
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Luanda/Angola. Am kommenden Sonntag beginnt für die neuapostolischen Christen in Angola ein neuer Zeitabschnitt: Mit Apostel João Uanuque Misselo erhält das Land einen Bezirksapostelhelfer. Heute Abend startet die Reise nach Westafrika: Von Frankfurt aus reisen Stammapostel Jean-Luc Schneider und Bezirksapostel Rainer Storck nach Luanda.
1981 übertrug Stammapostel Hans Urwyler dem damaligen Apostelbezirk Nordrhein-Westfalen einige portugiesisch-sprachige Länder als Missionsgebiete, darunter auch Angola. Am 25. Juli 1983 wurde mit der ersten Reise die Grundlage für die Entwicklung der Neuapostolischen Kirche in dem Land gelegt. Zu der ersten Reisegruppe gehörte auch der damalige Apostel Armin Brinkmann.
Aus kleinen und bescheidenen Anfängen inmitten eines fürchterlichen Bürgerkriegs entwickelte sich eine große und lebendige Kirche, der heute mehr als 250.000 Gläubige angehören. 15 Apostel und 10 Bischöfe betreuen die neuapostolischen Christen in den mehr als 2.200 Gemeinden.
Auftakt mit Konzert
Mit dem Nachtflug werden der Stammapostel und seine Begleiter, darunter auch Bezirksapostel i.R. Armin Brinkmann, am Freitagmorgen in der angolanischen Hauptstadt Luanda eintreffen. Nachmittags ist bereits ein Konzert in der Zentralkirche Palanca vorgesehen.
Am Samstag geht es per Inlandsflug nach Uíge in den Norden des Landes. Dort steht um 12 Uhr ein Gottesdienst im "Ciné" auf dem Programm. Im Anschluss hat der Gouverneur der Provinz Stammapostel Schneider zu einem Imbiss eingeladen. Im Anschluss geht es zurück nach Luanda.
Festgottesdienst am Sonntag
Höhepunkt des Besuchs wird der Gottesdienst am Sonntag, 22. Februar 2015, in der "Cidadela" in Luanda sein, in dem der neue Bezirksapostelhelfer beauftragt wird. Zusätzlich ist es vorgesehen, dass zwei neue Apostel ordiniert werden. Zum Gottesdienst erwartet die Kirche bis zu 12.000 Teilnehmer.
Am Montag steht noch eine Besprechung mit den Aposteln und Bischöfen auf dem Programm, bevor der Stammapostel die Rückreise antreten wird.
Rückblick auf die Entwicklung
Für den Besuch des Stammapostels wurde eine Kurzchronik zusammengestellt, die an einige zentrale Ereignisse in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche in Angola erinnert:
Ende 1983, im ersten Jahr der Tätigkeit in Angola, waren drei Gemeinden entstanden (Luanda, Uíge, Malanje). Auch im Folgejahr ging das rasante Wachstum weiter: In Uíge waren es Ende 1984 sieben und in der gleichnamigen Provinz weitere 15 Gemeinden.
Als Apostel Brinkmann die Gemeinden in Uíge und Malanje im März besuchte, fanden überall Versiegelungen und Amtseinsetzungen statt. Im November besuchte erstmals Bezirksapostel Hermann Engelauf das Land und feierte in Luanda einen Ämtergottesdienst. Am 25. August 1985 ordinierte Stammapostel Hans Urwyler mit dem bisherigen Bezirksältesten Sukami Landu Ronsard einen ersten einheimischen Apostel für Angola.
Anschlag mit Todesopfer
Anfang 1989 deutete in Angola alles auf eine baldige Beruhigung der Bürgerkriegssituation hin, und so fuhr Apostel Armin Brinkmann im August 1989 gemeinsam mit den Aposteln Ronsard und Livamba in den Norden nach Kikongo, der Heimat von Apostel Ronsard, wo ein Gottesdienst stattfand. Zurück in Uíge wurde ein großer Gottesdienst auf dem Kirchengelände gehalten, zu dem Gläubige aus allen umliegenden Gemeinden anreisten.
Unmittelbar nach dem Gottesdienst am 27. August 1989 fuhren die Apostel Brinkmann und Ronsard zurück nach Luanda, während Apostel Livamba in Uíge blieb. Eine Stunde nach der Abfahrt wurde der Jeep von drei Männern angegriffen und beschossen. Apostel Ronsard wurde schwer getroffen und starb im Alter von 31 Jahren. Apostel Brinkmann saß am Steuer des Fahrzeugs und wurde verletzt. Das Fahrzeug blieb trotz zahlreicher Einschüsse fahrtauglich, und so konnte er sich mit den anderen fünf Insassen in Sicherheit bringen. Die Beerdigung von Apostel Ronsard führte Apostel Brinkmann in Luanda durch. Apostel Ronsard hinterließ seine Frau und drei Kinder.
