
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Hagen/Dortmund. Wie lassen sich 30 Jahre alte Kirchengebäude interessanter und einladender gestalten? In Hagen-Wehringhausen läuft dazu ein Pilotprojekt. Das Gebäude aus den 70er Jahren wird komplett entkernt und neu gestaltet. Ein Element: Die Glasgestaltung im Fensterbereich. Bei einer Präsentation vor Ort am 2. Dezember 2008 stellte die beauftragte Künstlerin erste Entwürfe vor.
„Wir können über alles sprechen, nur nicht über die Farbe grün“, schmunzelt Mechthild Bach und legt ihre Entwürfe auf den Tisch. „Die Farbe passt überhaupt nicht in Kirchen.“ Die 46-jährige Diplom-Designerin hat im Auftrag der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen Vorschläge für eine ansprechende Verglasung der Kirchenfenster erarbeitet: Blau, gelb und rot sind die Farben, die in den Entwürfen dezent eingesetzt werden. Doch die Farben dienen nur als gestaltende Elemente: Im Mittelpunkt stehen Texte: Verse aus der Heiligen Schrift.
Neue Wege gehen
„Wir wollen bei der Gestaltung der Kirchenfenster neue Wege gehen und nutzen den Umbau der Kirche Hagen-Wehringhausen für ein Experiment“, erläutert Jürgen Skupin, Leiter der Bauabteilung in der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen. Neu ist der Text als gestaltendes Element. Bisher wurden die Fenster meist von Handwerkern gestaltet. „Das Ergebnis war technisch einwandfrei, wirkte aber doch vielfach wie ein Teppichmuster“, erläutert Skupin. Die Glaskunst sei der Versuch, die Kirchen noch ansprechender zu gestalten.
Da figürliche Darstellungen in der Neuapostolischen Kirche nicht verwendet werden, standen solche Elemente nicht für die Gestaltung zur Verfügung. Jürgen Skupin: „In unseren Gottesdiensten steht die Wortverkündigung im Mittelpunkt. Daher haben wir uns entschieden, in diesem Fall einmal Textelemente zur Gestaltung der Fenster zu verwenden.“
Schlichte Kirchengebäude
Die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen arbeitet für das Projekt mit der Aachener Künstlerin Mechthild Bach zusammen. Sie hat sich auf Kunst aus Glas spezialisiert und bereits einige Projekte in der Katholischen und Evangelischen Kirche betreut. So gewann sie den Künstlerwettbewerb der Evangelischen Johannes-Kirche in Recklinghausen und gestaltete dort zwischen 2003 und 2006 die 18 Fenster des Gebäudes mit Textelementen aus dem Johannes-Evangelium neu.
„Für die Neuapostolischen Kirche zu arbeiten ist eine große Herausforderung“, bekennt die Künstlerin. Die Gebäude seien sehr schlicht. Daher komme der Verglasung als drittes Schmuckelement neben der Altarwand und den Lampen eine besondere Bedeutung zu. Ihr sei dabei wichtig, dass die Glasgestaltung den Raum nicht dominiere, sondern sich in die Architektur einfügt.
Texte aus den Evangelien
Am 2. Dezember präsentierte Mechthild Bach ihre Entwürfe vor Ort in der Kirche Hagen-Wehringhausen. Zwischen Abdeckplanen, von der Decke hängenden Stromkabeln und Baugerüsten trafen sich Jürgen Skupin und Günter Heine von der Bauabteilung der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen, der beauftragte externe Bauleiter Dirk Scholz sowie Evangelist Martin Rüßmann als Vertreter der Gemeinde. Für den Bezirk nahmen Bezirksevangelist Volker Lange und der Baubeauftragte Dirk Jakob teil.
Die Gestaltungsvorschläge der Aachener Künstlerin beeindruckten die Teilnehmer. Bezirksevangelist Volker Lange hatte die Bibelverse für die Textelemente mit ausgewählt, darunter bekannte Worte Jesu. „Thematisch beschäftigen sich die Texte mit der Gegenwart, Zukunft und der Hoffnung“, erläutert Lange. Für den Eingangsbereich wählten sie beispielsweise einen Bibelvers mit einladendem Charakter: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan" (Matthäus 7,7).
