Zeugung; er hat Anteil an Wesen und Gestalt der Eltern. Die Seele wird unmittelbar von Gott geschaffen; so wirkt Gott auch gegenwärtig und ist Schöpfer jedes einzelnen Menschen. Durch Seele und Geist, die in der Bibel nicht eindeutig voneinander abgegrenzt sind, wird der Mensch befähigt, an der geistigen Welt teilzuhaben, Gott zu erkennen und Verbindung mit ihm zu haben.

„Seele“ und „Geist“: Die unsterbliche Seele darf nicht verwechselt werden mit der Psyche des Menschen, die man umgangssprachlich häufig ebenfalls als „Seele“ bezeichnet. Auch ist der Intellekt vom „Geist“ zu unterscheiden.

Der Leib des Menschen ist sterblich, die Seele und der Geist sind unsterblich. Nach dem Tod des Leibes lebt der Mensch weiter als eine Einheit aus Seele und Geist. Das, was seine Person ausmacht, ist mit dem Tod nicht aufgehoben. Seine Personalität drückt sich dann aus durch Seele und Geist. Bei der Auferstehung der Toten werden Seele und Geist mit einem Auferstehungsleib vereint.

Weiterleben nach dem leiblichen Tod: siehe Fragen 531. ff.

Gott, der Sohn, ist die zweite Person des dreieinigen Gottes. Zwischen Gott, dem Vater, und Gott, dem Sohn, gibt es keine Abstufung, auch wenn die Begriffe „Vater“ und „Sohn“ dies nahelegen könnten. Vater und Sohn sind gleichermaßen wahrer Gott, sie sind wesensgleich.

In Jesus Christus ist Gott, der Sohn, Mensch geworden und zugleich Gott geblieben. Er wurde in Bethlehem von der Jungfrau Maria geboren.

Jesus Christus, Gott und Mensch: siehe Fragen 103. ff.

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lukas 2,1-14)

Im Alten Testament finden wir unter anderem die Verheißung des Propheten Jesaja: „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel“ (Jesaja 7,14).
Der Prophet Micha sagte den Geburtsort Jesu voraus: „Du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist“ (Micha 5,1).
Jesaja beschrieb Jesus mit Namen, die dessen Einzigartigkeit unterstreichen: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede- Fürst“ (Jesaja 9,5).

Immanuel („Gott mit uns“): siehe Frage 115.

„... sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan …“
Galater 4,4
siehe auch Frage 4

Wegbereiter Jesu war Johannes der Täufer. Dieser von Gott verheißene Vorläufer Jesu (vgl. Maleachi 3,1) predigte Buße und kündigte Jesus Christus, den Erlöser, an: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Matthäus 3,11). Johannes der Täufer war der erste, von dem die Bibel berichtet, dass er Jesus ausdrücklich als Sohn Gottes bezeichnete und das dem Volk auch verkündete.

„Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.“ (Johannes 1,6-8)

„Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.“ (Johannes 1,34)

Als Jesus zu Johannes kam, sagte dieser: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ Am nächsten Tag stand Johannes der Täufer mit zweien seiner Jünger zusammen und sagte wieder, als er Jesus vorübergehen sah: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ Daraufhin folgten diese zwei Männer Jesus nach und wurden Jünger von ihm (vgl. Johannes 1,29.36.37).

Die Bezeichnung „Lamm“ soll Jesus Christus als den Erlöser vorstellen und lenkt auf Jesaja 53,7: „Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird“. Lämmer zählen im Alten Testament seit ältester Zeit zu den bevorzugten Opfertieren. Das Bild vom geschlachteten „Lamm Gottes“ ist ein Hinweis auf den Opfertod Jesu Christi.

Mit seinem Opfertod legte der Sohn Gottes den Weg, dass die Sünder aus dem geistlichen Tod errettet werden und das ewige Leben erlangen können: „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden“ (1. Johannes 4,9.10).

geistlicher Tod: siehe Fragen 89. und 532.

Gottes „eingeborener Sohn“ bedeutet, dass Jesus Christus, der Gottessohn, einzig und ewig ist. Der Gottessohn ist kein Geschöpf wie der Mensch; er ist auch nicht den Engeln vergleichbar, die einen Anfang haben: Er ist ohne Anfang und ohne Ende, er ist Gott und damit wesensgleich mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Somit ist er schon immer – also vor aller Schöpfung – in Gemeinschaft mit dem Vater und dem Heiligen Geist (Präexistenz).

Der Begriff „Präexistenz“ ist von den lateinischen Wörtern „prae“ und „existentia“ abgeleitet, die „vor“ und „Dasein“ bedeuten. Bezogen auf Jesus Christus bedeutet Präexistenz, dass der Sohn Gottes von Ewigkeit her ist, d.h. immer schon, also vor der Schöpfung und vor seiner Menschwerdung.

Gott hat alles durch das Wort erschaffen („Gott sprach“, 1. Mose 1,3) und sinnvoll geordnet. Insofern ist das Wort der Ursprung, von dem alles ausgeht. Die Bezeichnung „Wort“ (= griechisch „Logos“) wird in Kapitel 1 des Johannes- Evangeliums zugleich für den Gottessohn verwendet. Dadurch wird darauf verwiesen, dass Gott, der Sohn, ebenso Schöpfer ist wie Gott, der Vater, und Gott, der Heilige Geist.

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. ... Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1,1-3.14)

In Johannes 1,14 wird ausgesagt, dass der Gottessohn (das „Wort“) „Fleisch“, also wirklicher Mensch, geworden ist. Er wurde in Betlehem geboren, er wuchs in Nazareth auf und lernte dort den Beruf des Zimmermanns. Er starb in Jerusalem: Auf Golgatha wurde er gekreuzigt.

Ja, Jesus Christus war seiner menschlichen Natur nach den anderen Menschen gleich. In seinem Menschsein hatte er einen Leib und entsprechende Bedürfnisse. Er hungerte, als er in der Wüste war; er hatte Durst, als er zum Jakobsbrunnen kam. Er freute sich auf der Hochzeit zu Kana mit den Fröhlichen. Er litt mit den Traurigen und weinte, als sein Freund Lazarus gestorben war. Ebenso weinte er, als er vor Jerusalem stand und die Menschen ihn nicht als den Gottessohn erkannten. Er litt Schmerzen unter den Schlägen der Kriegsknechte. Er unterschied sich von den Menschen aber darin, dass er sündlos in die Welt kam und nie sündigte. Er war Gott, dem Vater, bis zum Tod am Kreuz gehorsam.

Nein, er war auf Erden gleichermaßen Mensch und der Gottessohn, also wahrer Gott. Jesus Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott: Er hat zwei Naturen, eine menschliche und eine göttliche Natur.

Nur als wahrer Gott konnte Jesus Christus sagen: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10,30) und damit seine Wesensgleichheit mit dem Vater ausdrücken. Bei der Taufe Jesu am Jordan war eine Stimme vom Himmel zu hören: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus 3,17). Auch bei der Verklärung Jesu stellte Gott, der Vater, dessen Gottessohnschaft heraus: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ (Matthäus 17,5). Die Worte Jesu „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9) bezeugen ebenfalls, dass er Gott ist.

Die Wunder, die er tat, zeigen, dass Jesus Christus wahrer Gott ist. Ihm war die Natur untertan, denn er stillte einen Sturm und ging über den See Genezareth. Er erwies sich als Herr über Leben und Tod, indem er Kranke heilte und Tote zum Leben auferweckte. Dadurch, dass er Brot und Fische vermehrte und damit Tausende Menschen speiste, sowie dadurch, dass er Wasser in Wein umwandelte, überstieg sein Wirken alles, was Menschen können. Er war Herr über die Sünde; wiederholt hat er Sünde vergeben.

Jesu Wunder: siehe Fragen 140. ff.

Gott „ist offenbart im Fleisch…“
1. Timotheus 3,16

„Dieser [Jesus Christus] ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ (1. Johannes 5,20)

Der Name „Jesus“ bedeutet: „Der Herr rettet“. Als der Engel Gabriel die Geburt Jesu ankündigte, gab er zugleich den Namen des Kindes vor. Zu Maria sagte er: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben“ (Lukas 1,31). Auch zu Josef wurde gesagt, wie das Kind heißen sollte: „[...] dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Matthäus 1,21). So wird schon in der Namensgebung deutlich, dass Jesus der verheißene Retter und Erlöser ist.

