
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Menden/Dortmund. Auf dem braunen Teppich sind noch die Abdrücke der Kirchenbänke zu sehen, die hier 30 Jahre lang standen. Ansonsten erkennen nur noch Eingeweihte, dass es sich bei dem Gebäude am Böingser Weg 1 in Menden um das ehemalige Kirchengebäude der Gemeinde Lendringsen handelt. Im Frühjahr zog hier der JOMA Pflegedienst ein, nachdem das Gebäude rund drei Jahre lang leer gestanden hatte.
„Wir waren schon länger auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten, aber auf die Idee, in das ehemalige neuapostolische Kirchengebäude einzuziehen, bin ich gar nicht gekommen“, sagt Hans Joachim Jesse (57), Miteigentümer von JOMA, einem Pflegedienst aus Menden. Heute ist er dankbar, dass dies so möglich wurde. „Wir fühlen uns hier wohl und die Lage ist optimal“, sagt er.
Seit 1. April 2011 koordiniert er mit seiner Geschäftspartnerin Marita Reif (49) von hier aus den Einsatz seiner 14 Mitarbeiter. Viele von ihnen sind Mitglieder in der Neuapostolischen Kirche. „Wir sind ein Pflegedienst im Aufbau – und das unter neuapostolischer Leitung“, sagt Joachim Jesse.
Gebäude mit verschiedenen Büros
Der Pflegedienst hat einen langfristigen Mietvertrag mit der Neuapostolischen Kirche abgeschlossen. Dafür hat diese das Gebäude (Baujahr 1978) an die neuen Anforderungen angepasst: Die Decke im ehemaligen Kirchenschiff wurde abgehängt und Zwischenwände eingezogen. Zudem benötigte das Gebäude eine erweiterte Verkabelung sowie einen Telefon- und DSL-Anschluss. Entfernt wurde zudem die Buntverglasung. So entstand ein attraktives Gebäude mit 156 Quadratmetern Nutzfläche und mehreren großzügigen Räumen, die als Büros genutzt werden.
Die Nachbarschaft hat auf die neue Nutzung des Gebäudes neugierig und sehr positiv reagiert. Inzwischen zählen bereits einige Nachbarn zu den rund 70 Kunden des jungen Pflegedienstes. Und auch Horst Krause von der NAK Immobilien GmbH ist froh über die freundlichen Mieter: „Nach dem erfolgreichen Einzug einer Kindertagesstätte in Bielefeld-Heepen ist das ein weiteres erfolgreiches Projekt, bei dem ein ehemaliges Kirchengebäude von einer sozialen Einrichtung genutzt wird.“
Angenehm kühl im Sommer
„Zwischen den beiden Wandlampen links und rechts stand früher der Altar“, führt Marita Reif durch das Gebäude und erinnert sich: Bei der Profanierung der Kirche durch Apostel Wolfgang Schug 2009 war sie dabei – saß im Eingangsbereich. Damals war die Nachbargemeinde Menden, zu der sie zählt, mit eingeladen. Heute hat sie ihr Büro im alten Kirchenschiff hinten rechts – vor der nicht mehr vorhandenen Scheibe zum ehemaligen Eltern-Kind-Raum.
„Zuerst war ich ja etwas skeptisch, aber die Entscheidung für dieses Gebäude war richtig“, sagt sie heute. Besonders froh ist sie über den großen Parkplatz, denn der Pflegedienst nutzt neun eigene Pkw. Die roten Wagen mit dem hellgrünen Logo des Pflegedienstes parken draußen vor der Tür. „Der größte Vorteil ist aber, dass es hier drin auch im Sommer angenehm kühl ist“, schmunzelt sie.
Immobilien GmbH kümmert sich um Nachnutzung
An die ehemalige Nutzung als Kirche erinnert neben einigen neuapostolisch-typischen Einrichtungsmerkmalen wie dem Marmorboden und dem Teppich nur noch das breite Eingangsportal – und die Orgel im Flur. „Die funktioniert sogar noch“, sagt Joachim Jesse. Der Eingangsbereich ist inzwischen in leuchtend-grün gestrichen, ebenso wie der Fensterbereich. So bekommt das Gebäude seine ganz eigene Note.
In den letzten Jahren hat die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen zahlreiche Gemeinden zusammengelegt. Die Anzahl der als Kirche genutzten Gebäude sank dabei von mehr als 500 auf inzwischen rund 415. Die profanierten Kirchengebäude werden größtenteils verkauft oder anderweitig genutzt. Verantwortlich für die Nachnutzung und den Verkauf ist die NAK Immobilien GmbH mit Sitz in Dortmund. Aktuell stehen etwa 60 ehemalige Kirchengebäude zum Verkauf.
Pflegedienst nutzt ehemalige Kirche
8. September 2011
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt
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