
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Westdeutschland/Dortmund. Er leitet von 1968 bis 1980 die Gebietskirche Nordrhein-Westfalen: Bezirksapostel Emil Schiwy. Wer war dieser Mann, der sich selbst als „Lehrling beim Stammapostel“ bezeichnete und am 25. Juli 1983 starb, heute vor 40 Jahren?
Am 14. April 1968 übernahm Apostel Emil Schiwy die Leitung der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen. Er trat in große Fußstapfen: Sein Vorgänger Walter Schmidt war bereits seit 1960 als Stammapostel tätig. Acht Jahre später übergab er die Leitung der Gebietskirche.
Der Stammapostel gab ihm mit auf den Weg: „Es sind Ihnen damit über hunderttausend Seelen anvertraut, die es zu bewahren und auf den Tag des Kommens Jesu zu bereiten gilt.“ Diese Aufgabe prägte seine gesamte Arbeit als Bezirksapostel. In seinem Lebenslauf führte er hierzu selbst aus: „Stets war ich bemüht, die Erwartungen des Stammapostels, unter denen ich diente, in jeder Weise zu rechtfertigen, was zuallererst dadurch zum Ausdruck gekommen ist, dass ich ihm völlig vertraute.“
Bis zu seinem Ruhestand diente Emil Schiwy zwölf Jahre lang als Bezirksapostel in Nordrhein-Westfalen. Markenzeichen seiner Amtsführung waren die enge Verbindung und intensive Nähe zu Stammapostel Walter Schmidt.
Geboren wurde Emil Schiwy am 5. Februar 1904 in Gelsenkirchen, einer Industriestadt mitten im Ruhrgebiet. Sein Vater war Bergmann und bemühte sich, die Familie mit den fünf Kindern in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen zu versorgen. Damals verdiente ein Bergarbeiter etwa 700 Mark im Jahr. Auch bei einer günstigen Zechenwohnung blieb da nur Geld für ein spartanisches Leben übrig.
Aufstieg zum Werkmeister
Trotz der materiellen Not und der oft üblichen Kinderarbeit, ermöglichten die Eltern Emil Schiwy eine Ausbildung zum technischen Zeichner und Maschinenschlosser. Er nutzte diese Chance zum Aufstieg als Werkmeister eines Stahlwerks, was ihm eine sichere und sorgenfreie Zukunft versprach.
Als Emil Schiwy geboren wurde, waren seine Eltern und Geschwister gerade neuapostolisch geworden. Am 30. November 1904 wurde er von Stammapostel Hermann Niehaus versiegelt. Nach seiner Konfirmation engagierte er sich in der Gemeinde und wirkte im Posaunenchor mit. Seit dem 12. September 1926 diente er als Amtsträger in der Neuapostolischen Kirche, zunächst als Unterdiakon, dann als Diakon und Priester. Im Jahr 1932 wurde er als Vorsteher der Gemeinde Gelsenkirchen-Ückendorf beauftragt.
Von großer Bedeutung wurde für Emil Schiwy der Zuzug von Bischof Ludwig Hennrich aus Düsseldorf. Seine dortige Wohnung war durch Bomben zerstört worden und er fand nun in der Herner Kirche eine neue Wohnung. Bischof Hennrich war nicht nur ein guter Seelsorger, sondern verstand es auch, gehaltvolle Stimmungsberichte über Festgottesdienste zu schreiben.
Autor für die Kinder
Als der Bezirk Gelsenkirchen am 22. Mai 1947 geteilt wurde, empfing Emil Schiwy für den neuen Bezirk Gelsenkirchen-Buer das Bezirksältestenamt und kam in ein besonderes Näheverhältnis zu dem Bischof. Nur gut 1,5 Jahre dufte sich Emil Schiwy an der harmonischen Zusammenarbeit mit Bischof Hennrich erfreuen. Als dieser nach einer Operation Anfang 1949 verstarb, wurde Emil Schiwy zusätzlich der Bezirk Herne zur Pflege anvertraut. Auch trat er das „Erbe“ als Berichterstatter von besonderen Gottesdiensten an und war schnell in dessen große Fußstapfen hineingetreten. Das zeigte sich auch, als er im Frühjahr 1951 das Bischofsamt und am 5. August 1951 das Apostelamt empfangen hatte.
Bezirksapostel Schmidt lag auch die Versorgung der Kinder mit geeignetem Lesestoff sehr am Herzen. Angesichts der bekannten schriftstellerischen Fähigkeiten von Apostel Schiwy bat er diesen, monatlich einen besonderen Bericht für die Kinder zu schreiben. Als Bezirksapostel Schmidt diesen Plan bei einer Apostelversammlung vorstellte, bat Bezirksapostel Bischoff darum, diese Idee doch für alle Kinder umzusetzen. So wurde die Zeitschrift „Der gute Hirte“ geboren, für die Apostel Emil Schiwy über Jahrzehnte jeden Monat den Leitartikel verfasste.
Ruhesetzung in Minden
Am 4. Februar 1930 heiratete Emil Schiwy Margarete Gritzan. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Trotz einer Krebserkrankung konnte er mit seiner Ehefrau am 5. März 1980 noch den Segen zur Goldhochzeit aus der Hand von Stammapostel Urwyler empfangen.
Das unaufhaltsame Fortschreiten der Erkrankung verbunden mit längeren Krankenhausaufenthalten veranlassten ihn, Stammapostel Hans Urwyler um seine Ruhesetzung zu bitten. Am 26. Oktober 1980 kam der Stammapostel in den Bezirk Nordrhein-Westfalen und versetzte Bezirksapostel Schiwy in einem Gottesdienst in Minden mit fast 76 Jahren und 54 Jahren Amtstätigkeit – davon 29 Jahre als Apostel – in den Ruhestand.
Über das Leben des Bezirksapostels setzte er in diesem Gottesdienst das Wort „Treue“ und bezog sich auf einen Vers aus dem Neuapostolischen Gesangbuch: “Der Treue wird gekrönet mit einem ew’gen Lohn.“
Noch knapp drei Jahre waren Bezirksapostel Schiwy im Ruhestand vergönnt. Am 25. Juli 1983 starb er. Den Trauergottesdienst hielt Stammapostel Urwyler im Beisein von 23 Aposteln am 29. Juli in der Kirche Dortmund-Nord. Er legte seinem Dienen das Bibelwort aus Johannes 16,22 zugrunde: „Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“
Bezirksapostel Emil Schiwy (rechts), neben ihm von links die Apostel Hermann Engelauf, Rudolf Dicke und Stammapostel Walter Schmidt, in der zweiten Reihe Bezirksälteste aus Nordrhein-Westfalen (1969)
25. Juli 2023
Text:
Alfred Krempf,
Frank Schuldt
Fotos:
Bildarchiv
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