
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Duisburg. Gesang verschiedener Chöre mit und ohne Orgelbegleitung und Darbietungen eines Klarinettenensembles bildeten den musikalischen Teil einer Konzert-Veranstaltung zum Erntedanktag in Duisburg-Ruhrort. Drei Kurzvorträge zur Historie der Stadt, der Gemeinde und des Kirchenbezirks während des Konzerts am Samstag, 6. Oktober 2012, gaben Einblicke in die Entwicklung der Neuapostolischen Kirche in diesem Bereich.
Konzertgäste waren Stammapostel Wilhelm Leber, sein Helfer Bezirksapostel Jean-Luc Schneider sowie Bezirksapostel Armin Brinkmann, die aktiven und im Ruhestand lebenden Apostel und Bischöfe aus den europäischen Gebieten der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen und ihre Ehefrauen, die den Stammapostel an diesem Erntedank-Wochenende begleiteten.
140 Jahre Gemeinde Ruhrort
Anlass für den Besuch der Gäste war der jährlich stattfindende nordrhein-westfälische Zentralgottesdienst, an welchem in diesem Jahr Apostel Rainer Storck zum Bezirksapostelhelfer für die Gebietskirche Nordrhein-Westfalen beauftragt wurde (wir berichteten).
Das „Konzert zum Erntedanktag“, so war es im Programm genannt, nahm mit seinen Musik- und Wortbeiträgen auch Bezug auf das Jubiläumsjahr 2012 der Gemeinde Duisburg-Ruhrort, die in diesem Jahr ihr 140-jähriges Bestehen feiert.
Konzert an historischer Stätte
Es sei wohl eine historische Stätte, an der man sich befinde, so begann dann auch Stammapostel Leber seine Begrüßungsworte. Und das bezog sich nicht nur auf die 140-jährige Geschichte der Gemeinde, sondern ebenso auf das Gotteshaus der Ruhrorter Gemeinde, das bereits 1930 eingeweiht wurde. Seinen Wunsch für das Konzert fasste er so zusammen: „Alle Vorträge mögen nun zur Ehre Gottes und zu unserer Freude geschehen.“
Der etwa 70 Sängerinnen und Sänger starke Bezirkschor eröffnete den ersten musikalischen Teil mit dem Anthem „Lead me Lord“ des englischen Organisten und Komponisten Samuel Sebastian Wesley (1810-1876). Das Anthem ist ein geistlicher Gesang innerhalb der anglikanischen Liturgie und hat in etwa den Stellenwert wie die Motette innerhalb der katholischen oder lutherischen Liturgie. An der Orgel begleitete Marcel Daschner den von Thomas Tischler geleiteten Bezirkschor.
Es folgte der eindrucksstarke Vortrag der Komposition des Gebetes „Unser Vater“ von Johann Christian Heinrich Rinck (1770-1846), bevor der Duisburger Öffentlichkeitsbeauftragte, Hirte Udo Paul, einen kurzen Abriss über die Stadtgeschichte Duisburgs gab.
Duisburg - Loveparade - Interreligiöser Dialog
Der Titel seines Vortrags hieß „Duisburg im Wandel“ und skizzierte gut 1.100 Jahre Stadtgeschichte seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 883. Er sprach über die industriellen Wurzeln der Stadt, über Kohle und Stahl und die Neuausrichtung der Stadt zu einem europäischen Logistikzentrum.
Erwähnung fand die im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 in Duisburg stattgefundene Loveparade, die durch ein Unglück im Zugangsbereich der Veranstaltung mit 21 Todesopfern und über 500 Verletzten zu einer tragischen Berühmtheit gelangte. Bezirksapostel Armin Brinkmann und Apostel Rainer Storck legten damals wenige Tage nach dem Unglück einen Kranz am Ort des tragischen Geschehens nieder. Der Duisburger Bezirksvorsteher, Bezirksältester Klaus-Dieter Kohls, und Hirte Udo Paul als Öffentlichkeitsbeauftragter hatten sich bereits zuvor in das Kondolenzbuch der Stadt Duisburg eingetragen (wir berichteten).
Der Zuhörer erfuhr noch, dass in Duisburg Menschen aus 140 Nationen leben. Das bedeute auch religiöse Vielfalt, die zu einem interreligiösen Dialog geführt habe, der von der Stadt Duisburg gefördert würde. Auf diese Weise sei auch ein Kontakt der Neuapostolischen Kirche in Duisburg zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) entstanden, der zurzeit gepflegt und vertieft würde, so Udo Paul.
Klarinettenklänge und Frauenchor
Musikalisch ging es weiter mit dem Klarinettenensemble unter der Leitung von Sabine Vos, dem Duisburger Frauenchor und Vorträgen eines Männerquartetts, das unter dem Namen OneVoice im Programm angekündigt war.
Alle drei Musikgruppen boten je für sich interessante Klänge. Die Klarinetten vermochten durch ihre Beschwingtheit, die fast schon tanzende Tonfolgen erzeugte, zu begeistern. Besonders bemerkbar war das bei dem Vortrag des bekannten „Seliges Wissen, Jesus ist mein“. Der Frauenchor kam mit einem satten Klang daher und ließ vor allem bei der vom zeitgenössischen Holger Hantke (*1951) komponierten „Ich bin das A und das O“ aufhorchen.
