
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund/Berlin. Das diesjährige Treffen der hörgeschädigten Glaubensgeschwister, ihrer Betreuer und Seelsorger aus den deutschen Gebietskirchen und der Schweiz fand am Samstag, 28. und Sonntag, 29. August 2010 in Berlin statt. Gut 50 Teilnehmer hatten sich aus Nordrhein-Westfalen auf den Weg in die Bundeshauptstadt gemacht.
Die meisten von ihnen waren am Samstagvormittag von Dortmund aus in einem Bus nach Berlin gereist. Das Ziel war zunächst das Berlin-Charlottenburger "Econtel", in dem die etwa 500 Hörgeschädigten und ihre Begleiter während des Berlin-Aufenthaltes untergebracht waren.
Zwölftes Deutschland-Schweiz-Treffen der Hörgeschädigten
Dichtes Gedränge herrschte in der Mittagszeit im Foyer des Hotels, als nach und nach die Teilnehmer eintrafen. Die Wiedersehensfreude bei den Glaubensgeschwistern, die sich gebietskirchenübergreifend jährlich einmal zusammenfinden - in 2010 mittlerweile zum zwölften Mal - prägte diese erste Szene der Berliner Hörgeschädigten-Tage.
Das freundliche Hotelpersonal und die ebenso freundlichen Berliner Glaubensgeschwister hatten die notwendige Organisation gut im Griff, so dass alle bald wussten, welche Zimmer sie bewohnen würden. Es wurden die Zimmerschlüssel und Namensschilder verteilt und - meist stark gestikulierend - noch wichtige Informationen zur Gestaltung des Nachmittags weitergegeben.
Spreefahrt durch Berlin
Ab 14 Uhr begaben sich die Teilnehmer an das in der Nähe liegende Spreeufer, um miteinander auf einem der unzähligen Spreedampfer eine Stadtrundfahrt durch Berlin zu unternehmen. Schon bevor alle an Bord gingen, waren sie von einem wolkenbruchartigen Regen, dem kaum ein Schirm standhielt, durchnässt. Die sich dicht schwarzblau zugezogene Wolkendecke ließ auch keine Wetterbesserung erhoffen.
Doch nur eine halbe Stunde später riss die Wolkendecke auf und die Sonne lockte während der gesamten vierstündigen Fahrt immer mehr Fahrgäste zu einem Besuch auf das Oberdeck des Schiffes. Von dort war der Blick frei für so manche Berliner Sehenswürdigkeit.
Das Wetter war zum Wundern
Während der Spreerundreise, zu der Bezirksapostel Wolfgang Nadolny die Teilnehmer persönlich an Bord begrüßte, wurden alle sowohl zur Kaffeezeit als auch zur Abendmahlzeit beköstigt. Es bestand reichlich Gelegenheit zum Gedankenaustausch und zu freudigen Begegnungen.
Neben einigen wissenswerten Fakten zu den rechts und links zu sehenden Gebäuden erfuhr die Gruppe auch, dass die Spree Berlin über eine Länge von 46 Kilometern durchquert und dass es in Berlin mehr Brücken gibt als in Venedig.
Gottesdienst in Berlin-Charlottenburg
Am Sonntag versammelten sich die hörgeschädigten Glaubensschwestern und -brüder, ihre Gäste und Begleiter zum Gottesdienst in der Kirche der Gemeinde Berlin-Charlottenburg, nur etwa 500 Meter Fußwegs vom Hotel entfernt gelegen.
Der erste Gedanke in der Predigt des Bezirksapostels zielte auf die Allgegenwart Gottes: "Gott ist da!", rief er allen Anwesenden zu. Dabei appellierte er an das Urvertrauen des Menschen Gott gegenüber, der immer noch alles Weltengeschehen in seiner Hand halte und die Elemente seiner Schöpfung beherrsche.
Reden und Hören gehören zusammen
Bereits in seinem Begrüßungsbrief, den alle Teilnehmer bei ihrer Ankunft am Samstag erhalten hatten, hatte der Bezirksapostel das Bibelwort genannt, dass diesem Gottesdienst zugrunde lag: "Es sprach aber der Herr durch eine Erscheinung in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt." (Apostelgeschichte 18,9.10)
Und zum besseren Verständnis der Hörgeschädigten-Gemeinde hatte er ihnen auch schon einige Kerngedanken aus seiner Predigt niedergeschrieben. "Reden und Hören gehören zusammen und sind wichtig, um sich zu verständigen und Gedanken austauschen zu können", so lautete eine seiner Aussagen. Und am Beispiel der Hörgeschädigten ließe sich lernen, dass Verständigung nicht nur über die Stimme und des Gehör funktioniere.
Der Bezirksapostel folgerte daraus in seiner Predigt, dass die Aufforderung zu reden und nicht zu schweigen weit mehr bedeute, als alleine den Einsatz der menschlichen Stimme. Das Auftreten, die Ausstrahlung, das Wesen entsprächen einer Rede, die gleichsam gehört werde.
Predigt wird simultan übersetzt
Die beiden Bischöfe Thomas Matthes (Beauftragter für Hörgeschädigten-Seelsorge in Mitteldeutschland), Horst Krebs (Gebietskirche Nordrhein-Westfalen) und Hirte Dieter Roß (Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland) richteten sich ebenfalls an die Hörgeschädigten-Gemeinde. Außerdem bat Bezirksapostel Nadolny einen Amtsträger aus dem Kreis des Vokal-Ensembles "Singende Hände" an den Altar, um einige Gedanken zu äußern.
Während fast alle Predigtbeiträge von "Dolmetschern" simultan in die Lautsprache begleitende Gebärdensprache (LGB) übersetzt wurde, sprach und gebärdete Hirte Roß selbst gleichzeitig. Dieter Roß ist beruflich als Gebärden-Dolmetscher unterwegs und hat während der Ausbildung für diese Tätigkeit nicht nur die "Sprache" gelernt, sondern sich auch vertiefend mit den besonderen Denkstrukturen und der emotionalen Ausprägung gehörgeschädigter Menschen beschäftigt.
Er leitet die Arbeitsgruppe der sechzehn verantwortlichen Hörgeschädigten-Seelsorger und Gebärden-Dolmetscher der einzelnen Gebietskirchen in Deutschland und in der Schweiz und ist deren Sprecher.
"Singende Hände"
Musikalische Akzente im Gottesdienst setzten die jugendlichen Glaubensgeschwister aus Sachsen-Thüringen, die unter dem Namen "Singende Hände" zum ersten Mal beim EJT 2009 in Düsseldorf aufgetreten waren und auch bei den Hörgeschädigten-Tagen 2009 in Köln (Gebietskirche Nordrhein-Westfalen) zu Gast waren.
Ihren Gesang gebärden sie selbst und geben damit den Hörenden und den Hörgeschädigten gleichermaßen die Möglichkeit, sie zu verstehen.
Treffen 2011 in Stuttgart
Nach dem Gottesdienst gab der Vorsteher der Hörgeschädigten-Gemeinde der Gebietskirche Süddeutschland, Thomas Westmeier, Datum und Ort der Hörgeschädigten-Tage 2011 bekannt: 8. und 9. Oktober 2011 in Stuttgart. Die süddeutsche Gebietskirche wolle damit ihr 25-jähriges Jubiläum der Hörgeschädigten-Seelsorge begehen. Damals, im September 1986, hatte Apostel Werner Kühnle den ersten Gottesdienst für diese Gruppe in der Kirche Stuttgart-Vaihingen durchgeführt.
Hörgeschädigten-Tage 2010 in Berlin I
6. September 2010
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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