
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund. Apostel Rainer Storck ist seit dem 7. Oktober 2012 Bezirksapostelhelfer für die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen. Im Interview beantwortete er gemeinsam mit Bezirksapostel Armin Brinkmann wenige Tage nach der Beauftragung Fragen zu seiner Person, den anstehenden Herausforderungen sowie der Zusammenarbeit an der Spitze der Gebietskirche.
Apostel Storck, am letzten Sonntag hat Stammapostel Wilhelm Leber Sie als Bezirksapostelhelfer für die Gebietskirche Nordrhein-Westfalen beauftragt. Wie haben Sie davon erfahren?
Apostel Storck: Ich erinnere mich noch genau daran: Am 1. Juni dieses Jahres war ich mit dem Bezirksapostel in Oberhausen zusammen. Anlass war das Unternehmer-FORUM. In der Pause zwischen zwei Sitzungsteilen lud mich der Bezirksapostel zu einem Spaziergang rund um das Gelände von „Gute Hoffnung“ ein. Zunächst berichtete er ganz locker von einem Besuch beim Stammapostel. Dann verdichteten sich die Dinge immer mehr und am Ende des Gesprächs saßen wir auf einer Parkbank. Ohne das Datum zu nennen eröffnete mir der Bezirksapostel, dass es vorgesehen sei, mich in der nächsten Zeit als Bezirksapostelhelfer zu beauftragen.
Wie fühlt man sich in einem solchen Moment?
Apostel Storck: Völlig überrascht und emotional berührt.
Bei Ihrer Ordination zum Apostel sprach der Stammapostel bereits 2009 das Thema „Nachfolgeregelung“ indirekt an. Er sagte in Iserlohn sinngemäß, dass er mit Ihnen die Zahl der Apostel wieder voll machen wolle, um dann auch die Weichen für die Zukunft zu stellen. Da auch Apostel die Ruhestandsgrenze erreichen, wolle er damit rechtzeitig Vorsorge treffen. Wie haben Sie den Satz damals verstanden?
Apostel Storck: Ich habe das nicht persönlich auf mich bezogen.
Bezirksapostel Brinkmann, viele neuapostolische Christen wurden von der Bekanntmachung vor einigen Wochen, dass ein Helfer beauftragt werden soll, überrascht. Wieso kam dieser Schritt zum jetzigen Zeitpunkt?
Bezirksapostel Brinkmann: Den Schritt zum jetzigen Zeitpunkt habe ich für erforderlich gehalten, weil wir eine sehr große Gebietskirche sind und ich mir mit Erreichen des 60. Lebensjahres sehr intensiv Gedanken um meine Nachfolge gemacht habe. Wir betreuen 20 Länder in aller Welt mit unterschiedlichen Sprachen Kulturen und unterschiedlicher Größenordnung. Es war mir sehr bewusst, dass ein Nachfolger genügend Zeit haben muss, sich in einen so komplexen Bezirksapostelbereich einzuarbeiten.
Warum Apostel Storck? Vom Alter her wären auch andere Apostel Nordrhein-Westfalens noch infrage gekommen.
Bezirksapostel Brinkmann: Diese Frage erörtere ich schon seit Jahren mit dem Stammapostel. Es ist sicherlich so, dass auch andere Apostel dafür infrage gekommen wären. Aber man achtet dann auf das eine und andere Detail, und letztendlich muss es auch Gott sein, der dann sagt: Auf und salbe ihn. Und das – so kann ich es einfach sagen - ist in völliger Übereinstimmung mit dem Stammapostel entschieden worden.
Welches sind denn spezielle Eigenschaften von Apostel Storck, die vielleicht besonders positiv oder auffallend waren?
Bezirksapostel Brinkmann: Als Bezirksapostel und auch als Bezirksapostelhelfer muss man gleichzeitig pragmatisch und visionär sein. Man muss strategisch und analytisch denken können, man muss in der Lage sein zu führen, zu integrieren. Ein ganz wichtiger Aspekt ist ein lebendiges, erkenntnisreiches und freudiges, Dienen am Altar. Das sind Eigenschaften, die ich erkannt habe, die ich sehr schätze und die auch helfen, sich dieser doch sehr anspruchsvollen Aufgabe zu stellen.
Der eine und andere dachte bei der Veröffentlichung, als das Schreiben vorgelesen wurde, vielleicht auch an die aktuellen Ereignisse in der Gebietskirche. Gibt es eine Verbindung zum Kapitalanlage-Betrug?
Bezirksapostel Brinkmann: Der Stammapostel hat gesagt, er hätte damit ein Zeichen gesetzt. Man kann über Zeitpunkte immer diskutieren. Grundsätzlich ist die Person und die Beauftragung als Bezirksapostelhelfer völlig einvernehmlich getroffen worden. Ob das nun im Oktober oder im Januar oder im Juni gemacht worden wäre spielt keine Rolle. Ein direkter Zusammenhang mit dem Kapitalanlagebetrug ist für mich nicht gegeben. Der Gedanke, einem Bezirksapostelhelfer eine genügend lange Zeit zur Einarbeitung zu geben, steht schon seit langem in meinem Herzen.
Apostel Storck, nach der Bekanntmachung haben viele außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs gefragt: Apostel WER? – Wie wollen Sie das in den kommenden Monaten ändern?
