Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Kap Verde/Dortmund. Kap Verde ist ein Inselstaat im Zentralatlantik, etwa 460 Kilometer vor der Westküste Afrikas. Neun der insgesamt 16 Inseln sind bewohnt und werden von etwas mehr als 500.000 Menschen besiedelt. Die Neuapostolische Kirche dort zählt zum Verantwortungsbereich von Bezirksapostel Rainer Storck (Gebietskirche Nordrhein-Westfalen). Anlässlich des Besuchs von Stammapostel Jean-Luc Schneider im Mai 2014 wurde eine Chronik über das Land und die Entwicklung der Kirche aufgelegt. Sie steht zum Download zur Verfügung.
Vor ihrer Entdeckung und Besiedlung durch Portugiesen waren die Kapverdischen Inseln vollkommen unbewohnt. Das Aufeinandertreffen europäischer Siedler und aus Afrika verschleppter Sklaven führte zur Entstehung einer Mischkultur, der sogenannten kreolischen Kultur. Der Begriff „Kreole“ ist abgeleitet von dem portugiesischen Wort „criar“, was so viel heißt wie „aufziehen“ oder „heranziehen“, und bedeutet in etwa „Zögling“.
Von Einwanderung geprägt
Die Geschichte von Kap Verde ist geprägt von wiederholten Einwanderungswellen aus Portugal und Madeira, starkem wirtschaftlichem Einfluss der Engländer und massenhafter Emigration als Antwort auf wiederholte Hungerkatastrophen. Gut die Hälfte der Bevölkerung konzentriert sich auf die Hauptinsel Santiago.
Kap Verde verfügt über keine nennenswerten mineralischen Ressourcen und leidet unter dem extrem trockenen Sahel-Klima. Nur auf vier Inseln gibt es etwas Wasser für Bewässerungslandwirtschaft, wenn der jährliche Regen nicht ausbleibt. Der Trockenfeldbau ist seit 1968 weitestgehend ausgefallen und die landwirtschaftliche Produktion reicht nicht zur Eigenversorgung, so dass über 90 Prozent der Nahrungsmittel importiert werden müssen. Der Tourismus entwickelt sich nur langsam.
Geschichte
Die unbewohnten Inseln wurden 1456 vom Venezianer Alvise Cadamosto entdeckt. Sie wurden von den Portugiesen nach dem Cabo Verde (Grünes Kap) an der Westküste Afrikas benannt. Die Besiedlung der Inselgruppe begann 1461 mit einer kleinen portugiesischen Militärstation auf der Hauptinsel Santiago sowie auf der Insel Fogo. Von 1500 bis etwa 1620 spielte die Insel Santiago eine bedeutende Rolle im transatlantischen Sklavenhandel als Umschlags- und Versorgungsstation.
Im Anschluss belebte lediglich der Salzhandel unter englischer Kontrolle die ansonsten dahinsiechende Wirtschaft, der bis 1850 den großen natürlichen Hafen von Mindelo auf São Vicente aufblühen ließ. Englische Kohlehandelsgesellschaften machten aus ihm den viertgrößten Kohlehafen zur Versorgung der rasant wachsenden Dampfschifffahrt. Als der Kohlehandel ab den 1880ern nachließ, ersetzten neun auf São Vicente zusammenlaufende transatlantische Unterseekabel einen Teil der Bedeutung der Inselgruppe.
Konzentrationslager Tarrafal
Während der autoritären Diktatur in Portugal unter António de Oliveira Salazar erlangte Kap Verde traurige Berühmtheit durch das Konzentrationslager Tarrafal auf der Insel Santiago (1942-1954). Insgesamt 32 Anarchisten, Kommunisten und andere Regimegegner starben in diesem Lager. 1961 wurde es wiedereröffnet, um dort afrikanische Führer des Kampfes gegen den Kolonialismus zu inhaftieren.
1975 wurde auf den Kapverdischen Inseln die Unabhängigkeit ausgerufen. In den Folgejahren gab es vielfältige Spannungen. Erst durch eine Verfassungsänderung im Jahre 1990 und den ersten freien Wahlen 1991 beruhigte sich die politische Situation.
Die Entwicklung der Neuapostolischen Kirche
Stammapostel Hans Urwyler beauftragte Bezirksapostel Hermann Engelauf im Jahre 1981, die Missionstätigkeit in Portugal und einigen portugiesischsprachigen Ländern aufzunehmen. Die ehemalige Kolonialmacht Portugal war der ideale Ausgangspunkt für den Beginn der Arbeit der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen in den früheren Kolonien Portugals auf dem afrikanischen Kontinent, zu dem auch die Kapverdischen Inseln gehören.
Im Mai 1982 besuchten Apostel Hermann Magney und der damalige Evangelist und heutige Bezirksälteste i.R. Auguste Lauchenauer (Portugal) die Kapverdischen Inseln. Durch Kontakte in Portugal verfügten sie über eine erste Adresse einer Familie auf „Cabo Verde und konnten dort den ersten neuapostolischen Gottesdienst feiern, an dem seinerzeit 18 Gläubige teilnahmen.
Erste Versiegelungen
Bei seinem zweiten Besuch im September 1982 versiegelte Apostel Magney in der Hauptstadt Praia die ersten vier Gläubigen. An dem Gottesdienst nahmen insgesamt 48 Personen teil. Sooft es möglich war, besuchten in der Folgezeit Seelsorger aus Deutschland und Portugal die Gläubigen auf der Insel.
