
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Herford/Dortmund. Nach gut zwanzig Jahren hat die 1987 eingeweihte erste Zentralkirche der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen in den zurückliegenden gut drei Monaten eine umfangreiche Renovierung erfahren. Das Kirchengebäude in Herford mit einem Fassungsvermögen von etwa 1.200 Personen ist als überregionales Zentrum für Gottesdienste und Veranstaltungen im Raum Ostwestfalen-Lippe konzipiert, dient aber auch der Gemeinde Herford als Gotteshaus.
Die Renovierungsmaßnahmen hatten eine vorübergehende Ausquartierung der Gemeinde in benachbarte Kirchen erfordert. Am Sonntag, 19. Juni 2008, versammelten sich die Herforder Gemeindemitglieder zum ersten Mal nach 16 Wochen wieder in ihrem angestammten Gotteshaus.
Pfeifenorgel wieder in Betrieb
Gleichzeitig mit der Wiedereinweihung der Kirche wurde die dreimanualige Pfeifenorgel nach ebenfalls umfangreicher Restaurierung wieder in Betrieb genommen. Wolf-Rüdiger Spieler - Orgelsachverständiger der Gebietskirche Nordrhein-Westfalen und renommierter Organist - stellte nach dem Gottesdienst interessierten Gemeindemitgliedern und Orgelfreunden das klanglich neu konzipierte Instrument in einem Matinee-Konzert vor.
Den Wiedereinweihungsgottesdienst eröffnete Bezirksevangelist Helmut Hartwig (Bezirk Herford) mit Dankesadressen an alle Handwerker und an die vielen Gemeindemitglieder, die in ihrer Freizeit beim Aus- und Einräumen des Kirchenmobiliars und bei weiteren Handreichungen tätig gewesen sind. Sein Dank galt auch den umliegenden Gemeinden für die 16 Wochen lang gewährte Gastfreundschaft, der Kirchenleitung für die Bereitstellung der Finanzmittel und „lasst uns auch Gott danken für das gute Gelingen des Projektes!“, endete er seine Ansprache. Die Gemeinde antwortete unter Begleitung von kräftigen Orgelklängen mit dem Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.“
Investitionsvolumen im sechsstelligen Bereich
In die Renovierung hat die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen eine sechsstellige Summe im unteren Bereich investiert - gut zehn Prozent davon für die Restaurierung der Orgel. Die umfassenden baulichen Maßnahmen waren vor allem wegen einiger Schäden am Wand- und Deckenputz des Kirchensaales, auf der Empore, im gesamten Treppenhaus und in der großen Vorhalle notwendig geworden. Die Flächen mussten neu mit Gipskarton-Platten verkleidet und mit Strukturputz versehen werden.
Die Kirche inklusive der Nebenräume erhielt eine komplett neue Beschallungstechnik. So wird zum Beispiel durch Sensoren an den Altarmikrofonen automatisch die Lautstärke geregelt, mit der das gesprochene Wort im gesamten Kirchenbereich zu hören ist. Neue Deckenlautsprecher im Altarbereich und auf der Empore sorgen für einen ausgewogenen Raumklang. Für hörgeschädigte Gottesdienstteilnehmer sind 30 funkfähige und kabellose Kopfhörer vorhanden, mit denen sie unabhängig von ihrem Sitzplatz die Predigt verfolgen können.
6.000 Meter Kabel verlegt
Eine elektrische Steuerung der Oberlichter in den sehr hohen Fenstereinheiten zur besseren Belüftung der Kirche, eine dem gesamten Beleuchtungskonzept angepasste Emporenbeleuchtung mit 62 neuen Beleuchtungseinheiten und eine optimierte Altarraumbeleuchtung zählten ebenfalls zur den Renovierungsmaßnahmen. "Mehr als 6.000 Meter Kabel sind verlegt worden", erläuterte Werner Köster, Gemeindeevangelist in Herford.
Evangelist Matthias Friedrich, Vorsteher der Gemeinde Herford, erwähnte bei der Begehung der renovierten Kirche noch die Renovierung des Raumes für die Unterrichte der Kinder: "Eine unter der Tapete angebrachte Metallfolie lässt die ganze Wand zu einer großen Magnettafel werden", freute er sich. 600 Quadratmeter neuer Teppichboden auf der Empore und das Abschleifen und anschließende Kristallisieren des gesamten Marmorbodens im Foyer und im Kirchenschiff komplettierten die Renovierungsmaßnahmen.
Die Kirche habe hier bereits in die Zukunft investiert, erklärte Matthias Friedrich. In den nächsten Jahren sei eine Neugestaltung der Heizungsanlage des Gebäudekomplexes geplant. Ziel sei, die Empore und den Kirchensaal in getrennten Heizkreisen zu beschicken. Die dazu nötigen baulichen Vorbereitungen seien bereits bei dieser Renovierung berücksichtigt worden. „So müssen nicht in einigen Monaten wieder die Wände aufgespitzt und neu verputzt werden“, so Friedrich.