In seinen Taten offenbarte sich Jesus Christus als der von Gott gesandte Erlöser (= Heiland): „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matthäus 11,5). Dass Jesus Christus der Erlöser ist, zeigt sich vor allem darin, dass er den Willen Gottes verkündigte und sein Leben gab zur Erlösung der Menschen, also zu ihrer Befreiung von Sünden und Schuld.

Ja, Erlösung gibt es nur durch Jesus Christus. Nur in ihm ist den Menschen das Heil zugänglich.

„Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ (Apostelgeschichte 4,12)

Mit „Hoheitstiteln“ sind Namen und Bezeichnungen für den Sohn Gottes gemeint, mit denen in der Heiligen Schrift unterschiedliche Merkmale seiner Einzigartigkeit angesprochen werden.

Mit „Hoheit“ bezeichnet man einen Menschen aus einem Adelsgeschlecht, der eine besonders herausgehobene Stellung hat, z.B. einen König oder Kaiser.

„Christus“ kommt ursprünglich aus der griechischen Sprache („Christos“) und heißt übersetzt „Gesalbter“. Könige wurden in alttestamentlicher Zeit mit Öl gesalbt (vgl. Psalm 20,7); diese Handlung bedeutete eine Aussonderung zu ihrem heiligen Dienst. Jesus wird als „Gesalbter“ bezeichnet, weil er der Herr über alles ist, weil er Menschen mit Gott versöhnt und den Willen Gottes verkündigt. Der Hoheitstitel „Christus“ ist so eng mit Jesus verbunden, dass er zum Eigennamen geworden ist: Jesus Christus.

„Messias“ kommt aus dem Hebräischen und heißt übersetzt ebenfalls „der Gesalbte“. Dass Jesus von Nazareth der Christus, der von Israel erwartete Messias ist, wird im Neuen Testament ausdrücklich bekannt.

Im Alten Testament kommt die Bezeichnung „Herr“ überwiegend dann vor, wenn von Gott die Rede ist. Im Neuen Testament wird dieser Hoheitstitel auch auf Jesus Christus bezogen. Die Bezeichnung „Herr“ kennzeichnet dabei die göttliche Autorität Jesu Christi, sie geht also über eine respektvolle Anrede weit hinaus. Wenn Jesus „der Herr“ genannt wird, geschieht dies auch, um damit auszudrücken, dass Jesus Gott ist.

Wird „Menschensohn“ als Hoheitstitel verwendet, ist damit nicht der Sohn eines Menschen gemeint, sondern ein himmlisches Wesen, das über die Menschen herrscht und richtet. Zu Jesu Zeit wurde in frommen jüdischen Kreisen der „Menschensohn“ erwartet, dem von Gott die Weltherrschaft übertragen werden sollte. Nach Johannes 3,13 gibt sich Jesus als dieser Menschensohn zu erkennen, der vom Himmel herabgekommen ist. Als solcher hat er Vollmacht, Sünden zu vergeben und selig zu machen (vgl. Matthäus 9,6).

„Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lukas 19,10)

Ja, die Heilige Schrift nennt weitere Hoheitstitel Jesu: „Immanuel“, „Knecht Gottes“, „Sohn Davids“. Der hebräische Name „Immanuel“ bedeutet „Gott mit uns“. Jesus Christus trägt den Hoheitstitel „Immanuel“, weil Gott in ihm unter den Menschen ist und ihnen seinen Beistand anbietet. Die Bezeichnung „Knecht Gottes“ findet sich in der Heiligen Schrift für herausragende Personen, die im Dienst Gottes stehen. Wenn Jesus als „Knecht Gottes“ bezeichnet wird, ist dies ein Hinweis auf sein Dienen und sein Leiden für die Menschen. „Sohn Davids“ ist im Neuen Testament eine Bezeichnung für Jesus Christus. Schon am Beginn des Matthäus-Evangeliums heißt es: „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Matthäus 1,1). Das bedeutet, dass in Jesus Christus die Verheißungen erfüllt sind, die David gegeben wurden (vgl. 2. Samuel 7; Apostelgeschichte 13,32-37).

Jesus Christus handelte als König, Priester und Prophet. Bei einem König denkt man an Herrschen und Regieren. Der Priester in alttestamentlicher Zeit ist tätig, um die Versöhnung des Menschen mit Gott zu vermitteln. Ein Prophet verkündigt den göttlichen Willen und sagt kommende Ereignisse voraus. All dies hat Jesus Christus in vollkommener Weise verwirklicht.

Bei seinem Einzug in Jerusalem gab sich Jesus als der König des Friedens und der Gerechtigkeit zu erkennen. Auch vor Pilatus, einem Vertreter der Weltmacht Rom, bekannte Jesus, dass er König und Zeuge der Wahrheit ist. Jesu König-Sein bezieht sich jedoch nicht auf irdische Regentschaft und wird auch nicht durch äußere Machtentfaltung deutlich. Dass er König ist, zeigt sich in der Vollmacht, mit der er handelte, und in der Kraft, mit der er Zeichen und Wunder tat. Die königliche Würde Jesu Christi wird auch in der Offenbarung des Johannes betont: Jesus Christus ist „Herr über die Könige auf Erden“ (Offenbarung 1,5).

„Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll.Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ (Johannes 18,37)

Bedeutende Könige in der Geschichte des Volkes Israel:

  • König Saul
  • König David
  • König Salomo
  • König Hiskia

Wichtigste Aufgabe der Priester in alttestamentlicher Zeit war es, Gott Opfer darzubringen und so Gott gnädig zu stimmen. Jesus Christus ist ein Priester, der über allen anderen steht, er ist der wahre Hohepriester. Er hat sein sündloses Leben geopfert, damit die Menschen aus dem geistlichen Tod errettet werden und das ewige Leben erlangen können. Hohepriester in alttestamentlicher Zeit hatten die Aufgabe, die Sünden der Menschen vor Gott zu tragen. Dazu betraten sie fürbittend einmal im Jahr – am Versöhnungstag – den heiligsten Raum des Tempels (das „Allerheiligste“). Jesus Christus bedurfte nicht, wie die Hohepriester des Alten Bundes, der Versöhnung mit Gott: Er ist vielmehr selbst der Versöhner und vergibt die Sünden.

Opfertod Jesu: siehe Fragen 98. ff., 177. ff.

Bedeutende Priester im Alten Testament:

  • Melchisedek
  • Aaron
  • Eli
  • Zadok

Gott hatte Mose verheißen: „Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde“ (5. Mose 18,18). Mit diesem Propheten ist Jesus Christus gemeint. Als Prophet verkündigt Jesus Christus den Willen Gottes. Er weist den Weg des Lebens und offenbart Zukünftiges. In den Abschiedsreden verheißt er den Heiligen Geist. Im Buch der Offenbarung enthüllt er den Gang der Heilsgeschichte bis zur neuen Schöpfung. Seine Aussagen sind in Ewigkeit gültig: „Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Markus 13,31).

„Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird. Und wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt.“ (Matthäus 24,21.22)
„Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,25-28)

Bedeutende Propheten in der Geschichte des Volkes Israel:

  • Mose
  • Samuel
  • Elia
  • Elisa
  • Jeremia
  • Jesaja
  • n Johannes der Täufer

Im Neuen Testament wird in den vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes vom Leben und Wirken Jesu Christi berichtet. Die Evangelisten (Verfasser der Evangelien) wollten jedoch keine Lebensgeschichte Jesu schreiben; vielmehr bezeugen sie den Glauben, dass Jesus von Nazareth der Messias ist.

Messias: siehe Frage 112.

Der Sohn Gottes wurde als Mensch von der Jungfrau Maria in Bethlehem geboren. Seine Geburt wird in den Evangelien nach Matthäus und Lukas geschildert. Jesus wurde zu der Zeit geboren, als Herodes in Judäa als König herrschte und Augustus in Rom Kaiser war. Jesus hat tatsächlich gelebt; er ist also eine Person der Weltgeschichte und nicht etwa eine Gestalt aus der Welt der Dichtung und der Sagen.

Der Engel Gabriel brachte der Jungfrau Maria die Botschaft: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben“ (Lukas 1,31-33). Der Engel gab Maria auch die Erklärung, dass sie durch den Heiligen Geist schwanger werde: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ (Lukas 1,35).

Maria war die leibliche Mutter Jesu. Josef nahm Jesus an wie einen Sohn. Deshalb wird Josef auch im Stammbaum Jesu erwähnt.