Männerquartett OneVoice
Das Männerquartett, das Stammapostel Leber in seinen Schlussworten schmunzelnd mit „Comedian Harmonists“ anredete, trug in dynamischer Vielfalt und klanglicher Transparenz Choräle aus der Männerchorsammlung der Neuapostolischen Kirche vor. Vor allem der Vortrag des fugenartig komponierten „Sei nur stille zu Gott meine Seele“ nach Psalmworten wusste zu überzeugen.
In den beiden im Programm angekündigten kurzen Präsentationen des Gemeindevorstehers und des Bezirksvorstehers ging es um die Entwicklungen der Gemeinde Duisburg-Ruhrort und des Bezirkes Duisburg.
Gemeinde Ruhrort von 1872 bis 2012
Die Geschichte der Gemeinde Ruhrort begann bereits im Jahr 1872. Die Chronik nennt den 10. Januar 1872 als Tag des ersten Gottesdienstes in Ruhrort. Ein Kuriosum: Diesen ersten Gottesdienst hatte Wilhelm Cordruwisch gehalten, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht der Neuapostolischen Kirche angehörte, geschweige denn ein Kirchenamt trug.
Cordruwisch, der mit seiner Familie von Bielefeld nach Duisburg umgesiedelt war, hatte wohl in Bielefeld schon Kunde von der Neuapostolischen Kirche erhalten und pflegte Kontakt mit den dortigen Amtsträgern. 1873 besuchte der damals in den Niederlanden tätige Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz Duisburg und nahm die Familie Cordruwisch durch Spendung der Gabe des Heiligen Geistes im Sakrament der Heiligen Versieglung in die Neuapostolische Kirche auf. Im Jahr 1873 empfing Wilhelm Cordruwisch auch sein erstes Kirchenamt und wurde zum Evangelisten ordiniert.
Die größte Mitgliederzahl hatte die Gemeinde, so wusste der Gemeindevorsteher zu berichten, zu Beginn der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts: 650 Mitglieder, 24 Amtsträger und ein etwa 100 Sängerinnen und Sänger starker Chor. Durch die 1955 erfolgte Trennung der Vereinigung Apostolischer Gemeinden (VAG) von der Neuapostolischen Kirche sei auch die Gemeinde Duisburg-Ruhrort sehr stark betroffen worden. Heute zählt die Gemeinde 180 Mitglieder.
"Wir in Duisburg"
Der Bezirk Duisburg ist in seiner derzeitigen Ausprägung ein sehr junger Bezirk, so ging aus den Ausführungen von Bezirksältester Klaus-Dieter Kohls hervor. Die 2005 erfolgte Bezirksstrukturreform innerhalb der Gebietskirche Nordrhein-Westfalen habe zur Zusammenfassung aller Duisburger Stadtgemeinden zu einem Bezirk geführt, die vorher auf vier verschiedene Bezirke aufgeteilt waren.
Unter dem Motto „Wir in Duisburg“ habe man sich sehr schnell zu einer Einheit zusammengefunden. Nach einigen Gemeindefusionen habe der Bezirk Duisburg nun zehn Gemeinden mit knapp 3000 Mitgliedern.
Nun danket alle Gott
Noch einmal gab zum Schluss der Veranstaltung der Bezirkschor eine Kostprobe von seinem Klangvermögen mit der Kantate „Gott sorgt für uns“ von J. C. H. Rinck. Der mächtige Gesang des Chores und zweier Solisten wurde von der Orgel begleitet. Sehr passend für ein Erntedank-Konzert endete die Kantate mit dem bekannten Choral „Nun danket alle Gott mit Herzen Mund und Händen“.
Kräftiger Applaus beantwortete den Vortrag und galt allen, die das Programm mitgestaltet hatten. Stammapostel Leber und Bezirksapostel Schneider dankten in ihren Schlussworten allen Vortragenden, Musikern und den drei Referenten, für die Einblicke in den Bezirk. Trotz mancher vordergründig rückläufiger Entwicklungen und auch trotz mancher Rückschläge könne die Dankbarkeit Gott und dem Nächsten gegenüber eine Grundmotivation sein, weiterhin aktiv und freudig am Gemeindeleben mitzugestalten und an der Vollendung der Kirche Christi mitzuarbeiten.
Herzliche Verabschiedung
Neben den eingangs erwähnten Festgästen hatten sich noch eine Reihe Duisburger Gemeindemitglieder zu diesem Konzert versammelt, die auf der Empore der Ruhrorter Kirche Platz genommen hatten. Ihnen allen bot sich die Gelegenheit, sich persönlich vom Stammapostel und seinem Helfer zu verabschieden.
Konzert zum Erntedanktag in Duisburg
11. Oktober 2012
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Marcel Korstian
Datenschutzeinstellungen
Mit Hilfe einiger zusätzlicher Dienste können wir mehr Funktionen (z.B. YouTube-Video-Vorschau) anbieten. Sie können Ihre Zustimmung später jederzeit ändern oder zurückziehen.
Datenschutzeinstellungen
Diese Internetseite verwendet notwendige Cookies, um die ordnungsgemäße Funktion sicherzustellen. Jeder Nutzer entscheidet selbst, welche zusätzlichen Dienste genutzt werden sollen. Die Zustimmung kann jederzeit zurückgezogen werden.
Einstellungen
Nachfolgend lassen sich Dienste anpassen, die auf dieser Website angeboten werden. Jeder Dienst kann nach eigenem Ermessen aktiviert oder deaktiviert werden. Mehr Informationen finden sich in der Datenschutzerklärung.