
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Hochdahl/Dortmund. „Neuapostolische Kirche und Ökumene“ lautet der Titel eines Seminars, das die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen für Gemeindeleiter und Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit anbietet. Die erste Veranstaltung fand am 17. Mai in Hochdahl statt, eine zweite ist am 12. Juli in Quelle geplant. Bischof Peter Johanning (Bereich NRW-Nord) und Bezirksevangelist Dirk Gielke (Bezirk Wuppertal) diskutierten zwei Stunden lang mit den etwa 70 Teilnehmern.
Den beiden Referenten war zu Beginn des Seminars wichtig, den Begriff Ökumene zu erklären, seine Historie zu erläutern und die Stellung der Neuapostolischen Kirche in diesem Kontext zu beschreiben. Die daraus resultierenden Impulse für die Öffentlichkeitsarbeit in den Bezirken und Gemeinden sowie die Beantwortung von Fragen aus dem Plenum bildeten den letzten Teil des Workshops.
Ökumene - was ist das
Bei Ökumene gehe es stets um einen innerchristlichen Dialog“, referierte Bischof Peter Johanning zu Beginn seines Grundlagenvortrags. Der ebenfalls wünschenswerte Gedankenaustausch mit weiteren monotheistischen Religionen (Religionen, die an "einen" Gott glauben wie der Islam oder das Judentum) werde nicht unter dem Begriff Ökumene behandelt. Geprägt sei der Begriff Ökumene heute vom Leitmotiv der „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ und bedeute die „geschwisterliche Gemeinschaft zwischen Christen und Kirchen verschiedener nationaler, kultureller und gesellschaftlicher Kontexte“.
In der ökumenischen Bewegung, die im Übrigen ein vorrangig europäisches Thema mit besonderem Schwerpunkt in Deutschland sei, so Bischof Johanning, herrsche derzeit ein praktischer Pragmatismus vor, der auf einem relativ kleinen Nenner den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen christlichen Kirchen verschiedener Konfessionen pflege.
Ökumene in der Neuapostolischen Kirche
Relativ kurz mute der Zeitraum an, in welchem sich die Neuapostolische Kirche mit dem Thema Ökumene auseinandersetzt, so Bischof Johanning. Bis 1960 habe es praktisch keine Kontakte zu weiteren christlichen Kirchen gegeben. Die 1963 vom Ökumenischen rat der Kirchen (ÖRK) an die Neuapostolische Kirche gerichtete Anfrage auf Mitgliedschaft habe seinerzeit Stammapostel Walter Schmidt abschlägig beschieden.
Betrachte man aber den Zeitraum von 1963 bis heute, spreche man durchaus von einem Drittel der Zeit seit der Entstehung der Neuapostolischen Kirche im Jahr 1863. Dann, so Peter Johanning, sei das schon eine beträchtliche Zeitspanne.
Nach einer ersten vorsichtigen Öffnung der Kirche unter Stammapostel Hans Urwyler und einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit in den 1980er Jahren sei der ökumenische Gedanke wieder mehr in den eigenen Fokus geraten und so habe Stammapostel Richard Fehr 1999 die Gründung einer für diesen Bereich der kirchlichen Arbeit wichtigen Projektgruppe zugestimmt, erinnerte Peter Johanning.
Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen
Eine Mitgliedschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen, so erklärte Bischof Johanning den Seminarteilnehmern, sei einer Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft nur dann möglich, wenn sie bereits Mitglied in einer nationalen ökumenischen Organisation ist. Das ist in Deutschland die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK).
Die Projektgruppe Ökumene (seit einiger Zeit führt sie den Titel "Arbeitsgruppe Kontakte zu anderen Konfessionen/Religionen", AG KKR) unterstützt die Gebietskirchen, Bezirke und wo nötig Gemeinden bei der Schaffung und Pflege von Kontakten zu den verschiedenen ACK-Gremien.
Verschiedene ACK-Gremien
Bischof Johanning machte noch deutlich, dass die Ansprüche der einzelnen ACK-Gremien im Umgang mit der Neuapostolischen Kirche recht unterschiedlich seien. So sei es der Wunsch der "Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland" (des sogenannten Bundes-ACK), die Neuapostolische Kirche "theologisch" kennenzulernen, also Kirchenverständnis, Sakramentsverständnis und Amtsverständnis der Kirche.
Die regionalen und örtlichen ACK-Verbände hingegen seien eher an einer auf Basis der vielen gelebten Gemeinsamkeiten im christlichen Miteinander gegründeten Zusammenarbeit interessiert. "Das Reservoir an Gemeinsamkeiten ist größer als die Anzahl der trennenden Elemente", so Peter Johanning.
Ökumene der Herzen
Bezirksevangelist Dirk Gielke gab zum Schluss des Workshops ein überzeugendes Plädoyer für eine "Ökumene der Herzen", wie er gut gepflegte Nachbarschaft der verschiedenen christlichen Gemeinden am Ort bezeichnete. Als langjähriger Öffentlichkeitsbeauftragter im Bereich Wuppertal berichtete er von einer Reihe von erfolgreichen Aktionen.
Wichtig sei, so riet er den anwesenden Gemeindeleitern, auf die Pfarrerinnen und Pfarrer am Ort zuzugehen, sich vorzustellen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Beide, der Bischof und der Bezirksevangelist, ermutigten die Gemeindevorsteher durchaus mit Hilfe der Öffentlichkeitsbeauftragten in den Bezirken solche Kontakte zu forcieren.
Warum eigentlich Ökumene?
Ein Teilbereich im Workshop galt der Frage, warum eine Beteiligung der Neuapostolischen Kirche an der Ökumene erstrebenswert sei. Dirk Gielke antwortete mit einem Zitat, das Joseph Kardinal Ratzinger, dem jetzigen Papst Benedikt XVI. zugesprochen wird: "Die Quantität der Christen wird abnehmen, die Qualität der Christen wird zunehmen."
Das mache notwendig, das Christen aller Konfessionen zusammenstehen im gemeinsamen Auftreten gegen die fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft. In diesem Konzert dürfe die Stimme der Neuapostolischen Kirche nicht fehlen. "Die Neuapostolische Kirche ist eine christliche Kirche, wie andere auch. Die Heilige Wassertaufe ist das Band, das alle Christen miteinander verbindet", so Dirk Gielke.
Dabei gebe die Neuapostolische Kirche ihr Profil nicht auf. Einheit in versöhnter Verschiedenheit bedeute ja genau, dass kirchliche Profile erhalten bleiben sollen. Das habe zur Folge, dass das Kommen Christi zur Heimholung der Braut in der Christenheit wieder eine apostolische Stimme erhält. Dabei sei es notwendig, so noch ein Appell an die Gemeindeleiter, die Gemeindemitglieder bei dieser Arbeit mitzunehmen, sie zu informieren und zu begeistern.
Keine Fassadenpolitik
"Arbeit im ökumenischen Bereich muss gleichermaßen nach innen wir nach außen strahlen und muss übereinstimmen", so ergänzte Bischof Johanning. Ökumene dürfe keine Fassadenpolitik sein. Und weiter: "Entfernt euch bei der Arbeit in ökumenischen Kreisen von dem Gedanken der Mission. Das passt nicht zur Ökumene!"
Workshop NAK und Ökumene
26. Mai 2011
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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