
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Hagen/Dortmund. Der Startschuss für das Projekt „Wehringhausen“ fiel im Herbst letzten Jahres. Nach 35 Jahren stand eine umfangreiche Modernisierung der Kirche an. Das wenig attraktive Gebäude der Neuapostolischen Kirche sollte zu einer ansprechenden und repräsentativen Kirche für die Zentralgemeinde des Bezirks Hagen werden. Mit dem Projekt wollten die Verantwortlichen gleichzeitig demonstrieren, was auch mit alten Gebäuden gestalterisch alles möglich ist.
In den fünf Monaten wurde die komplette Fassade modern neugestaltet, die Fenster und Sanitäranlagen erneuert, das Gebäude barrierefrei umgebaut und mit Aufzug ausgestattet.
Außerdem erhielten Kirchensaal, Empore und Mehrzweckraum einen neuen PVC-Boden, das Kirchenschiff eine neue Elektronenorgel mit Lautsprecherverkleidung, alle Räume einen neuen Innenanstrich und die Fassade einen Edelstahlschriftzug. Zudem wurde der Vorplatz neu gestaltet. An der Straße wirbt ein beleuchteter Pylon für die Gottesdienste.
Beeindruckende Glaskunst
Das auffallendste Element der Umgestaltung sind jedoch die Fenster der Kirche, die mit moderner Glaskunst gestaltet wurden. Mit der Umsetzung beauftragte die Kirchenverwaltung die Aachener Künstlerin Mechthild Bach, die schon zahlreiche Projekte für die Katholische Kirche und Evangelische Kirche betreut hatte.
Am 2. Dezember 2008 hatte die Künstlerin in Wehringhausen ihre Entwürfe präsentiert, die von allen Beteiligten begeistert aufgenommen wurden: Blau, gelb und rot sind die Farben, die in den Fenstern dezent eingesetzt werden. Doch die Farben dienen nur als gestaltende Elemente: Im Mittelpunkt stehen Texte: Verse aus der Heiligen Schrift.
Texte als gestaltendes Element
Texte als gestaltendes Element sind in der Neuapostolischen Kirche neu. Bisher wurden die Fenster meist von Handwerkern gestaltet. „Das Ergebnis war technisch einwandfrei, wirkte aber doch vielfach wie ein Teppichmuster“, erläutert Jürgen Skupin. Und da figürliche Darstellungen in der Neuapostolischen Kirche nicht verwendet werden, standen solche Elemente nicht für die Gestaltung zur Verfügung.
Jürgen Skupin: „In unseren Gottesdiensten steht die Wortverkündigung im Mittelpunkt. Daher haben wir uns entschieden, in diesem Fall einmal Textelemente zur Gestaltung der Fenster zu verwenden.“
Umsetzung durch Derix Glasstudios
Die Entwürfe von Mechthild Bach wurden von den weltbekannten Derix Glasstudios in Taunusstein umgesetzt, den weltweit führenden Experten für architektonische Glaskunst. Vier Wochen benötigte die Firma für die Produktion der insgesamt 95 Quadratmeter großen Glasflächen.
Mechthild Bach begleitete für die Neuapostolische Kirche auch diesen Schritt und fasste in der Glaswerkstatt selber mit Hand an. Eingebaut wurde die Glaskunst dann innerhalb weniger Tage. Es handelt sich dabei um ein zusätzliches Glaselement, das von innen auf die Doppelverglasung aufgetragen wird.
Verschiedene Bibel-Verse
Die Glaskunst verschönert nun nahezu alle Fensterflächen des Kirchengebäudes in Wehringhausen. Nur im ersten Stock sind die Handwerker nicht ganz fertiggeworden. Die Texte sind bekannte Verse aus der Bibel. So findet sich in der Foyer-Front ein Vers aus dem Matthäus-Evangelium: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ (Matthäus 7,7). Im Eingangsbereich sind die Texte von beiden Seiten lesbar und sollen den Besucher einladen, die Kirche einmal zu besuchen. Alle weiteren Fenstertexte sind nur von innen in der richtigen Form lesbar.
An den Seitenfenstern erinnert ein weiteres Matthäus-Wort an eine zentrale Zusage Gottes an die Menschen: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20).
Im Kirchenschiff sind die Fensterfronten rechts und links mit zwei weiteren Bibeltexten versehen: „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung“ (Offenbarung 20,6) und „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir“ (Offenbarung 22,12).
Zufrieden mit Bauverlauf
Mit dem zügigen Bauablauf ist Jürgen Skupin sehr zufrieden. Und auch die Glaskunst beeindruckt ihn: „Das Ergebnis übertrifft meine Erwartungen“, bekennt der Leiter der Bauabteilung.
Auch Künstlerin Mechthild Bach nahm an dem ersten Gottesdienst teil und erläuterte im Anschluss Interessierten die Hintergründe der Glaskunst-Gestaltung. Ihr Tipp für einen Besuch in der Kirche: „Ich bevorzuge weiches Licht, daher empfehle ich einen Besuch bei Sonnenuntergang.“ Das faszinierende sei jedoch, dass die Wirkung der Fenster sich den ganzen Tag über verändere. Daher habe jede Tageszeit ihren Reiz.
Auch Bezirksapostel Armin Brinkmann zeigte sich bei der Besichtigung der Kirche beeindruckt von der künstlerischen Gestaltung: „Ich freue mich, dass hier nun die attraktive künstlerische Umsetzung auch nach außen hin dokumentiert, dass die Bibel Grundlage unseres Glaubens ist“, so der Leiter der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen.
Metall-Elemente im Innenbereich
Die Glaskunst-Fensterflächen sind in der Kirche nicht das einzige künstlerische Element. Werner Jurga, Metallfacharbeiter und Mitglied der Gemeinde Ennepetal-Vörde (Bezirk Ennepe-Ruhr) brachte sich mit einigen Gestaltungsvorschlägen in den Innenräumen ein. Von ihm stammen die Ideen für die dekorative Front-Gestaltung des Altars sowie zahlreiche Metall-Elemente im Foyer und der Garderobe. „Ich freue mich, dass ich hier einige meiner Ideen umsetzen konnte“, so der neuapostolische Künstler. „Wir haben hier gezeigt, wie man mit einfachem Metall gestalterische Elemente setzen kann.“
Und seine Entwürfe sind nicht nur schön, sondern auch praktisch: Die Metallwand im Foyer kann mit Magneten als Info-Wand genutzt werden.
Tag der offenen Tür Ende April
Am 26. April 2009 wollen die Gemeindemitglieder mit ihrem neuen Vorsteher Dirk Thorbow das neue Kirchengebäude der Öffentlichkeit vorstellen. Dazu ist ein Tag der offenen Tür geplant. Auch sind die Medien im Vorfeld zu einem Gespräch eingeladen, um die ansprechende Kunst kennenzulernen.
„Wir laden alle Interessierten herzlich ein, sich die neu gestaltete Kirche einmal anzuschauen“, so Hirte Dirk Thorbow und demonstriert damit: In dem schmucken neuen Kirchengebäude der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen sind jederzeit alle Gäste herzlich willkommen.
Pilotprojekt: Kunst am Kirchenbau
8. April 2009
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt
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