
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Aachen. Bei Problemen mit ihren Zähnen wissen viele Menschen der Insel São Tomé, wo sie hingehen können: In die von NAK-karitativ erbaute Zahnstation – direkt neben der Neuapostolischen Kirche im Ort Santana. Betreut wird die Station unter anderem von neuapostolischen Christen aus Aachen. Einem aus dem Team, Xaver Klinkenberg, widmete das WDR Fernsehen nun einen ganzen Beitrag in der „Lokalzeit“.
Vor rund fünf Jahren hat alles begonnen: Auf Anregung von Priester Rüdiger Dietz aus Aachen, der im Auftrag von Bezirksapostel Armin Brinkmann viele Jahre in Afrika unterwegs war, besuchte Priester Xaver Klinkenberg (59) erstmals São Tomé. Mit dabei: ein Koffer voller Materialien und Gerätschaften. „Das war damals sehr mühsam, weil außer Tischen und Stühlen nichts vorhanden war“, erinnert sich Klinkenberg.
Zu viel Zuckerrohr
Das Problem auf der Insel ist, dass die Menschen durch den Konsum von Zuckerrohr und säurehaltigen Früchten ihre Zahnkronen verlieren. Zahnpflege ist in dem Land in vielen Regionen noch ein Fremdwort. Viele Menschen verlieren schon in jungen Jahren ihre Zähne. Oft faulen auch die Zahnkronen (die sichtbaren Zähne), so dass nur noch die Zahnwurzeln in den Kiefern stecken. „Oft haben bereits 20-Jährige Lücken im Frontzahnbereich und keine Backenzähne mehr“, weiß Zahntechnikermeister Klinkenberg zu berichten.
Das Ergebnis nach dem ersten Besuch: Er ersetzte mehr als 120 Zähne - das waren bis zu sieben Prothesen pro Tag. „Damals kam das Inselfernsehen, was den Andrang nur noch mehr verstärkte“, berichtet der 59-Jährige.
Vielfältige Unterstützung
Vor zwei Jahren entstand daraufhin der Plan, ein festes Dentallabor einzurichten. Unterstützt wird Xaver Klinkenberg dabei von Freunden und Kollegen aus der Region Köln/Aachen sowie auch von der Neuapostolischen Kirche und NAK-karitativ, dem Hilfswerk der Neuapostolischen Kirchen in Deutschland.
Vor Ort hat stellt die Neuapostolische Kirche Räumlichkeiten zur Behandlung und Unterkünfte für die anreisenden Zahntechniker zur Verfügung. Zudem beschäftigt sie einige Sanitätskräfte sowie zeitweise immer wieder Ärzte und unterhält eine kleine Apotheke. Außerdem gibt es viele neuapostolische Christen vor Ort, die sich ehrenamtlich in der Krankenstation engagieren, beispielsweise bei Reparaturarbeiten.
Ausbildung örtlicher Techniker
Inzwischen gibt es ein kleines neunköpfiges Team, bestehend aus Zahnarzthelferinnen, Zahnärzten und Zahntechnikermeistern, das regelmäßig auf eigenen Kosten und im privaten Urlaub nach São Tomé fliegt, um dort Patienten zu behandeln. Mittelfristig sollen jedoch örtliche Kräfte die Versorgung der Patienten übernehmen: Seit 2010 bilden die Experten aus Deutschland vor Ort Zahntechniker und Zahnarzthelfer aus.
Auch beim Besuch von Xaver Klinkenberg im April steht wieder Ausbildung auf dem Programm. „Wir machen ab nächster Woche einen auf São Tomé zugeschnittenen Fachunterricht – natürlich neben der üblichen Versorgung“, berichtet er. „Ich möchte, dass unsere angehenden Zahntechniker genau wissen, was sie tun und auch von Anatomie bis Material- und Gerätekunde alles beherrschen.“ Ziel ist es, dass die Zahnstation autark wird.
Eine „Zahnspende“
Xaver Klinkenbergs Ziel ist es, dass die Werkstatt vor Ort bald Metalle verarbeiten kann. „Bei dem oft zu geringen Platzangebot in den Mündern der Patienten wäre der Zahnersatz auf jeden Fall wesentlich haltbarer herzustellen“, berichtet er. Hilfe kam in den letzten Jahren auch von einigen Dentalfirmen, die mehrere zehntausend Zähne sowie Kunststoffe, Silikone und andere Materialien beigesteuert haben.
„Ganz aktuell habe ich die Zusage für zwei Öfen erhalten, die die heißen Formen für Modell-Gussplatten auf 1.200 Grad erhitzen können. Wir brauchen jetzt ‚nur noch‘ ein Gießgerät und Abstrahler“, berichtet Xaver Klinkenberg. "Durch die vielen Zähne sind wir in Sachen Zahnmaterial auf längere Sicht versorgt."
Bericht im WDR Fernsehen
Auf São Tomé sind die Zahntechniker im Gegensatz zu Deutschland ganz nah am Patienten dran und haben dabei schon viel erlebt. „Die Begegnungen machen einen reich – da braucht es kein Geld“, so Xaver Klinkenberg. Einige Beispiele schildert er in einem Beitrag im WDR Fernsehen, der am Mittwoch, 30. März 2011, in der Aktuellen Stunde ausgestrahlt wurde und noch einige Tage über die Mediathek abrufbar ist (siehe Link).
Ein Team des WDR wird ihn kommende Woche auf seiner Reise begleiten und die Arbeit von allen Akteuren vor Ort dokumentieren. Die weiteren Folgen sollen dann am 20., 21. und 23. April ausgestrahlt werden. „Ich kann nur jedem empfehlen, sich in seinem Leben einer Tätigkeit am Menschen zu widmen“, sagt Xaver Klinkenberg abschließend.
Aachener Zahntechniker hilft auf São Tomé
1. April 2011
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Privat
Externe Links
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