
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Norwich/Dortmund. In Norwich (England) hat in diesen Tagen der Prozess gegen zwei Hintermänner des Kapitalanlagebetrugsfalls begonnen. George K. und Cemal E. werden beschuldigt, im Hintergrund den Betrug an einem britischen Millionär und der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen vorbereitet und durchgeführt zu haben. Am Norwich Crown Court wurden bereits im Sommer drei Männer wegen der gleichen Betrugsfälle zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Das Verfahren gegen die beiden Männer begann in Norwich am 6. September 2012. Beide scheinen Mitglieder einer international operierenden Betrügergruppe zu sein. Ihnen wird im Rahmen des Kapitalanlagebetrugs Geldwäsche vorgeworfen. Die Angeklagten wiesen die Vorwürfe am ersten Verhandlungstag zurück.
Abläufe der Geldtransfers
Vor Gericht stellte die Staatsanwaltschaft den Mitgliedern der Jury zunächst beide Betrugsfälle und die Abläufe vor. Der britische Millionär Graham Dacre hatte 15 Millionen Euro auf ein Schweizer Bankkonto überwiesen. Von dort aus wurde ein Teil des Geldes auf ein Konto von E. in Zypern transferiert.
Ähnlich verhielt es sich im Fall der Neuapostolischen Kirche. Hier wurden 10 Millionen Euro auf ein britisches Konto überwiesen und von dort aus über verschiedene Konten in die Schweiz und schließlich nach Zypern transferiert. In den nächsten Verhandlungstagen geht es nun insbesondere um die Abläufe und den Verbleib der Gelder.
Erträge für soziale Projekte
Die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen war Ende 2007 einer Gruppe von Betrügern aufgesessen. Diese hatte die Verantwortlichen dazu verleitet, zehn Millionen Euro aus dem Kirchenvermögen in einem speziellen Programm anzulegen. Sie versprachen den Zugang zu staatlichen Fördermitteln. Mit den daraus resultierenden Erträgen hätte die Kirche ihre sozialen Aktivitäten weiter ausbauen können – insbesondere in Ländern der Dritten Welt.
Nach Unstimmigkeiten über den Verbleib der Gelder verhandelte die Kirche über viele Monate mit den damaligen Kontaktpersonen über die Rückzahlung des Geldes, ehe sie schließlich Strafanzeige wegen Betrugs erstattete. Die Betrüger hatten in der Zeit mehrmals Lösungen angeboten, dann aber Termine und Vereinbarungen platzen lassen. Bis Ende 2011 wurden daraufhin alle Beteiligten festgenommen.
Hohe Haftstrafen im ersten Verfahren
Im ersten Verfahren vor dem Crown Court in Norwich wurden am 1. Juni 2012 nach mehreren Wochen Verhandlung drei der sechs Angeklagten für schuldig befunden und zu mehrjährigen Haftstrafen zwischen sechs und elf Jahren verurteilt (wir berichteten).
Schuldsprüche für Anlagebetrüger in Norwich
7. September 2012
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt