
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Bonn/Dortmund. Ein ungewöhnliches Projekt läuft derzeit in Brühl, Bezirk Bonn (Bereich NRW-Süd): Architektur-Studenten der Fachhochschule Köln haben im Rahmen eines Semester-Projekts Vorschläge zum Umbau der örtlichen Gemeinde der Neuapostolischen Kirche ausgearbeitet. Am Freitag, 12. Dezember 2008, hatten die Gemeindemitglieder zur Preisverleihung der besten Entwürfe eingeladen.
Die Idee zu dem gemeinsamen Projekt der Fachhochschule Köln mit der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen hatte Hirte Günter Felsner, Vorsteher der Gemeinde Brühl. Hintergrund: Vor einigen Wochen hatten die Gemeindeleiter des Bezirks Bonn im Rahmen eines Projekts entschieden, verschiedene Gemeinden im Bezirk zusammenzulegen, um auch in Zukunft die Versorgung sicherstellen zu können (wir berichteten). So werden im Frühjahr 2009 die Gemeinden Erftstadt-Lechenich und Wesseling mit der Gemeinde Brühl fusioniert.
Kooperation mit der Fachhochschule Köln
Doch die Nebenräume in Brühl sind - obwohl es die größte der drei Kirchengebäude ist - bisher nicht ausreichend für die neue große Gemeinde. Demnach muss das Kirchengebäude in der kommenden Zeit erweitert werden. Hirte Felsner, der sich selber als „Hobby-Architekt“ bezeichnet, wollte die Erweiterung mit seinen Glaubensgeschwistern aus den drei Gemeinden mitgestalten und nahm im Herbst Kontakt zu Professor Gunther Vettermann auf, der am Institut für Gestaltung der Fachhochschule Köln den Bereich Ausstellungsbau betreut.
Professor Vettermann war sofort begeistert von der Idee, mit seinen Studenten Vorschläge für den Ausbau zu erarbeiten. „Die Kirche mit ihrem 50er Jahre Baustil ist ein spannendes Projekt für einen Architekten“, erläutert der 60-jährige Diplom-Ingenieur. Das Gebäude falle in der Straße auf. Ein Anbau müsse deshalb mit dem Original-Gebäude harmonieren, aber trotzdem auffallen.
Zwölf Entwürfe
Der Herausforderung stellten sich zwei Dutzend Studenten, die in Zweier-Gruppen innerhalb von zwei Wochen Entwürfe ausarbeiteten. „Mitten im Semester ist ein solches Projekt eine großer Herausforderung, da die Studenten ohnehin mit weiteren Arbeiten betraut sind“, erläutert Professor Vettermann. Er sei deshalb von den vielen Teilnehmern und den guten Ergebnissen sehr positiv überrascht gewesen.
Das Projekt begann mit einem Ortstermin Ende November. Die Studenten erkundeten mit ihrem Professor das Kirchengebäude, machten Skizzen und Fotos und sich dann an die Arbeit. Zwei Wochen später lagen zwölf Entwürfe vor, die am 5. Dezember den Mitgliedern der drei Gemeinden vorgestellt wurden. Diese bewerteten dann die Projektarbeiten der Studenten und kürten ihren Favoriten: Den Entwurf von René Böhmer.
Eine Lounge im Eingangsbereich
Der Vorschlag des 24-jährigen Nachwuchs-Architekten überzeugte durch einen offenen Grundriss, neue Räumlichkeiten in einem zweistöckigen Anbau und einen neugestalteten Eingangsbereich mit einer Lounge im Foyer als zentralem Element. Der Anbau ist im Entwurf mit Holz verkleidet, „ein Kontrapunkt zum 50er Jahre Stil des heutigen Gebäudes“, erläutert Böhmer. Den Eingangsbereich würde er verglasen, um ihn lichter und heller zu gestalten.
Für seinen ersten Platz gab es eine Flasche Champagner und ein Fachbuch. Aber auch die anderen Studenten gingen nicht leer aus und durften sich Buchgeschenke aussuchen.
Beeindruckt von der Kreativität
Bezirksältester Dieter Pütz nahm ebenfalls an der Prämierung der Entwürfe am 12. Dezember teil und freute sich, dass für dieses Projekt die Fachhochschule Köln als Partner gewonnen werden konnte. „Wir haben uns bereits im Vorfeld intensiv Gedanken gemacht, wie sich in Brühl eine Erweiterung des Gebäudes umsetzen lässt. Die Ideen der Studenten haben mich beeindruckt und tragen sicher dazu bei, dass der Anbau noch besser gelingt“, so der Leiter des Bezirks Bonn.
Auch Hirte Günter Felsner war beeindruckt von den Ideen der Studenten. Einige hatten sich intensiv mit der neuapostolischen Glaubenslehre beschäftigt, beispielsweise Dominica Ossowski (24) und Gülnihal Gülcicek (23). „Ihr Entwurf stammt aus der muslimisch-christlichen Gedankenwelt – ungewöhnlich, aber interessant“, kommentiert Hirte Felsner.
Ein multikultureller Entwurf
Die beiden Studentinnen gestalteten einen Multifunktionsraum, bestehend aus drei Modulen. „Die Neuapostolische Kirche kennt drei Sakramente. Die Zahl haben wir in unserem Entwurf aufgegriffen – ebenso wie einige Elemente des Kirchenemblems“, erläutert Dominica Ossowski. So ist das Dach in Wellenform gestaltet. Die verschieden-farbigen Quadrate des Fensterglases sollen die verschiedenen Empfindungen der Besucher im Gottesdienst widerspiegeln.
Vom Eingangsbereich führen schwarze Streifen in das helle Kirchenschiff und an der Wand hinter dem Altar zur Decke. „Sie symbolisieren die verschiedenen Wege, auf denen wir Menschen uns bewegen – hin zu Jesus und in den Himmel“, ergänzt Gülnihal Gülcicek.
Ausreichend Nebenräume benötigt
Bezirksältester Pütz legt großen Wert darauf, dass den Gemeinden ausreichende Nebenräume zur Verfügung stehen: „Hier sollen sich die verschiedenen Altersgruppen treffen und austauschen. Vor allem für die stärkste Gruppe in unserer Kirche, die Senioren, benötigen wir passende Versammlungsmöglichkeiten. Aber ebenso für die Unterrichte unserer Kinder.“
Das Projekt in Brühl wird von der Kirchenleitung und der Bauabteilung wohlwollend begleitet. „Aus den Ideen ergeben sich viele Impulse“, sagt Hirte Jürgen Skupin, Leiter der Bauabteilung in der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen. „Die kreativen Impulse können in einen geplanten Anbau einfließen.“
Umsetzung auf Grundlage des prämierten Entwurfs
Die Arbeiten der Studenten werden als „Stegreif“-Entwürfe benotet und sind eine von mehreren Projekten, die jeder Student in den sieben Semestern des Studiengangs absolvieren muss. Aber auch für die künftige neue Gemeinde Brühl hat das Projekt Folgen. Professor Vettermann und Hirte Felsner wollen das Projekt weiterführen und weiterentwickeln. „Hobbyarchitekt“ Felsner hofft, dass der von den Gemeindemitgliedern gewählte Siegerentwurf in dieser Art umgesetzt werden kann. Dazu stehen in naher Zukunft weitere Gespräche mit der Verwaltung in Dortmund auf dem Programm.
Studenten planen Kirchenerweiterung
19. Dezember 2008
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt
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