
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Bielefeld/Dortmund. Stuhlkreis statt Gottesdienst, eine Küche in der ehemaligen Sakristei und ein neues Zwischengeschoss: Das ehemalige Kirchengebäude der Neuapostolischen Kirche in Bielefeld-Heepen wird nun von 30 Kindern im Alter von drei Monaten bis sechs Jahren bewohnt. Für den Einzug der Kindertageseinrichtung waren zahlreiche Umbaumaßnahmen notwendig.
„Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Helma Kiel, Leiterin des Integrativen Montessori Kinderhauses „Casa dei Bambini“. Die 54-Jährige und ihre acht Mitarbeiter arbeiten seit August 2010 in der ehemaligen Neuapostolischen Kirche in Heepen bei Bielefeld. Das Gebäude war nach der Zusammenlegung der Gemeinden Heepen und Kammeratsheide 2006 frei geworden.
Langfristige Mietvereinbarung
Für ein halbes Jahr hatte in der ausgeräumten ehemaligen Kirche 2009 ein städtischer Kindergarten wegen eines eigenen Umbaus Unterschlupf gefunden. Dann entdeckte Helma Kiel das Gebäude und konnte den Verein „Integrative Montessori Erziehung“ aus Bielefeld als Träger für ein Kinderhaus gewinnen. Nach Verhandlungen mit der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen beziehungsweise der zuständigen NAK Immobilien GmbH wurde dann ein langfristiger Mietvertrag vereinbart.
„Der Standort hier ist sehr zentral und für einen Neubau gibt es in Heepen keine freien Grundstücke“, sagt Michaela Kux-Büsing, Geschäftsführerin von Integrative Montessori Erziehung e.V. Hinzu kam der große Garten, den die Kinder zum Spielen nutzen können. Hier wurden einige Klettergerüste installiert. Daher war der Standort gut nutzbar.
In Bielefeld unterhält der Verein eine weitere Kindertagesstätte sowie eine Frühförderstelle. Alle Einrichtungen sind integrativ ausgerichtet. Betreut werden also auch immer behinderte Kinder.
30 Kinder in zwei Gruppen
Am 1. August 2010 bezog das Kinderhaus dann das Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße. Genutzt wurde in den ersten Monaten nur der flache Anbau an der Rückseite des Gebäudes. Im Hauptgebäude der ehemaligen Kirche wurden parallel die notwendigen Umbauarbeiten durchgeführt, damit nun zwei Gruppen mit insgesamt 30 Kindern betreut werden können.
Die beauftragte Architektin Jutta Berkenkamp stand vor der Herausforderung, die vorhandene Bausubstanz zu nutzen und möglichst viele bestehende Elemente in die neue Tagesstätte zu integrieren, um kostengünstig die nötigen Räume zu schaffen. Außerdem musste sie die gesetzlichen Auflagen für Kindertageseinrichtungen und die Richtlinien für den Brandschutz umsetzen. „Das Gebäude war für die Zwecke aber gut geeignet“, sagt die Diplom-Ingenieurin.
Zwischendecke für weitere Räumlichkeiten
In das ehemalige Kirchenschiff wurde schließlich eine Zwischendecke eingezogen, um den oberen Bereich nutzen zu können. Unten befindet sich heute der Gruppenraum I für 20 Kinder ab drei Jahren. Im Anbau, dem ehemaligen Jugendraum, sind die Kinder unter drei Jahren untergebracht.
Dazwischen, im ehemaligen Altarbereich, liegen zwei Schlafräume. Hier in der Mitte des Gebäudes war die vorgeschriebene Helligkeit mit Tageslicht schwierig. Kuzerhand wurde die Zwischendecke an der Stelle höher verlegt und zusätzliche Fenster in die Rückwand und das Dach eingebaut.
Im ersten Stock befindet sich ein Mehrzweckraum sowie Büro und Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter. Eine neue Treppe verbindet die beiden Etagen.
Heller und freundlicher
Auch in den Waschräumen wurde nur wenig verändert. „Wir haben die Wand zwischen Herren- und Damentoilette entfernt und neue Waschbecken auf Kinderhöhe angebracht“, erläutert Architektin Jutta Berkenkamp. Sie hat alt und neu gut kombiniert: Beispielsweise wurden die vorhandenen gelben Fliesen aus den 60er Jahren im Mitarbeiter-Waschraum mit bunten Kleinfliesen ergänzt. „Sie wirken nun viel freundlicher“, sagt Berkenkamp.
Im Flur erinnert aufmerksame Betrachter nur noch die große Metalltüre zum ehemaligen Kirchenschiff an den früheren Zweck des Gebäudes - und die etwas älteren Holztüren im Flur. „Aber das fällt niemandem auf, der das Gebäude nicht von früher kennt“, sagt Leiterin Helma Kiel.
Mit Umbau zufrieden
Das Kinderhaus wirkt hell und freundlich – insbesondere durch die große Glasfront. Hier war zuvor eine aufwändige Bleiverglasung installiert. Diese wurde im Zuge des Umbaus abgenommen und soll künftig ein Kirchengebäude im Bezirk Niederrhein schmücken.
Mit dem Ergebnis des Umbaus sind alle Beteiligten zufrieden: Die Kinder und Mitarbeiter fühlen sich wohl und auch Horst Krause von der NAK Immobilien GmbH freut sich über die neuen Mieter: „Wir bemühen uns immer um eine kirchliche oder soziale Nachnutzung der ehemaligen Kirchengebäude“, sagt er. Das Gebäude in Heepen zeige, was durch kostengünstige und kleine Umbauten alles möglich sei.
NAk Immobilien GmbH ist verantwortlich
In den letzten Jahren hat die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen zahlreiche Gemeinden zusammengelegt. Die Anzahl der als Kirche genutzten Gebäude sank dabei von mehr als 500 auf inzwischen rund 425. Die profanierten Kirchengebäude werden größtenteils verkauft oder anderweitig genutzt. Verantwortlich für die Nachnutzung und den Verkauf ist die NAK Immobilien GmbH mit Sitz in Dortmund. Aktuell stehen etwa 40 ehemalige Kirchengebäude zum Verkauf.
Heepen: Kinderhaus in ehemaliger Kirche
30. Januar 2011
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt
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