„Und Jesus ... wurde gehalten für einen Sohn Josefs, der war ein Sohn Elis …“
Lukas 3,23

Kaiser Augustus hatte eine Volkszählung angeordnet. Dazu musste jeder „seine“ Stadt, d.h. den Herkunftsort seiner Familie, aufsuchen. Daher ging Josef, der ein Nachkomme Davids war, mit Maria in die „Stadt Davids“, nämlich nach Betlehem. Dort bekamen sie keine Unterkunft. Maria gebar ihren Sohn wohl in einem Stall, denn sie legte ihn in einen Futtertrog: „Sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“ (Lukas 2,7). Aus diesem Geschehen wird deutlich, dass Gott in armseligen Verhältnissen Mensch wurde.

Engel erschienen und verkündeten Hirten, die auf einem Feld bei Betlehem ihre Herde hüteten, die frohe Botschaft: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ (Lukas 2,11; auch Micha 5,1). Im Matthäus-Evangelium wird berichtet, dass auch ein Stern auf die Geburt Jesu hinwies. Weise Männer (Magier) aus dem „Morgenland“ (dem Osten) waren dem Stern gefolgt und nach Jerusalem gekommen, um den „neugeborenen König“ anzubeten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Matthäus 2,2). Sie wurden von König Herodes nach Bethlehem geschickt. „Siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war“ (Matthäus 2,9). Diese Ereignisse verweisen auf die Einzigartigkeit der Geburt des Gottessohnes.

Als „Magier“ wurden orientalische Gelehrte bezeichnet, die sich mit Sterndeutung und Traumdeutung befassten.

Da König Herodes glaubte, in Bethlehem sei ein König geboren, der ihn eines Tages vom Thron stürzen würde, trachtete er dem Kinde nach dem Leben. Er ließ alle Kinder in Bethlehem töten, die zwei Jahre und jünger waren (vgl. Matthäus 2,16-18).

Gott veranlasste durch einen Traum Josef, den Mann der Maria, mit ihr und dem Kind nach Ägypten zu fliehen (vgl. Matthäus 2,13.14). Nach dem Tod des Königs Herodes zogen sie wieder nach Nazareth in Galiläa.

In Lukas 2,52 steht, dass Jesus an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen zunahm. In Lukas 2,41-49 wird berichtet, dass der zwölfjährige Jesus dort ein Gespräch mit Schriftgelehrten führte, die „sich über seinen Verstand und seine Antworten“ wunderten.

„Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“ (Lukas 2,52)

Jesus ließ sich durch Johannes den Täufer am Jordan taufen. Unmittelbar nach der Taufe durch Johannes fuhr der Heilige Geist sichtbar auf Jesus hernieder. In einer Stimme vom Himmel herab bezeugte Gott, der Vater: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (Lukas 3,22). In diesem Geschehen wurde kundgemacht, dass Jesus der Gottessohn ist.

Jesus war ohne Sünde. Trotzdem ließ er sich von Johannes, dem Täufer zur Buße, im Jordan taufen. An diesem Taufakt – der Ausdruck von Buße war – wird deutlich, dass er sich erniedrigte und an sich das vollziehen ließ, was für die Sünder galt.

„Jesus aber antwortete und sprach zu ihm [Johannes]: Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ (Matthäus 3,15)

Jesus wurde vom Heiligen Geist in die Wüste geführt, „damit er von dem Teufel versucht würde“ (Matthäus 4,1). Jesus blieb 40 Tage lang dort, und der Teufel führte ihn mehrfach in Versuchung. Jesus widerstand den Versuchungen und wies den Teufel ab. Danach traten Engel zu Jesus und dienten ihm (vgl. Matthäus 4,11).

Indem Jesus den Versuchungen widerstand, erwies er sich noch vor Beginn seines öffentlichen Wirkens als Sieger über den Teufel. Der erste Mensch, Adam, hat der Versuchung des Teufels nicht widerstanden. Adam wurde zum Sünder und mit ihm alle Menschen. Im Gegensatz dazu blieb Jesus ohne Sünde. Damit schuf er die Voraussetzung, dass alle Sünder wieder zu Gott finden können.

Erbsünde: siehe Frage 482.

Jesus begann im Alter von ungefähr 30 Jahren in Galiläa zu lehren (vgl. Lukas 3,23).

Im Mittelpunkt der Lehre Jesu steht die Predigt vom Reich Gottes: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15).

Das „Reich Gottes“ ist kein Staatsgebiet, kein politischer Herrschaftsbereich. Vielmehr bedeutet „Reich Gottes“, dass Gott unter den Menschen gegenwärtig ist und herrscht. In der Person von Jesus Christus, dem Gottessohn, ist „das Reich Gottes“ zu den Menschen gekommen (vgl. Lukas 17,21). Jesus Christus ist Herrscher, er schafft Gerechtigkeit, er schenkt Gnade, er wendet sich den Armen und Hilfsbedürftigen zu, er bringt Heil. „Reich Gottes“ hat auch eine zukünftige Bedeutung – es wird mit der „Hochzeit des Lammes“ beginnen und in der neuen Schöpfung (vgl. Offenbarung 21,1-3) ewigen Bestand haben.

Hochzeit des Lammes: siehe Fragen 566. ff. Friedensreich: siehe Fragen 575. ff. neue Schöpfung: siehe Frage 581. „Dein Reich komme“: siehe Frage 635.

Im Matthäus-Evangelium wird für „Reich Gottes“ der Begriff „Himmelreich“ gleichbedeutend verwendet.

„Reich Gottes“ ist die Bezeichnung für die Gegenwart und Herrschaft Gottes unter den Menschen. Es konnte zur Zeit Jesu erlebt werden. Auch heute ist das „Reich Gottes“ gegenwärtig, es ist wahrnehmbar in der Kirche Christi, in der Jesus Christus wirkt – also in Wort und Sakrament. Erwartet wird zum anderen das künftige „Reich Gottes“. Dieses wird gegenwärtig sein bei der „Hochzeit des Lammes“, im Friedensreich und in der neuen Schöpfung.

„Buße tun“ bedeutet, sich vom Bösen abzuwenden und sich Gott zuzuwenden. Wer Buße tut, ist bereit zu einer Veränderung seiner Gesinnung, um den Willen Gottes zu erfüllen.

„Evangelium“ bedeutet „frohe Botschaft“, „gute Nachricht“. Es ist die Botschaft von der Gnade, Liebe und Versöhnung, die Gott uns in Jesus Christus schenkt.

Das mosaische Gesetz besaß für das Volk Israel höchste Verbindlichkeit. Seine Erfüllung betrachtete man als Voraussetzung für das rechte Verhältnis des Menschen zu Gott. Jesus machte deutlich, dass er höhere Autorität besitzt als Mose und Herr über das Gesetz ist. Er fasste das Gesetz in dem einen Gebot zusammen, Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst (vgl. Matthäus 22,37-40).

„Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ (Matthäus 5,17)

„Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 22,37-40)

Jesus berief Jünger (vgl. Markus 1,16 ff.). Aus ihnen setzte er zwölf ein, „die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen“ (vgl. Markus 3,14).

Jünger Jesu sind diejenigen Menschen, die dem Evangelium in Wort und Tat folgen.

Die Wunder, die der Sohn Gottes tat, sind unterschiedlich: Heilungen von Kranken, Austreibungen böser Geister, Auferweckungen von Toten, Naturwunder, Speisungswunder, Geschenkwunder.

Jesus tat Wunder, um zu zeigen, dass sich in ihm Gott als der Allmächtige und der Liebende dem leidenden Menschen barmherzig zuwendet. Die Wunder offenbaren die Herrlichkeit des Gottessohnes und seine göttliche Vollmacht.

Die Evangelien berichten, dass Jesus blinde, lahme, taube und aussätzige Menschen heilte. Diese Heilungen verweisen auf das göttliche Wesen Jesu Christi, der so handelte, wie Gott von sich zu Israel sprach: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Mose 15,26). Die Heilungswunder stehen immer in engem Zusammenhang mit dem Glauben der betreffenden Menschen (vgl. z.B. Lukas 18,35-43).

In den Evangelien wird berichtet, dass Jesus Dämonen austrieb – die nach damaliger Vorstellung auch Verursacher von Krankheiten waren – und so die Menschen heilte. Jesus Christus wurde sogar von den Dämonen als Herr erkannt (vgl. Markus 3,11).

Als „Dämonen“ werden im Neuen Testament böse, gottwidrige Geister bezeichnet, die nach antikem Verständnis Menschen zu beherrschen suchten und auch Krankheiten verursachten.