33 Register, 3.000 Pfeifen - neues Klangkonzept
In dem um 11 Uhr beginnenden Matinee-Konzert stellte Wolf-Rüdiger Spieler die neugestaltete Orgel vor, die an diesem Sonntag zum Weihegottesdienst zum ersten Mal nach ihrer Restaurierung erklungen war. Rein äußerlich habe sich nicht viel geändert, so Spieler. Doch die klangliche Ausrichtung sei ganz neu konzipiert worden. Mit einigen Improvisationen gab er im Wechsel mit Erläuterungen zur Historie der Orgel Eindrücke vom neuen Klangbild des Instrumentes.
Sämtliche 33 Register der Orgel entstammten der ehemaligen Walcker-Orgel, Opus 2983, die mit 60 Registern 1952 für den Goldsaal der Westfalenhalle in Dortmund gebaut und vom Kantor der Dortmunder Stadtkirche St. Reinoldi, Gerard Bunk, disponiert worden sei, wusste der Orgelexperte zu berichten. 1984 habe die Neuapostolische Kirche in Nordrhein-Westfalen diese Orgel gekauft. Der Hauptteil des Pfeifenwerkes mit 33 Registern sei in der damals im Bau befindlichen Herforder Kirche verwendet worden, 20 Register seien in der Kirche in Dortmund-Nord installiert und die verbleibenden in mehreren kleinen Pfeifenorgeln in Nordrhein-Westfalen bei Kirchenerweiterungen und -neubauten wieder verwendet worden.
Generalreinigung nach 20 Jahren
Seinerzeit habe man in Herford auf eine sorgfältige Abstimmung der Register untereinander und auf den neuen Raum (Intonation) verzichtet. Die Folge: Eine in sich ungleichmäßig und im Raum oftmals sehr schrill und hart klingende Orgel. Im Zuge einer nach 20 Jahren notwendigen Generalreinigung aller etwa 3.000 Orgelpfeifen habe sich die Gelegenheit geboten, innerhalb des Registerbestandes durch den Austausch von Registern einige Klangfarben zu verändern.
Die Reinigungs- und Umbauarbeiten sowie die wochenlange Kleinarbeit der sorgfältigen Abstimmung aller 33 Register hatte die renommierte Kölner Orgelbaufirma Willi Peter übernommen, die sich seit Ende des Zweiten Weltkrieges durch zahlreiche sehr gute Instrumente einen guten Namen gemacht hat.
Einsatz der Orgel im Herforder Orgelsommer 2008
Im Ergebnis konnte durch die beschriebenen Maßnahmen der Orgelklang deutlich verschönert werden. „Das Instrument verfügt nun über einen vollen, runderen und wärmeren Klang und hat eine deutlich größere Palette an Klangfarben für die Darstellung der Musik des 19. Jahrhunderts“, beschreibt Wolf-Rüdiger Spieler den Klanggewinn. Dies komme auch der würdigen Gestaltung beim gottesdienstlichen Orgelspiel zugute.
Auch außerhalb der Gemeinde wird das Instrument in Herford wahrgenommen, indem es regelmäßig in der Konzertreihe des Herforder Orgelsommers (siehe Link in der rechten Spalte) eingesetzt wird. Zusätzlich finden auch eigene Konzerte sowie Chorwochenenden durch die Musikwerkstatt in der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen unter der Leitung von Wolf-Rüdiger Spieler in Herford statt, wobei die Orgel reichlich zum Einsatz kommt.
In Kürze soll auch in Herford ein Standort für den Orgelunterricht der Musikwerkstatt eingerichtet werden, um von hier aus den Orgelspielernachwuchs in Ostwestfalen-Lippe zu fördern. Es ist geplant, interessierten Schülerinnen und Schülern in kleinen Lerngruppen Orgelunterricht anzubieten und sie so auf die Aufgabe als Gemeindeorganisten vorzubereiten.
Die Gemeinde Herford
In Herford gibt es seit 1904 eine neuapostolische Gemeinde, 1963 kam eine weitere dazu. Die damals Herford I und Herford II, später Herford-Mitte und Herford-Nord genannten Gemeinden fusionierten im Jahr 2004 wieder zu einer Gemeinde, die jetzt den Namen Herford trägt.
Zurzeit hat die Gemeinde etwa 600 eingetragene Mitglieder. Die seelsorgerische und organisatorische Pflege liegt in den Händen von Evangelist Matthias Friedrich, der von Gemeindeevangelist Werner Köster und weiteren acht Priestern und zwölf Diakonen unterstützt wird.
Zentralkirche Herford renoviert
2. Juli 2008
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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