
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Westdeutschland/Dortmund. Am Stand der Neuapostolischen Kirche auf dem Markt der Möglichkeiten fanden an drei Messetagen Podiumsgespräche statt. Themenschwerpunkte waren Fragen zur Zukunft von Kirche in einer immer mehr säkularisierten Welt und zu ihren ökumenischen Beziehungen.
Mit Themen des ökumenischen Miteinanders beschäftigten sich zwei Gesprächsrunden. Die eine betrachtete die Entstehung der ökumenischen Beziehungen in Dortmund, die andere den aktuellen Status der Beziehungen der Neuapostolische Kirche zur Ökumene insgesamt.
Im örtlichen Bereich warb der Vorsitzende der Dortmunder ACK, Pfarrer Wolfgang Buchholz, für weitere Kooperationen. Ziel solle es sein, das gewachsene Miteinander auf eine breitere Basis zu stellen.
Auf der Ebene der deutschlandweiten Gastmitgliedschaft sei man jetzt auf einer gemeinsamen Basis angekommen, waren sich Apostel Volker Kühnle und Pfarrer Bernd Densky, Freikirchlicher Referent in der Ökumenischen Centrale in Frankfurt, einig. Jetzt gelte es, darauf weiter zu bauen, voneinander noch mehr zu lernen und gegenseitige Reichtümer zu entdecken. Ein mögliches Ziel, so Apostel Kühnle, möge sein, gemeinsam Gottesdienste feiern zu können, ohne die jeweils eigene Identität aufzugeben.
Hat Kirche Zukunft, und wie sieht sie in dreißig Jahren aus?
Der zweite Themenschwerpunkt beschäftigte sich mit der Rolle der Kirchen im Wettstreit mit konkurrierenden Angeboten. Zwei Gesprächsrunden widmeten sich diesem Thema. Die großen Fragen: Hat Kirche Zukunft, kann sie ihre Chance wahren, und wenn ja, wie muss Kirche dann aussehen?
Den Auftakt machte das Gespräch „Zukunft der Kirche – Kirche der Zukunft“. „Wie sieht die Kirche in dreißig Jahren aus?“ lautete die zentrale Frage.
Die Gesprächsrunde war sich einig, dass bei kaum zu übersehendem Schwinden von christlichem Einfluss in die Lebensführung der Menschen die Zukunft der Kirche nicht in Frage stehe. Das gelinge aber nicht ohne eigenes Engagement der Kirchen. Es sei vorrangige Aufgabe der Kirchen, sich nicht selbst in Frage zu stellen, sondern das Evangelium weiter mutig in die Welt zu tragen.
Wie allerdings die Zukunft kirchlichen Lebens, beispielsweise das Angebot und die Gestaltung von Gottesdiensten einer gewissen Änderung bedürften, sei ein großes Experimentierfeld. Mahnende Stimmen gaben jedoch zu bedenken, dass Kirche keinesfalls jedem Modetrend folgen müsse.
Kirche in einer bunten Gesellschaft
Den Abschluss der Gespräche am Runden Tisch bildete eine Gesprächsrunde, die die Thematik, wie Kirche in dreißig Jahren aussehen könne, aufgriff und vertiefte. Ihr Thema: „Kirche in einer bunten Gesellschaft – hat sie eine Chance?“
Gesprächspartner von Bischof Peter Johanning waren der katholische Pfarrer Dr. Burkhard Neumann (Direktor am Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn), Bezirksapostel Rainer Storck (Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland) und der evangelische Pfarrer Dr. Lothar Triebel (Referent für Freikirchen am Konfessionskundlichen Institut Bensheim).
Die Fragen lauteten beispielsweise, ob die ewig gültigen Gesetze des Evangeliums in einer sich rasant entwickelnden Individualgesellschaft noch tragfähig seien, ob Kirche den Trends der Zeit mehr nachgeben müsse, oder ob gar die großen Volkskirchen in dieser pluralen Gesellschaft ausgedient hätten, wie das ja zur Zeit bei den großen Volksparteien auch der Fall zu sein scheint.
Das Evangelium muss unangetastet bleiben
Konsens bei allen drei Gesprächspartnern bestand darin, dass es kirchliches Wirken nicht geben könne, wenn man die Basis des Evangeliums aufgeben würde. Natürlich müsse Kirche da sein, wo die Menschen sind und sich ihrer aktuellen Fragen annehmen, aber bei allen nötigen Veränderungen müsse die Verkündigung immer evangeliumsgemäß bleiben.
Bezirksapostel Rainer Storck ergänzte, dass es auch wichtig sei, bei anstehenden Veränderungen innerhalb der Kirche die Mitglieder nicht außer Acht zu lassen. „Die Kirche ist nicht Kirche um ihrer selbst willen, sondern sie ist Kirche für ihre Mitglieder“, gab er zu bedenken. Und weiter: Wenn man in der Kirche etwas in richtiger Weise verändern wolle, müsse man die Mitglieder mitnehmen.
Pfarrer Burkhard Neumann sah die Kirchen aber auch in einem besonderen Lernprozess. Gemeinden bestünden nicht mehr nur aus den beständig aktiven Mitgliedern. Das Prinzip „ganz oder gar nicht“ sei nicht zukunftsfähig. Kirche müsse aushalten, dass sie möglicherweise nur einen gewissen Lebensabschnitt von Menschen begleite.
Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes
Pfarrer Lothar Triebel verwies auf die Führung durch den Heiligen Geist: „Wir können seiner Kraft vertrauen, denn Kirche ist nicht von Menschen gemacht, sondern ein Werk Gottes“, so seine Erfahrung.
Bezirksapostel Storck pflichtete ihm bei: „Es ist meine Überzeugung, dass wir zwingend die Weisung aus dem Heiligen Geist brauchen, wenn wir unsere Kirche halten, entwickeln und das Evangelium bekennen wollen.“ Heiliger Geist müsse in den Predigten spürbar sein, dann ließen sich die Gemeindemitglieder auch begeistern für die ewig gültigen Gesetze des Evangeliums.
Enger zusammenrücken
Einig war sich die Gesprächsrunde auch darüber, dass ein Zusammenrücken aller Christen unumgänglich sei, um die christliche Flagge auch noch in dreißig oder vierzig Jahren hochhalten zu können. Ökumene müsse dabei mehr und mehr als ein gemeinsamer und nicht nur als ein additiver Weg gesehen werden.
Bischof Johanning fasste das Gesprächsergebnis so zusammen: „Der Heilige Geist im Wirken Gottes kann durchaus einen Kontrast setzen zu unserer schnelllebigen und bunten Gesellschaft.“
Christentum und Islam
Ein weiteres Gespräch beschäftigte sich mit dem Thema "Christentum und Islam". Gesprächspartner von Apostel Volker Kühnle waren Pfarrer Dr. theol. Friedmann Eißler von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) und Kaan Orhon, Hayat-Berater in Bonn, beides ausgewiesene Kenner der Islamkunde.
Berührungen und Problemfelder der beiden Weltreligionen standen ebenso zur Diskussion wie der praktische Umgang von Menschen beider Religionen im Alltag. Beide Fachleute wagten eine Einschätzung der Unterschiede von Integration und Assimilation, wie sie in alttestamentlichem Kontext schon bei Daniel und seinen Freunden im babylonischen Asyl zur Diskussion standen.
Bischof Peter Johanning im Gespräch mit Pfarrer Dr. Burkhard Neumann, Bezirksapostel Rainer Storck und Pfarrer Dr. Lothar Triebel (v. l.)
15. Juli 2019
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Frank Schuldt
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