
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Norwich/Dortmund. Auch der zweite Prozess vor dem Crown Court in Norwich (England) endete mit mehrjährigen Haftstrafen. George K. und Cemal E. wurden wegen Betrug und Geldwäsche zu jeweils elf Jahren Haft verurteilt. Bereits Anfang Juni hatte das Gericht in einem ersten Verfahren langjährige Haftstrafen gegen drei Täter verhängt. Alle fünf Männer waren Ende 2007 an einem international tätigen Betrügerring beteiligt, dem unter anderem die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen zum Opfer fiel (wir berichteten mehrfach).
Das Verfahren gegen die beiden Männer in Norwich hatte am 6. September 2012 begonnen und dauerte sechs Wochen. Ihnen wurde Betrug und Geldwäsche vorgeworfen. Beide hatten die Vorwürfe von Beginn an bestritten.
Deutliches Zeichen gesetzt
Die Jury setze mit den Schuldsprüchen nach nur einem Tag Beratung am Freitag, 19. Oktober, ein deutliches Zeichen, das der Richter mit seinem Urteil und den hohen Haftstrafen bestätigte. George K. (60) wurde für schuldig befunden, einen britischen Millionär und die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen betrogen zu haben. Cemal E. (56) wurde in beiden Fällen der Geldwäsche für schuldig befunden.
In der Urteilsverkündung am Montag, 22, Oktober 2012, nutzten die Verteidiger der beiden Angeklagten die letzte Möglichkeit, den Richter milde zu stimmen. Sie bemühten sich, die Rolle der Angeklagten in dem Betrugsfall zu bagatellisieren. Darauf ließ sich der Richter allerdings nicht ein, da bereits der erste Prozess das System des Betrügerrings offengelegt hatte.
Strafmildernd ließ der Richter das fortgeschrittene Alter der Angeklagten einfließen. Zudem lebten beide getrennt von ihren Familien in Dänemark beziehungsweise Zypern. Am Ende lautete die Strafe jeweils auf fünf Jahre Haft für die Beteiligung am Betrug der Neuapostolischen Kirche und sechs Jahre für den Betrug an dem englischen Millionär. Mit der Höhe des Strafmaßes zeigten sich die Vertreter der britischen Polizei sehr zufrieden.
Entschädigung der Opfer
Nach den Schuldsprüchen prüft die britische Polizei nun, inwieweit ermittelte Vermögenswerte und Immobilien der Verurteilten zur Entschädigung der Opfer konfisziert werden können. Damit erhöhen sich die Hoffnungen, die die Neuapostolische Kirche in das Gerichtsverfahren gesetzt hatte: Einen Teil der verlorenen Mittel zurückzuerlangen. Das Konfiszierungs-Verfahren wird allerdings noch einige Monate in Anspruch nehmen.
„Nach dem Urteil wissen wir, dass es richtig war, Strafanzeige zu erstatten“, sagte Bezirksapostel Armin Brinkmann in einer Reaktion nach dem Urteil. Er sei sehr dankbar, dass nach den Urteilen im ersten Prozess nun auch die Hintermänner für einige Jahre niemandem mehr schaden könnten. Zudem bedankte er sich ausdrücklich bei der britischen Polizei, die mit ihren intensiven Ermittlungen dazu beigetragen habe, dass ein Teil der durch den Betrug erbeuteten Mittel aufgefunden und beschlagnahmt werden konnte.
Soziale Aktivitäten ausweiten
Die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen war Ende 2007 einer Gruppe von Betrügern aufgesessen. Diese hatte die Verantwortlichen dazu verleitet, zehn Millionen Euro aus dem Kirchenvermögen in einem speziellen Programm anzulegen. Damit würde der Zugang zu staatlichen Fördermitteln möglich, so das Versprechen. Mit den daraus resultierenden Erträgen und Zuschüssen hätte die Kirche ihre sozialen Aktivitäten weiter ausbauen können – insbesondere in Ländern der Dritten Welt.
Nach Unstimmigkeiten über den Verbleib der Gelder verhandelte die Kirche viele Monate mit den damaligen Kontaktpersonen über die Rückzahlung des Geldes, ehe sie schließlich Strafanzeige erstattete. Die Betrüger hatten in der Zeit mehrmals Lösungen angeboten, dann aber Termine und Vereinbarungen platzen lassen. Bis Ende 2011 wurden daraufhin alle Beteiligten festgenommen.
Breite Information im Februar
Im Februar 2012, nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen und zum Start des Prozesses, ging die Neuapostolische Kirche mit dem Fall an die Öffentlichkeit und informierte auf verschiedenen Wegen ihre Mitglieder über den Anlagebetrug. Anfang Oktober hatte sich Bezirksapostel Armin Brinkmann bei den Mitgliedern für den entstandenen Schaden und die Unruhe in einem persönlichen Statement entschuldigt. Dabei stellte er auch klar, dass Vorkehrungen getroffen wurden, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen könne.
WDR Dortmund will heute in seinem regionalen Radio- und Fernsehprogramm über das Urteil berichten.
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