Im fünften Gottesdienst in Praia wurden die ersten drei Diakone ordiniert und weitere 26 Besucher versiegelt. Da der bislang angemietete Konferenzraum bei Gottesdiensten mit mehr als 120 Teilnehmern zu klein wurde, mietete die Kirche ab 1983 ein Kino an. Dort feierte Bezirksapostel Hermann Engelauf im März 1983 einen Gottesdienst vor 450 Teilnehmern, von denen 92 versiegelt wurden. Bei seinem Besuch traf der Kirchenpräsident erstmals den Premierminister und übergab eine Spende, mit der die Kinder der Insel mit warmen Mahlzeiten unterstützt werden sollten.
440 Versiegelungen in 1,5 Jahren
Im Sommer 1983 begann auch die Tätigkeit auf der Insel Fogo. Im Dezember hielt dort Apostel Magney einen Gottesdienst mit mehr als 300 Gästen in einem von Mauern umgebenen Hof. Ebenfalls 1983 fanden erste Gottesdienste auf der Insel São Vicente statt. Zum Jahresende lebten auf den Kapverdischen Inseln nach 1,5 Jahren der Missionstätigkeit 440 neuapostolische Christen, darunter ein Priester und neun Diakone.
1985 fand der erste Gottesdienst auf der Insel Sal, 1986 der erste Besuch auf der fünften Insel Santo Antão statt. Im gleichen Jahr besuchte Bezirksapostel Hermann Engelauf zum zweiten Mal den Inselstaat und setzte einen ersten Bezirksevangelisten.
Staatliche Anerkennung der Kirche
Große Freude löste die frühe staatliche Anerkennung der Neuapostolischen Kirche am 16. August 1986 aus. Aus diesem Anlass traf sich der Justizminister mit Bezirksapostel Engelauf sowie den Aposteln Luiz und Magney.
Nun konnte die Kirche Grundstücke erwerben und Kirchen bauen. Das erste Kirchengebäude weihte Bezirksapostel Engelauf im April 1988 in Praia. In dem Gebäude war zuvor die niederländische Botschaft beheimatet gewesen. Der Justizminister, der Bürgermeister der Stadt und weitere offizielle Vertreter nahmen an dem Gottesdienst teil und würdigten in Grußworten die Arbeit der Kirche auf den Kapverdischen Inseln. Auf der gleichen Reise feierte der Bezirksapostel einen Gottesdienst in Mindelo auf der Insel São Vicente. Im November des gleichen Jahres wurden weitere Kirchen in Mindelo (Insel São Vicente) und São Filipe (Insel Fogo) geweiht. Die Kirchen verfügten jeweils über 400 Sitzplätze.
Besuch von Stammapostel Fehr
Stammapostel Richard Fehr setzte 1989 mit Bezirksevangelist António de Jesus Rocha Semedo den ersten einheimischen Apostel für Kap Verde. Wenige Monate später besuchte zum ersten Mal ein Stammapostel die Inseln. Stammapostel Fehr feierte einen Gottesdienst in Praia. Zur Abreise versammelten sich Hunderte Gläubige auf der Besucherterrasse des Flughafens, um den Stammapostel zu verabschieden.
Im Jahr 1992 besuchte Bezirksapostel Horst Ehlebracht die Gläubigen. Bei einer Rundfahrt über die Insel winkten ihm viele neuapostolische Christen zu, als sie das Fahrzeug der Verwaltung entdeckten. Der Bezirksapostel besuchte das Konzentrationslager aus der Kolonialzeit. 1.200 Teilnehmer erlebten am Sonntag den Gottesdienst in Praia. In den Folgetagen feierte er weitere Gottesdienste auf der Insel Fogo.
Apostel Magney konnte 1994 vier weitere Kirchengebäude weihen: In Corvo und Relva (Insel Fogo) sowie Vila do Maio (Insel Maio) sowie Espargos (Insel Sal).
Neue Zentralkirche
Im April 1996 konnte die neue Zentralkirche in Praia mit 1.000 Sitzplätzen eingeweiht werden. Sie existiert bis heute und entstand als Anbau an die erste Kirche auf Kap Verde, die Bezirksapostel Engelauf 1988 geweiht hatte. Der Gottesdienst wurde vom Fernsehen aufgezeichnet und auszugsweise in den Abendnachrichten ausgestrahlt. Das alte Kirchengebäude wurde in den Folgejahren für Zusammenkünfte genutzt. Hier befindet sich zudem die örtliche Kirchenverwaltung. Weitere Kirchen wurden im gleichen Jahr in Ribeira da Barca und Pedra Badejo (Insel Santiago) sowie in Ribeira Grande (Insel Santo Antão) geweiht.
Im Jahr 2000 wechselte die Zuständigkeit für Kap Verde: Apostel Hermann Magney trat in den Ruhestand und Apostel Armin Brinkmann übernahm mit dem ortsansässigen Apostel António de Jesus Rocha Semedo die Betreuung des Landes.
Ein neuapostolischer Kindergarten
Heute hat die Neuapostolische Kirche in Kap Verde 5.902 Mitglieder. Auf neun Inseln teilen Sie sich auf 68 Gemeinden auf und werden von 218 Amtsträgern betreut. Seit vielen Jahren unterhält die Kirche in Achada Mato auf der Hauptinsel Santiago einen Kindergarten, in dem 200 Kinder betreut werden.
27. Mai 2014
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Hermann Bethke
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