Die Evangelien schildern drei Fälle, in denen Jesus verstorbene Menschen ins Leben zurückrief: die Tochter des Jairus (vgl. Matthäus 9,18-26), den Jüngling zu Nain (vgl. Lukas 7,12-15) und Lazarus, den Bruder von Maria und Marta (vgl. Johannes 11,1-44). Die Auferweckungen vom Tod machen deutlich, dass Jesus Christus auch Herr über den Tod ist. Sie verweisen zugleich auf die Hoffnung, dass dereinst die Toten zum ewigen Leben auferstehen werden.

Jesus hatte Macht über den Wind und das Meer, sie waren ihm „gehorsam“ (vgl. Matthäus 8,27): Es war Sturm und als er ihm Einhalt gebot, trat Windstille ein; das Wasser wurde ruhig. Damit zeigte sich Jesu Macht über die Elemente.
Die Herrschaft Jesu über die Naturgewalten unterstreicht, dass der Gottessohn Schöpfer ist, wie Gott, der Vater (vgl. Johannes 1,1-3).

In allen Evangelien wird von dem Wunder berichtet, dass Jesus fünftausend Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen satt machte (vgl. z.B. Markus 6,30-44). Das Matthäus- und das Markus-Evangelium erzählen zudem von der Speisung der Viertausend (vgl. Matthäus 15,32-39 und Markus 8,1-9). Diese Wunder erinnern daran, dass Gott bei der Wüstenwanderung des Volkes Israel für Speise (Manna) sorgte. Weiterhin verweisen diese Geschehen auf das Heilige Abendmahl.

Jesus tat auch Wunder, in denen Menschen eine Fülle irdischer Gaben empfingen. Beispiel für ein solches Geschenkwunder ist der reiche Fischfang des Petrus. Dieser hatte mit anderen Fischern eine ganze Nacht lang gearbeitet, doch nichts gefangen. Auf das Wort Jesu hin warfen die Fischer ihre Netze erneut aus, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass die Netze zu reißen begannen und die Boote fast untergingen (vgl. Lukas 5,1-11). Bei der Hochzeit zu Kana machte Jesus aus Wasser Wein (vgl. Johannes 2,1-11). Auch dies ist ein Geschenkwunder und damit Zeichen der Göttlichkeit Jesu Christi.

Jesus predigte den Menschen. Seine bekannteste Predigt ist die „Bergpredigt“, die im Matthäus-Evangelium überliefert ist. Am Beginn der „Bergpredigt“ stehen die „Seligpreisungen“.

Die Seligpreisungen:
„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen.“ (Matthäus 5,3-11)

Im Matthäus-Evangelium finden sich die „Seligpreisungen“ aus der Bergpredigt Jesu. Damit zeigt Jesus, wie man am „Himmelreich“, das in ihm gegenwärtig geworden ist, teilnimmt. Menschen werden von ihm als „selig“ (glücklich) bezeichnet, wenn sie so leben, wie es dort gesagt wird.

Himmelreich: siehe Frage 135., Erläuterung zu Frage 135.

Jesus redete in seinen Predigten oft in Gleichnissen, also in bildhaften Erzählungen. Diese Geschichten sind der Alltagswelt seiner Zuhörer entnommen, um von ihnen gut verstanden werden zu können. Mit den Gleichnissen veranschaulichte Jesus wesentliche Inhalte des Evangeliums. Mehr als 40 Gleichnisse sind in den ersten drei Evangelien überliefert.

„Das alles redete Jesus in Gleichnissen zu dem Volk, und ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: ,Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war vom Anfang der Welt an’.“ (Matthäus 13,34.35)

Jesus veranschaulichte in den Gleichnissen wesentliche Aussagen zum Reich Gottes, zum Gebot der Nächstenliebe, zur Gesinnung des Menschen und zum Kommen des Menschensohnes.

Reich Gottes: siehe Erläuterung zu Frage 135. Menschensohn: siehe Frage 114.

Jesus erklärte dies im Gleichnis vom Senfkorn. Er zeigte damit den bescheidenen Anfang des Reiches Gottes und sein Wachstum.

„Das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen. Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“ (Matthäus 13,31-33)

Im Gleichnis von der kostbaren Perle wird der Mensch gezeigt, der den in Jesus Christus verborgenen Reichtum erkennt, ihn annimmt und alles andere dafür aufgibt. Jesus unterstreicht dies an anderer Stelle mit der Aufforderung: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes ...“ (Matthäus 6,33).

„Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ (Matthäus 13,44-46)

„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,33)

Mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf zeigte Jesus, dass Gott sich um alle Menschen bemüht, auch um solche, die verloren scheinen. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn wird Gottes Liebe zum Sünder verdeutlicht.

„Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet? Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“ (Lukas 15,3-7)

Die vornehmsten Gebote sind, Gott und den Nächsten zu lieben. Mit der Erzählung vom barmherzigen Samariter veranschaulichte Jesus, wer der Nächste ist und dass Nächstenliebe bedeutet, nicht die Augen vor der Not anderer zu verschließen, sondern Hilfe zu leisten.

Doppelgebot der Liebe: siehe Fragen 282. ff.

„Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme“ (Lukas 10,30-35).

Das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner verdeutlicht: Nicht wer sich dessen rühmt, was er kann, was er hat und was er ist, sondern wer demütig zu Gott kommt und Gnade sucht, wird gerecht gemacht. Das Gleichnis vom Schalksknecht ruft die, welche Gottes Gnade empfangen haben, dazu auf, den anderen ebenfalls gnädig zu begegnen. Für den, der die Größe der Liebe Gottes erkennt, ist die Versöhnung mit dem Nächsten ein Bedürfnis.

„Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ (Lukas 18,9-14)

„Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig. Da er's nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen. Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen. Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei und die Schuld erließ er ihm auch. Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist! Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. Als aber seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte. Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war. So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.“ (Matthäus 18,21-35)

In den Gleichnissen vom Kommen des Menschensohns sprach Jesus Christus von seiner Wiederkunft.In Matthäus 24,37-39 wird ein Vergleich zwischen der Zeit vor Jesu Wiederkommen und den Tagen Noahs gezogen; es kommt zum Ausdruck: Die Wiederkunft Christi wird plötzlich und überraschend sein. Diese Botschaft vermittelt auch das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (vgl. Matthäus 25,1-13). Wir lernen daraus, zu wachen und für die Wiederkunft des Herrn bereit zu sein. 

„Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohns. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns.“

(Matthäus 24,37-39 )

„Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst. Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Später kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.“

(Matthäus 25,1-13) 

Im Johannes-Evangelium finden sich Aussagen Jesu, die als „Bildworte“ bezeichnet werden. In ihnen macht Jesus sein Wesen deutlich. Sieben markante Aussagen Jesu beginnen mit den Worten „Ich bin“. In ihnen spricht er bildlich von sich als „Brot des Lebens“ (Johannes 6,35), als „Licht der Welt“ (Johannes 8,12), als „Tür“ zur Errettung (Johannes 10,9), als der „gute Hirte“ (Johannes 10,11) und als „Weinstock“ (Johannes 15,5). Darüber hinaus bezeichnet Jesus Christus sich als „Auferstehung“ (Johannes 11,25) und als „Weg“, „Wahrheit“ und „Leben“ (Johannes 14,6). Das alles bedeutet: Jesus allein eröffnet den Zugang zu Gott, dem Vater, und ist Ursache des Heils.

Die zwölf Apostel standen Jesus besonders nahe, zu ihnen hatte er ein besonderes Vertrauensverhältnis:

  • Als andere Jünger Jesus nicht verstanden und ihm nicht mehr folgten, blieben die Apostel bei ihm und bekannten, dass er der Christus ist (vgl. Johannes 6,66-69).
  • Nur die Apostel waren bei ihm, als er das Heilige Abendmahl stiftete (vgl. Lukas 22,14 ff.).
  • Jesus gab den Aposteln, indem er ihnen die Füße wusch, ein Bespiel für demütiges Dienen (vgl. Johannes 13,4 ff.).
  • An die Apostel wandte er sich in den Abschiedsreden vor seinem Tod, die im Johannes-Evangelium 13-16 überliefert sind, und verhieß ihnen den Heiligen Geist.
  • Den Aposteln gab er die Verheißung seiner Wiederkunft (vgl. Johannes 14,3).
  • Den Aposteln zeigte er sich wiederholt nach seiner Auferstehung (vgl. Apostelgeschichte 1,2.3).
  • Den Aposteln gab er vor seiner Himmelfahrt den Befehl: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,19.20).

„Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.“ (Apostelgeschichte 1,3)

„Da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war. ... Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“ (Johannes 13,4.5.15)

Die Leidenszeit Jesu begann mit seinem Einzug in Jerusalem: „Und als sie in die Nähe von Jerusalem kamen ..., sandte er zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sobald ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und führt es her! Und wenn jemand zu euch sagen wird: Warum tut ihr das?, so sprecht: Der Herr bedarf seiner ... Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere aber grüne Zweige, die sie auf den Feldern abgehauen hatten. Und die vorangingen und die nachfolgten, schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!“ (Markus 11,1-9). – Trotz des Jubels wusste Jesus Christus, dass die Stimmung im Volk bald umschlagen würde und er den Weg zum Kreuz gehen müsste.

Die Leidenszeit Christi wird oft auch mit dem Wort „Passion“ bezeichnet, bezugnehmend auf das lateinische Wort „passio“, was „das Leiden“ bedeutet.
„Füllen“: Dies ist die Bezeichnung für einen jungen Esel.

„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sacharja 9,9)

Jesus reinigte den Tempel, indem er Händler und Geldwechsler daraus vertrieb. Damit machte er deutlich, dass der Tempel, das Haus Gottes, heilig und kein Ort für Geschäfte ist. In Betanien wurde Jesus dann mit kostbarem Narden-Öl gesalbt. Dies geschah nach seinen Worten im Blick auf seinen bevorstehenden Tod, denn Tote wurden damals mit wertvollem Öl gesalbt (vgl. Markus 14,8). Jesus hatte unter den Pharisäern und Sadduzäern, zu denen die Hohepriester zählten, viele Feinde. Sie wollten ihn töten. Daher wurde seine Lage immer bedrohlicher.

Narden-Öl: Narde ist eine im Himalajagebiet (z.B. Indien, Bhutan, Nepal) wachsende Pflanze. Aus ihrer Wurzel wurde ein wohlriechender Saft gewonnen, der dem Salböl beigemischt wurde. Die Narde wurde schon in der Antike in den Mittelmeerraum exportiert.Weil sie von weit her kam, war sie auch sehr teuer.
 

Pharisäer und Sadduzäer waren Vertreter der bekanntesten religiösen Gruppen im Judentum zur Zeit des Wirkens Jesu. Die Pharisäer versuchten, die Vorschriften des mosaischen Gesetzes streng zu befolgen, um so durch Werke vor Gott Verdienste zu erlangen. In den Evangelien wird diese Art der  Frömmigkeit häufig kritisiert, da sie zu Selbstgerechtigkeit und Heuchelei führen kann. Aus den Pharisäern erwuchs das heutige Judentum. Die Sadduzäer lehnten den Glauben an die Engel oder die Auferstehung der Toten ab. Ihnen gehörten vor allem die wohlhabenden Schichten der Bevölkerung und die Priester des Jerusalemer Tempels an. Nach der Zerstörung des Tempels löste sich die sadduzäische Richtung des Judentums auf.
Neben Pharisäern und Sadduzäern gab es die Essener als dritte wichtige Gruppe innerhalb des antiken Judentums.

Einer der zwölf Apostel, Judas Iskariot, ging vor dem Passafest zu den Feinden Jesu. „Da ging ... Judas Iskariot, hin zu den Hohenpriestern und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten“ (Matthäus 26,14.15). Diese boten ihm 30 Silberlinge. Das war ein Betrag, der im Allgemeinen für einen Sklaven bezahlt wurde. Damit erfüllte sich ein Wort des Propheten Sacharja (vgl. Sacharja 11,12.13) – der Herr wurde gleichsam auf die Stufe eines Sklaven gestellt (vgl. 2. Mose 21,32).

„Und ich sprach zu ihnen: Gefällt's euch, so gebt her meinen Lohn; wenn nicht, so lasst's bleiben. Und sie wogen mir den Lohn dar, dreißig Silberstücke. Und der Herr sprach zu mir: Wirf's hin dem Schmelzer! Ei, eine treffliche Summe, deren ich wert geachtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie ins Haus des Herrn, dem Schmelzer hin.“ (Sacharja 11,12.13)

Zum Passafest war Jesus mit den zwölf Aposteln zusammen und feierte mit ihnen das Passamahl. Es war also auch Judas Iskariot anwesend, der zuvor bei den Feinden Jesu gewesen war, um ihn zu verraten.
Als sie zusammen zu Tisch saßen, stiftete der Herr das Heilige Abendmahl: „Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,26-28).
Während dieses Essens kennzeichnete Jesus seinen Verräter, Judas Iskariot. Dieser verließ daraufhin die Gemeinschaft. Er ging weg, „und es war Nacht“ (Johannes 13,30).

Heiliges Abendmahl: siehe Fragen 494. ff.

Nach dem Abendmahl ging Jesus mit den elf verbliebenen Aposteln in den Garten Gethsemane. Die menschliche Natur des Gottessohnes wird an seiner Furcht vor dem bevorstehenden Kreuzestod erkennbar. Er fiel in Demut nieder und rang im Gebet: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lukas 22,42). Jesus stellte sich also völlig unter den Willen seines Vaters – er war bereit, das Opfer zu bringen. Darauf erschien ein Engel und stärkte ihn (vgl. Lukas 22,43). Die Apostel aber schliefen. Kurz darauf wurde Jesus gefangen genommen.

Als Jesus die Apostel bat, mit ihm zu wachen, kam eine große Schar Bewaffneter, die von den Hohepriestern geschickt waren. Judas Iskariot führte sie zu Jesus und verriet ihn mit einem Kuss: „Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift“ (Matthäus 26,48).

„Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“ (Matthäus 26,40.41)

Simon Petrus zog das Schwert, um Jesus zu schützen, und schlug dem Knecht eines Hohepriesters ein Ohr ab (vgl. Johannes 18,10). Jesus jedoch hielt ihn zurück und heilte den Knecht. Jesus machte keinen Gebrauch von seiner göttlichen Macht, sondern ließ sich gefangen nehmen. Daraufhin verließen ihn die Apostel und flohen. Als Simon Petrus in dieser Nacht darauf angesprochen wurde, ein Jünger Jesu zu sein, stritt er dies ab. Er verleugnete den Herrn dreimal.

„Petrus aber saß draußen im Hof; da trat eine Magd zu ihm und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa. Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst. Als er aber hinausging in die Torhalle, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth. Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht. Und nach einer kleinen Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich. Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn. Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“ (Matthäus 26,69-75)

Nein, Jesus kannte die menschlichen Schwächen auch seiner Apostel, doch warf er sie ihnen nicht vor. Er begegnete ihnen nach seiner Auferstehung mit dem Gruß des Friedens.

Der Hohe Rat, die Hohepriester und Schriftgelehrten, sprach Jesus wegen Gotteslästerung des Todes schuldig. Die Gotteslästerung wurde darin gesehen, dass er sich als Sohn Gottes bekannte.

Nachdem Jesus zum Tod verurteilt worden war, bereute Judas Iskariot seinen Verrat, und er brachte die 30 Silberlinge den Hohepriestern zurück. Diese wollten mit ihm nichts mehr zu tun haben. Darauf warf er das Geld in den Tempel, ging fort und erhängte sich (vgl. Matthäus 27,1-5).

Nachdem Jesus vom Hohen Rat – der höchsten Behörde in Judäa – verurteilt worden war, wurde er von dem römischen Statthalter Pontius Pilatus verhört. Dieser war zuständig, da die Juden damals von den Römern beherrscht wurden. Pilatus hielt Jesus für unschuldig und überstellte ihn an Herodes (mit Beinamen Antipas), den König der Juden. Da den Juden die Vollstreckung der Todesstrafe von den Römern untersagt war, sandte Herodes Jesus wieder zu Pilatus zurück. Dieser ließ Jesus geißeln. Das Volk forderte Jesu Kreuzigung und lastete ihm an, sich als „König der Juden“ gegen den römischen Kaiser erhoben zu haben. Darauf stand die Todesstrafe (vgl. Johannes 19,12). Pilatus meinte, einen Weg zu wissen, Jesus die Freiheit zu schenken: Da zum Passafest ein Verurteilter begnadigt werden konnte, sollte das Volk entscheiden, ob Jesus oder der Verbrecher Barabbas frei gelassen würde. Aufgehetzt von den Hohepriestern und Ältesten, wählte das Volk Barabbas. Um zum Ausdruck zu bringen, dass er für das nun Folgende nicht verantwortlich sei, wusch sich Pilatus vor dem Volk die Hände und sprach: „Ich bin unschuldig an seinem Blut ...“ (Matthäus 27,24). Er ließ Jesus nochmals geißeln und übergab ihn den Soldaten zur Kreuzigung.

