
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Neukirchen-Vluyn/Dortmund. Nach mehr als fünfmonatiger Verzögerung konnte die neue Pfeifenorgel in der am 2. Oktober 2016 geweihten Kirche in Neukirchen-Vluyn im März 2017 in Betrieb genommen werden. Die offizielle Abnahme des Instrumentes durch den Orgelsachverständigen Wolf-Rüdiger Spieler erfolgte am 21. März 2017. Die Orgel besitzt 20 Register, die über zwei Manuale und ein Pedal angespielt werden können.
Während die Einweihung des neuen Gotteshauses an der Krefelder Straße in Neukirchen-Vluyn am Erntedanksonntag, dem 2. Oktober 2016, planmäßig stattfinden konnte, musste die Festgemeinde zu diesem Gottesdienst auf das Erklingen der neuen Pfeifenorgel aber verzichten. Bei der Inbetriebnahme des Instrumentes hatte sich unerwartet ein Fehler in der hochkomplexen Steuerung des Spieltisches eingeschlichen (wir berichteten).
Das traditionsreiche Orgelbauunternehmen Willi Peter in Köln, das den Zuschlag für Konzeption und Bau des Instruments erhalten hatte, bedauerte diesen Umstand sehr, hatte aber kurzfristig keine Abhilfe schaffen können. Dazu sei die Suche nach der Fehlerurache zu kompliziert gewesen, so Orgelbaumeister Christoph Böttcher. Jetzt sei er sehr froh, dass das Instrument nun endlich klinge.
Aus der Werkstatt in die Kirche
Zuvor waren während gute zwölf Monaten in den Kölner Orgelbauwerkstätten viele Tausende von Einzelteilen aus verschiedensten Werkstoffen wie Holz, Filz, Leder und Metallen hergestellt worden, die dann letztlich zu dem Gesamtwerk zusammengefügt worden sind. Ab Mitte August 2016 waren die Bauteile dann sukzessive von Köln nach Neukirchen-Vluyn umgezogen und dort an dem vorgesehenen Ort auf der Orgelempore eingebaut worden.
Der moderne Orgelspieltisch, in dem komplexe Computertechnik verbaut wurde, fand seinen Platz neben dem Altar. Von hier aus steuert der Organist mit Tasten auf zwei Manualen, dem Pedal, zwanzig Registerschaltern und einigen Schaltern für diverse Spielhilfen den Klang der Orgel.
Orgelbau ist Kunsthandwerk
"Orgelbau ist ein äußerst komplexes Handwerk" erläuterte Orgelbaumeister Christoph Böttcher anlässlich eines Besuches in den Kölner Orgelbauwerkstätten. Ab 2004 ist er zusammen mit Thomas Kötschau Inhaber der seit 1952 in Köln ansässigen Orgelbaufirma. "Ja, es hat auch etwas von Kunst", so Christoph Böttcher, der selbst als Organist einen guten Namen besitzt. "Und mit Kunst meine ich nicht nur den musikalischen Aspekt", ergänzte er.
Auch manche handwerklichen Arbeiten an sich seien durchaus schon im Bereich des Kunsthandwerks anzusiedeln. Es handele sich um Präzisionsarbeit auf höchstem Niveau und doch teilweise noch mit ganz traditionellen Werkstoffen und Werkzeugen.
Rundgang durch die Werkstätten
So verwunderte es nicht, dass es bei einer Führung durch den Orgelbaubetrieb gleich mehrere Werkstätten zu besichtigen gab, in denen qualifizierte Fachleute ihr Handwerk verstehen. In der hochmodern eingerichteten Tischlerei, die von einer Tischlermeisterin geleitet wird, wurden maßgerecht die verschiedenen Holzbauteile gesägt, gebohrt und verleimt.
In der Montagehalle ging es dann fast ohne Maschineneinsatz zu. So wurden zum Beispiel mit dem aus dem Heimwerkerbereich bekannten Kaltleim Filzstreifen auf Zedernholz-Ventile geleimt, Stück für Stück mit einem Pinsel mit Leim bestrichen und aufeinandergepresst - kein Fließband, sondern pure Handarbeit.
Zedernholz, Knochenleim und digitale Technik
Hier erklärte Christoph Böttcher den Vorzug von Zedernholz bei einigen Bauteilen einer Orgel: Es sei leicht und dichtfaserig, dadurch sehr fest, fast unbiegsam und vor allem feuchtigkeitsresistent. Zedernholz trockne schnell und leicht und bilde so einen sehr geeigneten Werkstoff für Präzisionsbauteile in einer Orgel, wie zum Beispiel die genannten Ventile.
Nicht zu übersehen war der Knochenleimkessel. Auf mäßiger Flamme köchelte das Leimgranulat vor sich hin, das bei bestimmten Bauteilen dem Kaltleim vorgezogen wird. So hat der Knochenleim, der tatsächlich zumeist aus Rinderknochen hergestellt wird, eine sehr kurze Trocknungszeit und vor allem ist die Leimung reversibel und kann unter Zufuhr von Wärme und Feuchtigkeit wieder gelöst werden, ohne das Werkstück zu beschädigen.
Fast wie ein unauflöslicher Kontrast mutet die Nutzung von digitaler Steuerung der Windzufuhr bis in die letzte Pfeife an. So sitzt im Spieltisch, das ist der Platz des Organisten, an dem er die Registerwahl trifft und die Tasten bedient, eine hochkomplexe elektronische Steuerung mit einem Gegenstück im Orgelwerk, die den Kontakt zwischen Spieltisch und Orgelwerk ganz kabellos bewerkstelligt.
Das Windwerk - die Orgel braucht Luft zum Atmen
Neben unzähligen einzelnen Bauteilen, die gerade noch gesägt, gebohrt zusammengesteckt, geschraubt und geleimt wurden, waren andere schon zu Baugruppen zusammengefügt, so zum Beispiel die sogenannten Windladen, auf denen die Pfeifen eines einzelnen Registers aufgestellt sind.
Auch die winderzeugende Einheit war schon fertig erstellt. Das ist ein System, in dem die für den Spielbetrieb einer Orgel benötigte Druckluft erzeugt, reguliert und auf die einzelnen Pfeifengruppen verteilt wird. Im Orgelbau wird diese Druckluft als Wind bezeichnet. Daher heißt die Lade, auf der die Pfeifen aufgestellt sind, auch Windlade. Das ganze System von Beschickung der Orgel bis hin zur letzten Pfeife mit Luft ist das Windwerk.
Ohne Pfeifen geht es nicht
Schließlich führte der Rundgang noch in die sogenannte "Intonation". In diesem Raum lagerten in einem hohen Schubladenschrank die Metall- und Holzpfeifen, die letztlich den klingenden Teil der Orgel in Neukirchen-Vluyn bilden werden. Das sei auch der Ort, in welchem die einzelnen Orgelpfeifen schon einmal werksseitig in ihrem Klang aufeinander eingestimmt werden, so gab Christoph Böttcher einen weiteren Einblick in die Kunst des Orgelbaus.
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