Apostel Storck: Es ist von meiner Seite nicht daran gedacht, eine Öffentlichkeitsinitiative zu starten. [schmunzelt] Ich werde in meinem Arbeitsbereich so weiterarbeiten wie bisher und zusätzlich nach und nach mehr Verantwortung übernehmen. Ich denke, durch die Einarbeitungsphase, durch das Begleiten des Bezirksapostels, durch Gottesdienste in den anderen Apostelbereichen in Nordrhein-Westfalen wird es sich automatisch ergeben, dass mich meine Glaubensgeschwister besser kennenlernen.
Ihre Beauftragung ist auch mit persönlichen Veränderungen und Belastungen verbunden. Wie geht Ihre Familie damit um oder wie hat sie darauf reagiert?
Apostel Storck: Ich komme noch einmal zurück auf den 1. Juni, als der Bezirksapostel mit mir das Gespräch in Oberhausen geführt hat. Am Abend habe ich natürlich vertraulich meine Frau davon unterrichtet und das war dann auch ein sehr emotionales Gespräch. Wir haben viel diskutiert, wir haben viel darüber gesprochen; aber letztlich war für uns klar, dass wir uns dieser Aufgabe stellen.
Unsere Kinder wohnen nicht mehr zu Hause. Sie sind teilweise noch in der Ausbildung und verteilt auf ganz Deutschland. Wir haben sie dann nach und nach, kurz vor der Veröffentlichung, unterrichtet. Sie sind positiv damit umgegangen wie wir das bislang auch nicht anders kennen. Sie kennen mich seit ihrer Kindheit als Seelsorger, als Amtsträger in der Neuapostolischen Kirche. Allerdings habe ich auch eine gewisse Sorge und Zurückhaltung bei ihnen gespürt, weil sie sich gefragt haben, wie das denn alles zu schaffen sei.
Beruflich sind Sie Leiter eines Bauunternehmens, welches Sie von Ihrem Vater übernommen haben. 2013 werden Sie hauptamtlich in den Kirchendienst treten. Endet damit eine Familientradition?
Apostel Storck: Ich habe das Unternehmen von meinem Vater in den 90er-Jahren übernommen und werde zum 1. Januar 2013 in den Kirchendienst eintreten. Beide Tätigkeiten gleichzeitig wären nicht machbar. Das Unternehmen fordert doch sehr. Aber die Familientradition wird auf keinen Fall enden. Es ist zurzeit so, dass neben mir meine Schwester und zwei Brüder in dem Unternehmen auf unterschiedlichsten Verantwortungsebenen arbeiten. Meine Nachfolge wird nun dergestalt geregelt, dass mein heute 36-jähriger Sohn ab 1. Januar 2013 in das Unternehmen einsteigt und dort Führungsaufgaben übernimmt. Er ist wie ich Techniker im Bauwesen.
Viele neuapostolische Christen fragen sich: Wie tickt unser künftiger Bezirksapostel? Wie antworten Sie auf die Frage?
Apostel Storck: Ich bin Seelsorger, ich versuche, zuzuhören und jeden anzunehmen. Ich möchte strategisch vorgehen, die finanzielle Situation ist mir wichtig, unsere Kirche darf nicht mehr ausgeben als sie einnimmt. Ich versuche auch, Dinge klar anzusprechen und konsequent zu sein.
Auch auf der europäischen und internationalen Ebene der Kirche sind Sie bislang weniger bekannt. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Bereich bisher sammeln können?
Apostel Storck: Als Apostel bin ich regelmäßig zu Stammapostelgottesdiensten eingeladen. Zudem arbeite ich in der Arbeitsgruppe „Lehre und Erkenntnis“ mit, sodass es doch schon eine gewisse Vernetzung gibt und gute Bekanntschaften. Ich bin also kein ganz Unbekannter, zumindest was Europa angeht. International bin ich natürlich noch unerfahren und man kennt mich nicht. Aber ich denke, das wird sich auch ergeben, und ich bin da ganz offen.
Ein erster Schritt in diese Richtung ist die anstehende Reise nach Israel?
Bezirksapostel Brinkmann: Apostel Storck wird in dieser Woche bereits in Israel an der Bezirksapostelversammlung teilnehmen und dann auch im November an der Bezirksapostelversammlung Europa. Darüber hinaus wird er als Bezirksapostelhelfer auch vom Stammapostel international oder interkontinental eingeladen werden. Dann gibt es ausreichend Gelegenheit, sich mit der Internationalität der Neuapostolischen Kirche zu beschäftigen.
Bezirksapostel, Sie werden in einigen Wochen 64 und damit rückt der Moment des Ruhestands immer näher. Allerdings kann man sich kaum vorstellen, dass Armin Brinkmann das Wort „Ruhe“ überhaupt kennt. Haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie dann machen werden?
Bezirksapostel Brinkmann: Ich bin sehr neugierig auf den neuen Zeitabschnitt, den ich mir zweifellos noch nicht so ganz vorstellen kann. Aber ich freue mich, aus dem engen Terminkorsett herauszukommen. Ich freue mich auch darauf, aus zeitlich fast nicht erfüllbaren Aufgabenstellungen herauszukommen. Ich werde mit Sicherheit mehr Sport treiben und mich auch gesünder ernähren; denn die viele Arbeit und Reisetätigkeit ist nicht unbedingt der Gesundheit sehr förderlich. Ansonsten bedarf der Ruhestand einer Eingewöhnungsphase, die gemeistert werden muss.
Fortsetzung folgt ...
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