
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Sinzig. Bezirksapostel Rainer Storck besuchte am Donnerstag, dem 29. Juli das Ahrtal und die Gemeinde Sinzig. In der vom Hochwasser beschädigten neuapostolischen Kirche feierte er mit Betroffenen der Flutkatastrophe einen Gottesdienst und machte ihnen Mut.
Über einen Meter hoch stand in der Nacht auf den 15. Juli das Wasser in der neuapostolischen Kirche in Sinzig, die direkt neben der Ahr liegt. Stromaufwärts richtete das Hochwasser nach den Rekordregenfällen noch viel schlimmere Schäden an. Teils wurden Häuser weggespült. In der ganzen Region haben Hunderte Menschen ihre Wohnung verloren, bei vielen anderen wurde der Hausrat beschädigt.
Solidarität und Hilfsbereitschaft
Auch unter den Mitgliedern der Gemeinde Sinzig gibt es Betroffene. Apostel Gert Opdenplatz und Hirte Ulrich Thurau, der örtliche Gemeindevorsteher, standen ihnen von Beginn an zur Seite. Eine Gruppe von Helfern aus dem Kirchenbezirk Wiesbaden, darunter viele Jugendliche, halfen in den Tagen nach dem Unglück, die Kirche vom groben Schlamm und Unrat zu reinigen. Die Kirche und das Hilfswerk NAK-karitativ haben zu Spenden für die Betroffenen aufgerufen.
Gottesdienst auf der Baustelle
Zwei Wochen nach dem Unglück lud der Apostel nun die Gemeindemitglieder und weitere Betroffene zu einem „Baustellen-Gottesdienst“ ein. Ihm ging es darum, der über 180 Opfer zu gedenken, die teils auf schreckliche Weise ihr Leben in den Fluten verloren haben, sowie die Menschen aus dem Ahrtal in diesen besonderen Zeiten zu stärken.
Überraschend feierte dann Bezirksapostel Rainer Storck den Gottesdienst. Am Donnerstag, dem 29. Juli erlebten so 33 Teilnehmer, darunter drei Kinder und zwei Gäste, einen unvergesslichen Nachmittag in der Kirche.
„Barmherzig und gnädig ist der Herr“
Da es in der Kirche weder eine funktionsfähige Orgel noch Strom gibt, wurde zu Beginn eine Lesung aus dem Lied 168 vorgetragen. Nach einem emotionalen Eingangsgebet las der Bezirksapostel das Bibelwort für diesen besonderen Gottesdienst vor, dass die Gläubigen im Ahrtal durch diese schwierigen Zeiten begleiten soll: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte“ (Psalm 103,8).
„Das Unglück und die Bilder aus den Katastrophengebieten lassen uns sprachlos zurück und wir finden keine Worte, um all das Leid und die Not zu beschreiben“, begann Bezirksapostel Storck die Predigt. Viele Fragen blieben offen, beispielsweise warum Gott das Unglück zugelassen habe. „Menschen haben nach Gott gerufen und keine Hilfe bekommen“, resümierte der Bezirksapostel. Viele hätten alles verloren: Heim, Arbeit, alles was sie sich aufgebaut haben.
Dennoch sei Gott in dieser Situation barmherzig und gnädig. „Wenn wir es in dieser schweren Zeit nicht schaffen, im Gebet zu ihm zu kommen, dann hat er dafür Verständnis und macht keine Vorwürfe, er versteht uns sogar“, betonte der Bezirksapostel.
„Dein Glaube hat dir geholfen“
Im weiteren Verlauf führte er die Begebenheit in der Bibel an, die von einer alleinstehenden Frau berichtet, die völlig verzweifelt war und in dieser Situation die Nähe Jesu suchte. „Sie hat im Glauben den Saum des Rockes berührt, weil sie hoffte, dass der Sohn Gottes ihr helfen könne“, berichtete Bezirksapostel Storck. Jesus spürte dies damals, und sprach zu der Frau: „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen, ziehe hin in Frieden.“
„Auch wenn wir nicht viel sagen können, es nicht verstehen und es nicht so vorwärtsgeht, wie wir es uns wünschen, dann lasst uns dennoch die Nähe des Herrn suchen. Wenn unsere innere Grundstimmung dahin geht, dass wir ihn berühren, dann wird er es spüren“, munterte der Bezirksapostel auf.
Gott sei – wie es im Bibelwort heiße – barmherzig, gnädig, geduldig und voller Güte. Diese Güte bedeute, dass Gott den Menschen mit allem versorgt, was er benötigt – nach Seele, Geist und Leib. „Am Ende werden wir dies erleben – auch wenn es sich derzeit etwas anders anfühlt.“
Abendmahl als Kraftquelle
In einem weiteren Predigtbeitrag gedachte Apostel Gert Opdenplatz der vielen Seelen, die bei der Flutkatastrophe so plötzlich aus dem Leben gerissen wurden, und all derer, die noch vermisst werden.
Er empfahl allen Teilnehmern, die Feier des Heiligen Abendmahls zu nutzen, um besondere Kraft mitzunehmen in die kommende Zeit. „Das Heilige Abendmahl kann eine ganz starke und große Kraftquelle für uns alle sein“, betonte er.
Bezirksapostel Storck griff diesen Gedanken auf und erinnerte an die Emmaus-Jünger, die die Situation auch nicht mehr verstanden. Sie waren traurig und orientierungslos. „Aber als Jesus das Brot brach, erkannten die Jünger ihn, wurden gestärkt und gingen mutig weiter.“
Altarbibel mit Widmung
Nach dem Gottesdienst übergab Bezirksapostel Storck der Gemeinde eine neue Altarbibel, ein Geschenk der Jugendlichen aus dem Kirchenbezirk Wiesbaden. Die bisherige Bibel wurde im Hochwasser zerstört. Auf Seite eins findet sich eine Widmung: „Liebe Gemeinde Sinzig, wir – die Jugend aus dem Bezirk Wiesbaden – beten für euch! Wir haben euch lieb.“ Abgeschlossen wird der kurze Text durch ein Herz – und nun auch durch die Unterschriften des Bezirksapostels und Apostels zur Erinnerung an diesen besonderen Gottesdienst.
Im Anschluss nahm sich Bezirksapostel noch Zeit für Gespräche mit Gemeindemitgliedern, die sehr stark von der Flutkatastrophe betroffenen sind.
Bezirksapostel Rainer Storck am Altar im wieder gereingten Kirchensaal in Sinzig
4. August 2021
Text:
Frank Schuldt,
Heike Thurau
Fotos:
Roland Fuhrmann,
Gert Opdenplatz,
Heike Thurau
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