Zwei neue Apostel
Die Arbeit musste weitergehen und so ordinierte Stammapostel Richard Fehr am 21. November 1989 in Dortmund zwei neue Apostel für Angola: Manuel Eduardo Mbuta und Miguel Jadó. Mit Apostel Livamba hatte Angola damit drei Apostel.
Im Jahr 1990 erfolgte nach siebenjährigen Gesprächen die langersehnte vorläufige Anerkennung der Neuapostolischen Kirche in Angola. Nun stand der landesweiten Entwicklung nur noch der Bürgerkrieg im Weg. Überschattet wurde das Jahr durch einen Unfall von Apostel Livamba, der sich im kircheneigenen Jeep mehrfach überschlug. Dabei verletzte sich seine Frau so stark an der Wirbelsäule, dass sie über Monate gelähmt im Krankenhaus lag und schließlich 1992 verstarb.
Erster Besuch von Stammapostel Fehr
Am 3. und 4. September 1994 besuchte erstmals Stammapostel Richard Fehr Angola. Hunderte Glaubensgeschwister begrüßten das Kirchenoberhaupt am Flughafen in Luanda. Am Sonntag versammelten sich 9.500 Gottesdienstteilnehmer rund um das Kongresszentrum, die die Predigt des Stammapostels via Lautsprecher verfolgten. Am Ende des Gottesdienstes setzte der Stammapostel drei neue Apostel.
Im September 1997 kamen bei einem tragischen Unglück drei Apostel sowie ein Bezirksevangelist und die Frau von Apostel Mbuta ums Leben. Ganz Angola trauerte um die Glaubensgeschwister. Der Jeep der Reisegruppe hatte sich auf dem Weg von Namibe nach Lubango überschlagen. Neben den fünf Heimgegangenen gab es fünf schwer verletzte Fahrzeuginsassen. Die nur leicht verletzten Apostel Brinkmann und Mbuta weihten am Tag darauf die neuerbaute Kirche in Lubango ein.
Ende des Bürgerkriegs
In einem Gottesdienst in Iserlohn am 23. November 1997 ordinierte Stammapostel Richard Fehr drei Nachfolger für die verunglückten angolanischen Apostel: Die Bezirksältesten José Ndombele Danu, Ndomba Camunga und João Uanuke Misselo empfingen das Apostelamt und betreuten fortan die 60.000 Geschwister in den Arbeitsbereichen der heimgegangenen Brüder.
Im Jahre 2002 wurde nach 27 Jahren Bürgerkrieg ein Waffenstillstand zwischen den beiden rivalisierenden Parteien geschlossen. Seitdem herrscht Frieden in Angola, doch das Leben normalisierte sich in den nächsten Jahren nur langsam. Die Apostel nutzten den Frieden im Land, um wieder in die Gebiete zu reisen, die während des Bürgerkriegs unzugänglich waren.
Starkes Wachstum
Im Januar 2004 besuchte Bezirksapostel Wilhelm Leber erstmals die Glaubensgeschwister in Angola. Gleichzeitig war es für Apostel Brinkmann die 100. Reise in das afrikanische Land. Bezirksapostel Leber diente mehr als 10.000 Geschwistern in der Cidadela von Luanda. Der Gottesdienst dauerte 3,5 Stunden, da 50 Gläubige versiegelt, einige Kinder getauft und 110 Amtsträger ordiniert wurden. Dies war erforderlich, da sich der Mitgliederstand in Angola innerhalb eines Jahres um 16.000 auf 170.000 erhöht hatte.
Ende Juli 2005 besuchte Bezirksapostel Brinkmann erstmals im neuen Amtsauftrag die Glaubensgeschwister in Angola. Parallel ging der Kirchenbau weiter vorwärts. Allein in 2006 hatten Geschwister in Eigenleistung zwölf Kirchen errichtet, wobei ihnen die Bleche für das Dach von der Kirche zur Verfügung gestellt wurden.
Drei neuapostolische Schulen
2007 übergab Bezirksapostel Armin Brinkmann eine Schule in Matala ihrer Bestimmung. Sie entstand auf einem Kirchengrundstück neben dem Kirchengebäude der örtlichen Gemeinde. Sie bietet in mehreren Räumen Platz für 80 Schülerinnen und Schüler. Heute gibt es in Angola drei neuapostolische Schulen und mehrere medizinische Stationen.
Im Januar 2014 wurde nach zehn Jahren Vorbereitungszeit eine erste Zentralkirche in der Hauptstadt Luanda geweiht. Der dreigeschossige multifunktionale Bau besteht aus dem Kirchensaal mit großer Empore und bietet 1.500 Gottesdienstteilnehmern Platz. In der zweiten Etage ist die Kirchenverwaltung untergebracht. In der obersten Etage ist ein großer Seminarraum entstanden, in dem Apostel- und Bischofskonferenzen und weitere Zusammenkünfte stattfinden können.
Stammapostel Schneider besucht Angola
19. Februar 2015
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Archiv