In die Regierungszeit von Herodes I. fällt die Geburt Jesu. Als Jesus vor Pontius Pilatus geführt wurde, regierte Herodes Antipas, Sohn des Herodes I., in Galiläa.

Die Geißelung war eine Körperstrafe und Foltermethode in der Antike, bei der Menschen von ihren Peinigern mit Peitschen, Ruten oder einem Rohrstock gequält wurden. In den Evangelien wird von der Geißelung Jesu berichtet, in der Apostelgeschichte von Geißelungen, die die Apostel erdulden mussten.

Jesus ließ alle Misshandlungen, Demütigungen und Lästerungen still über sich ergehen. Auch als man ihm zur Verhöhnung eine Dornenkrone auf das Haupt setzte, ertrug er dies mit Würde.

Jesus wurde auf Golgatha ans Kreuz geschlagen. Zusammen mit ihm wurden zwei Verbrecher gekreuzigt. Das Kreuz Jesu stand in der Mitte. Hier erfüllte sich die Prophezeiung aus Jesaja 53,12: Der Herr wurde den Übeltätern gleich gerechnet, also wie ein Übeltäter behandelt. Die schweren Leiden Jesu mündeten in einen grausamen Todeskampf, bis er schließlich nach Stunden verstarb.

Die Kreuzigung war eine in der Antike übliche Hinrichtungsart, durch die der Verurteilte absichtlich langsam und qualvoll sterben sollte. Dazu wurde er an einen aufrechten Pfahl – mit oder ohne Querbalken – gefesselt oder genagelt.

Durch die Mitwirkung des römischen Statthalters sind Verurteilung und Hinrichtung Jesu nicht allein Angelegenheit des jüdischen Volkes: Auch Heiden sind daran beteiligt. Alle Menschen aller Zeiten sind Sünder und laden Schuld auf sich. Jesus starb für die Sünden aller Menschen. Deshalb tragen letztlich alle Menschen Schuld am Tod Jesu.

Traditionell werden die letzten Worte Jesu, die in den Evangelien unterschiedlich überliefert sind, in die nachstehende Reihenfolge gebracht: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34). Jesus trat für alle ein, die ihn ans Kreuz gebracht hatten und denen die Tragweite ihres Handelns nicht bewusst war. Hier erfüllte Jesus das Gebot der Feindesliebe auf einzigartige Weise (vgl. Matthäus 5,44.45.48). „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23,43). Jesus wandte sich dem reuigen Übeltäter zu, der ihn um Gnade gebeten und ihn als Heiland bekannt hatte. Als „Paradies“ wird hier der jenseitige Aufenthaltsort der Frommen und Gerechten verstanden. „Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ – „Siehe, das ist deine Mutter!“ (Johannes 19,26.27). Jesus vertraute seine Mutter Maria dem Apostel Johannes an. Hier zeigt sich die Fürsorge und Liebe Christi, der sich trotz eigener Not für den Nächsten einsetzte. Maria wird in der christlichen Tradition als Sinnbild der Kirche gedeutet. Diese wird unter die Obhut des Apostelamtes gestellt, das durch Johannes repräsentiert wird. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Markus 15,34). Mit diesen Worten aus Psalm 22 wenden sich fromme Juden in der Todesnähe an Gott. Sie beklagen damit einerseits das Gefühl der Ferne Gottes, bezeugen jedoch andererseits den Glauben an Gottes Macht und Gnade. Auch Jesus benutzte diesen unter Menschen in Todesnot üblichen Ausspruch. „Mich dürstet“ (Johannes 19,28). Jesus hatte im Todeskampf Durst und wollte etwas zu trinken. Dieses Wort steht zudem mit Psalm 69,22 in Verbindung: „Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst“. Es wird auch so ausgelegt, dass Jesus den „Leidenskelch“ bis zur Neige trinken musste, also bis zum Ende leiden musste. „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30). Es war um die neunte Stunde, das heißt am frühen Nachmittag, als diese Worte gesprochen wurden. Jesus hat das Opfer zur Erlösung der Menschen gebracht. „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ (Lukas 23,46). Daraus wird deutlich, dass Jesus Christus auch im Augenblick des Todes völlig seinem Vater vertraute.

Als Jesus am Kreuz starb, erbebte die Erde und Felsen zerbrachen. Der Vorhang im Tempel, der dort den heiligsten Raum („das Allerheiligste“) abtrennte, zerriss in zwei Stücke. Damit wird deutlich, dass durch den Tod Jesu Christi der Opferdienst des Alten Bundes nicht mehr notwendig ist. Durch sein Opfer ist der Weg zu Gott eröffnet. Als der römische Hauptmann und seine Soldaten, die Jesus am Kreuz bewachten, spürten, dass die Erde bebte, riefen sie aus: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ (Matthäus 27,54). Damit bezeugten auch Heiden, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

Alter Bund / Neuer Bund: Gott schloss auf dem Berg Sinai mit dem Volk Israel, den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs, einen Bund. Zeichen des Alten Bundes war die Beschneidung. Zum Alten Bund gehört auch das mosaische Gesetz, in dem der Wille Gottes zum Ausdruck kommt. Mit Jesu Opfertod wurde der Neue Bund gegründet. Dieser Neue Bund ist nicht mehr nur für die Juden, sondern für alle Menschen. Durch die Wassertaufe erhält man Anteil am Neuen Bund.

Josef von Arimathäa, der dem Hohen Rat angehörte, bat Pilatus um den Leichnam Jesu, denn er wollte ihn in ein Grab legen. Zusammen mit Nikodemus, der einmal nachts zum Herrn gegangen und von ihm belehrt worden war (vgl. Johannes 3,1.2), brachte er dann den Leichnam in ein unbenutztes Felsengrab. Vor das Grab wurde ein Stein gewälzt. Die Hohepriester ließen das Grab von Kriegsknechten bewachen, um zu verhindern, dass die Jünger Jesu den Leichnam wegbringen würden.

„Am nächsten Tag, der auf den Rüsttag folgt, kamen die Hohenpriester mit den Pharisäern zu Pilatus und sprachen: Herr, wir haben daran gedacht, dass dieser Verführer sprach, als er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen. Darum befiehl, dass man das Grab bewache bis zum dritten Tag, damit nicht seine Jünger kommen und ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist auferstanden von den Toten, und der letzte Betrug ärger wird als der erste. Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Wache; geht hin und bewacht es, so gut ihr könnt. Sie gingen hin und sicherten das Grab mit der Wache und versiegelten den Stein.“ (Matthäus 27,62-66)

Gott, der Sohn, wurde in Jesus Mensch und kam in die Welt, damit er die Sünden der Menschen auf sich nehme. Er brachte das Opfer aus freiem Willen in göttlicher Liebe, um die Menschen aus dem Tod zu erretten. Die Macht der Sünde ist groß, doch noch größer ist die Macht der göttlichen Liebe, die sich darin zeigt, dass Jesus Christus sein Leben hingab.

Errettung aus geistlichem Tod / Erlösung: siehe Fragen 89.-90., 108.-109., 215.-216.

„Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Johannes 15,13)

Der Opfertod Jesu ist Grundlage für ein neues Verhältnis des Menschen zu Gott. Der sündhafte Mensch kann zu Gott zurückfinden.

Ja, in Jesaja 53,3-5 wird ein Knecht Gottes beschrieben, der erniedrigt wird und leiden muss. Es heißt dort: Er ist „der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit [...] Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. [...] Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Dies sind Hinweise auf den Leidensweg Jesu Christi und seinen Opfertod.

Ja, Jesus gab mehrfach Hinweise auf sein Leiden und Sterben und auch auf seine Auferstehung. Nachdem Petrus zu Jesus gesagt hatte: „Du bist der Christus Gottes!“, verwies Jesus auf sein bevorstehendes Leiden und Sterben: „Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tag auferstehen“ (Lukas 9,22). Ähnlich äußerte sich Jesus im Anschluss an das Geschehen auf dem Berg der Verklärung: „Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen“ (Markus 9,31). Vor dem Einzug in Jerusalem sagte er zu den Aposteln: „Der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; und sie werden ihn zum Tode verurteilen und werden ihn den Heiden überantworten, damit sie ihn verspotten und geißeln und kreuzigen; und am dritten Tage wird er auferstehen“ (Matthäus 20,18.19). Den Schriftgelehrten und Pharisäern gegenüber sprach Jesus davon, dass er nach drei Tagen auferstehen werde. Dazu erinnerte er an die Geschichte des Propheten Jona: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein“ (Matthäus 12,40).

In 2. Korinther 5,19 wird die Bedeutung des Opfertodes Jesu am Kreuz so beschrieben: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber.“ In 1. Johannes 3,16 heißt es: „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns gelassen hat.“
In der Auseinandersetzung mit Irrlehren, die das Mensch-Sein Jesu Christi und seine Auferstehung leugneten, machte Apostel Paulus deutlich, „dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift“ (1. Korinther 15,3.4).

Das Kreuz Christi ist Zeichen dafür, dass Gott sich mit den sündigen Menschen versöhnt. Der Tod am Kreuz war in der Antike Ausdruck einer Niederlage: schmachvolles Ende eines Verachteten und aus der menschlichen Gesellschaft Ausgeschlossenen. Bei Jesus jedoch ist die vermeintliche Niederlage ein Sieg: Durch den Tod am Kreuz hat er ein unvergleichliches Werk der Erlösung getan.

„Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft.“ (1. Korinther 1,18)

Nachdem Jesus Christus gestorben war, ging er in das Reich des Todes. In 1. Petrus 3,18-20 heißt es, dass der Sohn Gottes nach seinem Tod am Kreuz denen predigte, die zur Zeit Noahs Gott ungehorsam waren. Dies tat er, um das Heil anzubieten: „Dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist“ (1. Petrus 4,6). Wie sich der Sohn Gottes auf Erden den Sündern zugewandt hatte, so tat er dies nun gegenüber den Toten. Seit er das Opfer gebracht hat, ist auch für die Toten Erlösung möglich.

„Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch.“ (1. Petrus 3,18-20)

Die Auferstehung Jesu Christi ist Tat des dreieinigen Gottes:

  • Zum einen offenbart sich hier die Macht Gottes, des Vaters – er erweckte Jesus von den Toten: „Der Gott unsrer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt“ (Apostelgeschichte 5,30).
  • Zum anderen erfüllten sich die Worte Gottes, des Sohnes: „Ich habe Macht, es [mein Leben] zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen“ (Johannes 10,18).
  • Schließlich wird das Handeln Gottes, des Heiligen Geistes, im Brief des Apostels Paulus an die Römer bezeugt: „Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Römer 8,11).

Dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, zeigt die Macht Gottes über den Tod.

Jesus Christus ist auferstanden, ohne dass ein Mensch Augenzeuge dieses Vorgangs geworden wäre. Jedoch wird in der Heiligen Schrift die Auferstehung des Sohnes Gottes vielfach bezeugt. Eines dieser Zeugnisse ist das leere Grab. Weitere Belege sind die vielfältigen Erscheinungen des Auferstandenen in den 40 Tagen zwischen seiner Auferstehung und Himmelfahrt: Es sind konkret benannte Personen, denen er sich zeigte und die ihn erkannten. Die Auferstehung Jesu Christi ist keine Wunschvorstellung seiner Anhänger, sondern ein wirkliches Geschehen. Sie hat tatsächlich stattgefunden.

„Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.“ (1. Korinther 15,3-7)

Jesus Christus ist auferstanden. Dadurch hat der Gläubige eine berechtigte Hoffnung auf die eigene Auferstehung und ewiges Leben: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden“ (1. Korinther 15,20-22). Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi ist notwendig, weil durch seine Auferstehung gezeigt wird, dass Jesus Christus der Heiland der Welt ist (vgl. 1. Korinther 15,14).

Heiland: siehe Frage 108., auch Fragen 110. ff.

Der auferstandene Jesus erschien öfter seinen Jüngern und Jüngerinnen. Hierfür einige Beispiele:
Maria von Magdala und weitere Frauen waren die ersten Zeugen des Auferstandenen. „Siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder“ (Matthäus 28,9).
Der Auferstandene begleitete, von ihnen zunächst unerkannt, Jünger, die zum Dorf Emmaus gingen. Er erklärte ihnen die Schrift und brach schließlich mit ihnen das Brot, sodass sie ihn erkannten (vgl. Lukas 24,13-35).
Am Abend des Tages seiner Auferstehung trat Jesus in den Kreis seiner Jünger. Als Auferstandener und Herr über Tod und Sünde erteilte er den Aposteln Vollmacht, den Menschen die Sündenvergebung zugänglich zu machen: „Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“ (Johannes 20,19-23).
Ein weiteres Mal erschien der Herr einigen Jüngern am See Tiberias und gab Apostel Petrus den Auftrag, die „Lämmer und Schafe Christi“ – also alle Mitglieder der Gemeinde – zu „weiden“, d.h. sie zu betreuen (Petrusdienst; vgl. Johannes 21,15-17).
Der auferstandene Herr zeigte sich seinen Aposteln „durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes“ (Apostelgeschichte 1,3).
Apostel Paulus spricht in 1. Korinther 15,6 davon, dass der auferstandene Jesus von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal gesehen wurde.

Sündenvergebung, Beispiele für Handeln in Bevollmächtigung: siehe Erläuterung zu Frage 415. und Fragen 644. ff. Petrusdienst: siehe Frage 457. und Erläuterung zu Frage 457.

„Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!“ (Johannes 20,11-16)

Die Hohepriester erfuhren von der Auferstehung Jesu Christi. Sie bestachen die Soldaten mit Geld und sagten: „Sagt, seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen“ (Matthäus 28,13).

Der Auferstehungsleib ist herausgenommen aus der Endlichkeit und Sterblichkeit; er ist nicht an Raum und Zeit gebunden. Der Auferstehungsleib Christi ist nicht ein Körper, der krank wird, altert und einmal stirbt. Er ist ein verherrlichter Leib. In diesem verherrlichten Leib trat Jesus Christus mitten unter seine Jünger. Er ging durch verschlossene Türen, brach mit den Jüngern das Brot, zeigte ihnen seine Wundmale von der Kreuzigung und aß mit ihnen. Dadurch machte er deutlich, dass er nicht als ein „Geist“, sondern als Jesus Christus in körperlicher Gegenwart bei ihnen war. „Auferstehung“ bedeutet nicht eine Rückkehr in das irdische Dasein.

Auferstehung: siehe Fragen 535., 559.

„Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren ..., kam Jesus und trat mitten unter sie…“
Johannes 20,19

„Seht meine Hände und meine Füße, ich bin’s selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe. Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und Füße.“ (Lukas 24,39.40)

40 Tage nach seiner Auferstehung fuhr Jesus Christus auf zum Himmel. Dafür gibt es Augenzeugen: Nachdem er mit seinen Aposteln geredet und sie gesegnet hatte, wurde er emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen weg. Als sie ihm nachsahen, standen zwei Engel bei ihnen und sagten: „Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apostelgeschichte 1,11).

„Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.“ (Johannes 16,28)

Jesus Christus kehrte zum Vater zurück. Er „setzte sich zur Rechten Gottes“ (Markus 16,19).

Wer im Altertum zur rechten Seite eines Herrschers stand oder saß, hatte Anteil an dessen Macht und Autorität. Das Bild, dass Jesus Christus zur Rechten Gottes sitzt, weist also darauf hin, dass er an der Machtfülle und Herrlichkeit Gottes, des Vaters, teilhat.
Diese Herrlichkeit will Jesus Christus zukünftig mit den Seinen teilen. So betete Jesus im hohepriesterlichen Gebet: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen“ (Johannes 17,24). Diese Bitte wird in Erfüllung gehen, wenn Jesus Christus die Seinen aus den Toten und Lebenden zu sich entrückt und sie dann bei ihm sein werden allezeit.

Entrückung: siehe Fragen 559. ff.

„Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“ (1. Thessalonicher 4,15-17)

Ja, durch den Heiligen Geist, der die dritte Person der Gottheit ist und gegenwärtig in der Kirche wirkt, ist Jesus Christus auch nach seiner Himmelfahrt auf Erden anwesend. Damit erfüllt Jesus Christus seine Zusage: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20).

Heiliger Geist: siehe Fragen 197. ff.

Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14,3). Jesus Christus kommt wieder – diesmal als Bräutigam. Bei seiner Wiederkunft als Bräutigam wird er diejenigen aus den Toten und Lebenden zu sich nehmen, die die Gabe des Heiligen Geistes empfangen haben und sich in der Brautgemeinde auf dieses Ereignis vorbereiten ließen. Die Wiederkunft Jesu Christi ist nahe.

Zukunftshoffnung: siehe Fragen 549. ff.