Wiederbezug im Frühjahr 2009
Für die ersten Entwürfe hatte sich Mechthild Bach den Eingangsbereich sowie die Glasflächen im Seitenbereich des Kirchenschiffs vorgenommen. „Im Sommer habe ich mir die Kirche zum ersten Mal vor Ort angeschaut, denn die Glasgestaltung muss zum Gebäude und den Menschen passen“, berichtet sie. Dabei war sie erstaunt, hinter der schlichten Fassade eine Kirche vorzufinden. „Mein erster Eindruck war: Das ist ein altes Schwimmbad oder eine Turnhalle.“
„Deshalb haben wir uns die Kirche Wehringhausen für das Pilotprojekt ausgesucht“, erläutert Jürgen Skupin. Ziel sei es, das veraltete Gebäude aus dem Jahr 1974 zu einer ansprechenden und repräsentativen Kirche für die Zentralgemeinde des Bezirks Hagen umzubauen. Die Glaskunst sei dabei ein Element von vielen. So wird die komplette Fassade modern neugestaltet, die Fenster und Sanitäranlagen erneuert, das Gebäude barrierefrei umgebaut und mit Aufzug ausgestattet. Sechs Monate dauern die Umbauarbeiten.
Glaskunst als zusätzliches Element
Die Glaskunst ist ein zusätzliches Glaselement, das beim Einbau neuer Fenster von innen auf die Doppelverglasung aufgetragen wird. Die farbigen Glaselemente geben den Gebäuden einen sakralen Charakter. Dabei setzt die Neuapostolische Kirche im Vergleich zu anderen Konfessionen relativ wenig Geld für Glaskunst ein. "Wir achten bei grundlegenden Renovierungen inzwischen jedoch verstärkt auf eine ansprechende, zeitgemäße und repräsentative Gestaltung des Fensterglases", so Bauabteilungs-Leiter Skupin.
Für April 2009 ist der Wiederbezug des renovierten Kirchengebäudes vorgesehen. Dann bereits mit der neuen Glasgestaltung. "Wir freuen uns darauf", sagt Gemeindeevangelist Martin Rüßmann, der die Entwürfe nun schnellstmöglich den Gemeindemitgliedern vorstellen will.
Budget für Baumaßnahmen: 3,5 Millionen
Die Renovierung der Kirche Hagen Wehringhausen ist eine von vier aktuellen Umbauten mit größerem Aufwand im Bereich der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommen derzeit weitere elf größere Baumaßnahmen mit Renovierungsumfang. Etwa ein Viertel des Bau-Budgets wird jedes Jahr für Renovierungsarbeiten ausgegeben.
Insgesamt steht für die 472 Kirchengebäude der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen jährlich ein Etat von etwa 3,5 Millionen für Instandhaltung, Sanierungen und Renovierungen zur Verfügung.
Die neue Front (mit Glaskunst) der Kirche Wehringhausen (Bezirk Hagen)
3. Dezember 2008
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt
Externe Links
Datenschutzeinstellungen
Mit Hilfe einiger zusätzlicher Dienste können wir mehr Funktionen (z.B. YouTube-Video-Vorschau) anbieten. Sie können Ihre Zustimmung später jederzeit ändern oder zurückziehen.
Datenschutzeinstellungen
Diese Internetseite verwendet notwendige Cookies, um die ordnungsgemäße Funktion sicherzustellen. Jeder Nutzer entscheidet selbst, welche zusätzlichen Dienste genutzt werden sollen. Die Zustimmung kann jederzeit zurückgezogen werden.
Einstellungen
Nachfolgend lassen sich Dienste anpassen, die auf dieser Website angeboten werden. Jeder Dienst kann nach eigenem Ermessen aktiviert oder deaktiviert werden. Mehr Informationen finden sich in der Datenschutzerklärung.