
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Westdeutschland/Schwerte. Im Haus Villigst, der Tagungsstätte der Evangelischen Kirche von Westfalen in Schwerte, trafen sich am Samstag, 7. März 2020, 120 evangelische und neuapostolische Christen zu einem Studientag. Das Motto: Annäherungen. Es ging um Rückbetrachtungen und Zukunftsperspektiven des Annäherungsprozesses zwischen der westfälischen Landeskirche und der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland. An der Tagung nahmen auch die beiden leitenden Geistlichen Präses Dr. Annette Kurschus und Bezirksapostel Rainer Storck teil.
Eingeladen waren Mitglieder beider Kirchen. Der Studientag begann mit einer Andacht in der Kapelle der Tagungsstätte. Es folgten Begrüßung, Vorträge und Gesprächsrunden. Die Veranstaltung endete mit einer Schlussbetrachtung und dem Reisesegen.
Losungen des Jahres 2020
In der Andacht sprachen Pfarrerin Annette Muhr-Nelson, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Nordrhein-Westfalen, zur Jahreslosung 2020 der Evangelischen Kirche Deutschland „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ und Bischof Peter Johanning zum Jahresmotto 2020 der Neuapostolischen Kirche „Christus macht frei“. Beide Ansprachen machten Mut, in einer Zeit, in welcher die Abkehr von christlichen Grundwerten immer größer werde, doch an die Kraft des Evangeliums zu glauben – auch bei oft eigenem Unvermögen. Christus befreie aus Lethargie und verleihe seiner Kirche immer wieder neues Leben.
Neues kommt zu Altem
Mit einem herzlichen Willkommensgruß wendete sich die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Annette Kurschus, an Bezirksapostel Rainer Storck und die vielen neuapostolischen Christen sowie an ihre evangelischen Glaubensgeschwister. Sie freue sich sehr, dass diese Begegnung heute hier im Haus Villigst stattfinden könne.
Sie sei immer wieder beeindruckt von dem aus verschiedenen Zeitepochen bestehenden Gebäudeensemble des Hauses Villigst. Alte unter Denkmalschutz stehende Gebäude seien im Lauf der Zeit ergänzt worden durch zeitgemäße, moderne Bauelemente. So habe das Alte immer wieder zu neuem Leben gefunden – ein Bild, das sie auf den Annäherungsprozess zwischen den beiden Kirchen übertrug: Quasi geselle sich zu einer Kirche mit einer jahrhundertelangen Tradition eine Kirche mit aus evangelischer Sicht neuen Impulsen. Ihr Wunsch sei, dass dieser Prozess das gemeinsame Christsein beleben möge. „Gottes Segen begleite uns auf diesem Weg“, endete sei ihre Begrüßung.
Zusammenrücken und Profil bewahren
Bezirksapostel Rainer Storck, Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland, gab in der Begrüßung ebenfalls seiner Freude Ausdruck über das Zustandekommen dieses Studientags. „Ich danke allen, die an der Planung und Vorbereitung des Tages mitgearbeitet haben.“ Ihm habe das Thema der Tagung „AnNÄHErungen“ gut gefallen, so der Bezirksapostel. Wolle man als Christen kraftvoll und auftragsgemäß das Evangelium verkündigen, müsse man angesichts der vielen Widerstande, die es erfahre, näher zusammenrücken.
Dem Bezirksapostel war wichtig, dass der Prozess der Annäherung nicht das Aufgeben der Profile der Kirchen verlange. „Wir dürfen die Gemeinsamkeiten entdecken, werden aber jeweils das eigene Profil und die eigene Identität behalten“ so sein Credo. Er machte Mut, in diesem Sinn an der Arbeit zu bleiben.
Kirche im Wandel
In den folgenden beiden Vorträgen thematisierten Bischof Peter Johanning und Pfarrer Andreas Hahn Innensicht und Außensicht des Annäherungsprozesses. Unter der Überschrift „Kirche im Wandel“ zeigte Bischof Johanning die Lehre der Neuapostolischen Kirche vor und nach dem Katechismus auf.
Ein neues Kirchenverständnis, ein neues Sakramentsverständnis und jüngst auch ein neues Amtsverständnis seien in der Summe wahrlich ein gewaltiger Wandel gewesen. Bei all den Veränderungen seien aber immer der biblische Befund und der Blick auf das Evangelium maßgeblich gewesen, so sein Resümee.
Der Neuapostolische Katechismus – ein vielbeachtetes Werk
Pfarrer Andreas Hahn, als Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen bislang für die Kontakte zur Neuapostolischen Kirche zuständig, machte gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar, dass diese Zuständigkeit mit der Aufnahme der Neuapostolischen Kirche als Gastmitglied in die ACK Deutschland und die ACK Nordrhein-Westfalen geendet habe. „Das sage ich mit großer Dankbarkeit!“ Jetzt sei die Stabsstelle für Ökumene mit der Intensivierung des Annäherungsprozesses beschäftigt.
Er gab in seinem Vortrag mit dem Titel „Perspektivwechsel“ Eindrücke von seinen Erfahrungen mit der Neuapostolischen Kirche während der letzten zehn Jahre wieder. Die Herausgabe des Katechismus der Neuapostolischen Kirche bezeichnete er als Wendepunkt in den Beziehungen der Kirchen miteinander.
Mit einem gewissen Stolz berichtete er, dass die westfälische Landeskirche ihre Taufordnung einstimmig geändert habe: Neuapostolische Mitglieder könnten nun Taufpaten sein.
Was glaubst du, wer ich bin?
Am Nachmittag fanden unter der Überschrift „Was glaubst du, wer ich bin“ fünf Gesprächsrunden statt. Sie beschäftigten sich mit dem Amts- und Kirchenverständnis beider Kirchen, sprachen über Sakramente und Segenshandlungen oder gingen der Frage nach „Was dann …?“ Dabei ging es um Tod, Trauer und dem Leben danach aus evangelischer und neuapostolischer Sicht.
Einen weiteren Gesprächskreis gab es zu Fragen der Möglichkeiten von Ökumene vor Ort und schließlich fragte die fünfte Gesprächsrunde, was man von Ausgetretenen und Aussteigern lernen könne.
Gute Stimmung weitertragen
Schlussworte sprachen Apostel Dr. Thorsten Zisowski und Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow. Apostel Zisowski ermunterte vor allem seine neuapostolischen Glaubensgeschwister, die gute Stimmung und das erbauliche Miteinander der Konfessionen als Multiplikatoren in die Bezirke und Gemeinden hineinzutragen. „Wir haben viel mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes“, so sein Fazit: „Lassen Sie uns immer mehr voneinander lernen!“
Landeskirchenrat von Bülow konstatierte: „Aus Annäherung ist Nähe geworden.“ Anerkennung sprach er der Neuapostolischen Kirche aus für ihre ehrenamtlich tätigen Seelsorger, die ohne Theologiestudium hervorragende Gemeindeleitung und Seelsorge betrieben. Er fange an, sich zu fragen, was die evangelische Kirche davon lernen könne. Auch sei er gespannt, wie sich die ökumenische Landschaft in Deutschland verändern wird, nachdem zu den beiden großen Landeskirchen und den vielen kleinen Freikirchen nun die in Deutschland drittgrößte Kirche das Bild der Ökumene bunter mache.
Über die einzelnen Inhalte des Studientages wird eine schriftliche Dokumentation erstellt. Wir werden berichten.
11. März 2020
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Jessica Krämer
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