Das Ereignis des Wiederkommens Jesu Christi wird bezeichnet als „Tag des Herrn“, „Tag Christi“, „Zukunft unseres Herrn“, „Offenbarung der Herrlichkeit Christi“, „Erscheinung“, „Wiederkommen des Herrn“, „Wiederkunft Christi“. Dieses Ereignis ist nicht Endgericht, sondern Heimholung der Braut Christi zur Hochzeit des Lammes.

„Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet“ (Offenbarung 19,7).

Im Neuen Testament wird insbesondere in den Briefen der Apostel die Verheißung der Wiederkunft Christi bekräftigt. Seinen ersten Brief an die Gemeinde zu Korinth beendete der Apostel mit dem Gruß: „Maranata“ – das heißt: „Unser Herr kommt!“ (vgl. 1. Korinther 16,22). Apostel Jakobus forderte auf, bis zum Kommen des Herrn geduldig zu sein, „denn das Kommen des Herrn ist nahe“ (Jakobus 5,8). Im Hebräerbrief wird ebenfalls zur Geduld gemahnt: „Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben“ (Hebräer 10,37). Der zweite Petrusbrief (vgl. 2. Petrus 3,9) wendet sich gegen alle, die bestreiten, dass Jesus Christus wiederkommt. Auch die Möglichkeit, dass sich die Erfüllung der Verheißung seiner Wiederkunft verzögert, wird in diesem Brief ausgeschlossen.

Der Heilige Geist ist wahrer Gott. Er ist die dritte Person Gottes, die mit dem Vater und dem Sohn als Herr und Gott angebetet wird. Der Heilige Geist geht aus von Gott, dem Vater und dem Sohn. Der Heilige Geist lebt ewig in der Gemeinschaft mit ihnen und wirkt wie sie universell.

„universell“: Die Personen der Gottheit wirken nicht nur an einer Stelle oder eingeschränkt, sondern immer und überall, wo sie wollen, im Diesseits und im Jenseits.

Der Heilige Geist zeigt sich als Person der Trinität Gottes, indem er – wie Gott, der Sohn – Menschen sendet, die das Evangelium weitertragen sollen. In Apostelgeschichte 13,4 wird berichtet: „Nachdem sie nun ausgesandt waren vom Heiligen Geist, kamen sie nach Seleuzia und von da zu Schiff nach Zypern.“ Er steht denen, die den Herrn bekennen, in Bedrängnis zur Seite: „Sorgt nicht, ... was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird euch in dieser Stunde lehren, was ihr sagen sollt“ (Lukas 12,11.12). Der Heilige Geist lehrt die Gesandten Gottes: „Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit“ (1. Korinther 2,10).

Trinität: siehe Fragen 51., 61. ff.

Der Heilige Geist wird auch „Geist Gottes“, „Geist des Herrn“, „Geist der Wahrheit“, „Geist [Jesu] Christi“, „Geist des Sohnes“ und „Geist der Herrlichkeit“ genannt. Jesus sprach vom Heiligen Geist als Tröster und göttlichem Beistand.

Jesus Christus ist Tröster, Beistand und Fürsprecher der Seinen. In den Abschiedsreden vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung verhieß er den Heiligen Geist als weiteren Tröster und Beistand: „Ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit“ (Johannes 14,16). Der Heilige Geist begleitet die Gläubigen, er steht ihnen in allen Lebenslagen bei.

Der Heilige Geist macht deutlich, was Gott gefällt und was Gottes Willen entgegensteht. Als Geist der Wahrheit kennzeichnet er Wahrheit und Lüge. Der Heilige Geist sorgt dafür, dass die Botschaft von Opfertod, Auferstehung und Wiederkunft Christi über die Zeiten hinweg bewahrt und verbreitet wird.

„Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.“ (Johannes 15,26)

Die Bezeichnung „Kraft aus der Höhe“ deutet an, dass das Wirken des Heiligen Geistes ein machtvolles Eingreifen Gottes beinhaltet. Als „Kraft aus der Höhe“ (Lukas 24,49) bewegt und erfüllt der Heilige Geist den Menschen und stärkt ihn im Bemühen, nach dem Wohlgefallen Gottes zu leben und sich auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten.

Das Wirken des Heiligen Geistes wird daran deutlich, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist: Der Heilige Geist kam über Maria (vgl. Lukas 1,35), und sie wurde schwanger. Dass der Heilige Geist wirkt, erkennen wir zudem daran, dass er Menschen Einblick in göttliche Wahrheit (Offenbarungen und Erkenntnisse) schenkt. Dazu sagte Jesus: „Der [...] Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14,26). So erleben wir heute die Tätigkeit des Heiligen Geistes in der Predigt, vor allem im Wachhalten der Verheißung Jesu Christi, wiederzukommen. Die Apostel erfüllen ihre Aufgaben, weil sie erfüllt sind vom Heiligen Geist. „Als er [Jesus] das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!“ (Johannes 20,22).

Es muss unterschieden werden zwischen dem Heiligen Geist als Person der Gottheit und dem Heiligen Geist als Gabe Gottes. Der Heilige Geist als Gabe Gottes ist ein Geschenk Gottes und eine Kraft, die aus dem dreieinigen Gott hervorgeht. Der Gläubige, der diese Gabe empfängt, wird zugleich mit der Liebe Gottes erfüllt. Getaufte, die den Heiligen Geist als Gabe Gottes empfangen, erhalten damit die Gotteskindschaft.

Heiliger Geist: siehe Fragen 198. ff. Gotteskind: siehe Erläuterung zu Frage 530. Heilige Versiegelung: siehe Fragen 515. ff.

Die Gabe des Heiligen Geistes schenkt Gott durch Handauflegung und Gebet eines Apostels. Dies zeigt beispielhaft das Geschehen in Samarien.

„Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den Heiligen Geist.“ (Apostelgeschichte 8,14-17)

Ja, wenn wir im Alten Testament vom „Geist Gottes“ lesen, ist damit der Heilige Geist gemeint. Er wird jedoch noch nicht als göttliche Person dargestellt.

Ja, in der Heiligen Schrift wird das Wirken des Heiligen Geistes in alttestamentlicher Zeit vielfach bezeugt. Der Heilige Geist regte Menschen an, damit sie Werkzeuge nach göttlichem Willen sein konnten. Er wirkte zum Beispiel in den alttestamentlichen Propheten und sprach durch sie. Durch den Heiligen Geist wurden Verheißungen hervorgebracht, die das Kommen des Messias betrafen.

Nein, der Heilige Geist erfüllte in alttestamentlicher Zeit Menschen nur zeitweilig. Der Heilige Geist als sakramentale Gabe konnte erst nach dem Opfertod Jesu Christi empfangen werden.

Heiliger Geist als sakramentale Gabe: siehe Fragen 428., 440., 523. ff.

Am 50. Tag nach Ostern, an Pfingsten, wurde der Heilige Geist über die in Jerusalem versammelten Jünger Jesu ausgegossen.

In der Bibel wird berichtet: „Als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist“ (Apostelgeschichte 2,1-4). Der Heilige Geist erfüllte die Apostel und alle, die bei ihnen waren, bleibend als Gabe, als Kraft aus der Höhe (vgl. Lukas 24,49).

Ja, der Heilige Geist wirkt bis in die heutige Zeit hinein. Dadurch erleben wir die Gegenwart Gottes. Der Herr selbst verwies auf die künftige Wirksamkeit des Heiligen Geistes: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. [...] was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen“ (Johannes 16,13).

Wo man an Jesus Christus glaubt, ihn als Herrn bekennt und das Leben nach seinem Willen führt, wirkt der Heilige Geist.

Ja, alle drei göttlichen Personen wirken in den Sakramenten. So ist immer, wenn der dreieinige Gott handelt, der Heilige Geist als Person der Gottheit beteiligt. Die Sakramente werden gespendet im Namen und in der Kraft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dadurch haben die Sakramente heilsvermittelnde Kraft.

Sakramente: siehe Fragen 472. ff.

Die Apostel sind von Jesus Christus gesandt. Durch sie bietet er den Menschen Erlösung an. Sie üben ihr Amt in der Kraft des Heiligen Geistes aus. Dies wirkt sich aus in der Spendung der Sakramente, in der Verkündigung der Sündenvergebung und in der Verbreitung des Evangeliums sowie im Wachhalten der Verheißung der Wiederkunft Christi. So erfolgt die Vorbereitung der Braut Christi auf das Wiederkommen Jesu Christi.

Braut Christi (Brautgemeinde): siehe Fragen 387., 555., 561. ff.