
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Zürich/Frankfurt. Bei Veranstaltungen in Zürich und Frankfurt stellte die Neuapostolische Kirche International in den letzten Tagen offiziell den Katechismus vor. Vertreter der Kirchen und Medien sowie Theologen und Religionswissenschaftler folgten den Einladungen. Der Katechismus der Neuapostolischen Kirche wurde Anfang Dezember 2012 veröffentlicht. Die erste Reaktion aus dem Kreis der Kirchenvertreter: Der Katechismus ist ein wertvoller Beitrag zur theologischen Diskussion über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den christlichen Kirchen.
Bezirksapostel Bernd Koberstein (zuständiger Referent der Koordinationsgruppe der Neuapostolischen Kirche International für den Katechismus), Apostel Volker Kühnle (Leiter der Arbeitsgruppe „Kontakte zu anderen Konfessionen und Religionen“) und Apostel Heinz Lang (leitet auf neuapostolischer Seite die ökumenischen Gespräche mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz) hatten sich am 10. Januar 2013 den Fragen am Sitz der Neuapostolischen Kirche International in Zürich gestellt.
Am 14. Januar waren auch die Apostel Gert Opdenplatz und Rolf Wosnitzka zur Vorstellung im kircheneigenen Bischoff Verlag mit dabei.
Den eigenen Glauben verbindlich darstellen
In einem einleitenden Vortrag erläuterte Bezirksapostel Koberstein mit fünf Punkten, welche Forderungen die Neuapostolische Kirche an ihren Katechismus gestellt habe. Primär müsse er den eigenen Glauben verbindlich zur Sprache bringen. So schreibt Stammapostel Wilhelm Leber im Vorwort zum Katechismus: „Zum ersten Mal ist eine systematische Darstellung der neuapostolischen Glaubenslehre erarbeitet worden.“
Gleichzeitig solle das Werk, so der zweite Punkt des Bezirksapostels, die Einbettung der Neuapostolischen Kirche in das Christentum deutlich machen. „Der Katechismus beschreibt zum einen das, was alle christlichen Denominationen gemeinsam an Grundlagen haben, muss aber auch klarstellen, was unsere Denomination - also die Neuapostolische Kirche - als eine von mehreren innerhalb der einen Kirche Christi charakterisiert“, formulierte es Bezirksapostel Koberstein.
Bereicherung für ökumenischen Dialog
Der dritte Punkt: Der Katechismus soll das neuapostolische Profil hervortreten lassen. „Diese klare Positionierung ist nicht zuletzt unerlässlich für den ökumenischen Dialog“, so Bezirksapostel Koberstein. Nur wenn die Standpunkte eindeutig seien, lasse sich über sie diskutieren. Die Neuapostolische Kirche habe als Bereicherung in den ökumenischen Dialog wesentliche Aspekte einzubringen. Dabei nannte der Bezirksapostel die Stichworte Apostolizität, Petrusdienst im Amt des Stammapostels, Erwartung der Wiederkunft Christi zur Heimholung der Brautgemeinde und die Lehre vom Entschlafenenwesen.
Der Katechismus müsse auch der Wahrheit verpflichtet sein, so die vierte Forderung an das Grundlagenwerk über den neuapostolischen Glauben. Ein Katechismus sei kein „Kompromisspapier“, so Bezirksapostel Koberstein: „Er bringt Glaubenssätze eindeutig zur Sprache. Insofern müssen viele Aussagen im Katechismus quasi dogmatischen Charakter haben.“
„Ein Katechismus muss zueinander führen“
Als fünften und letzten Punkt führte der Bezirksapostel an, dass der Katechismus dem Grundsatz verpflichtet bleibe, andere Denominationen nicht anzugreifen oder herabzuwürdigen. „Gerade für diesen Punkt haben wir uns am Ende viel Zeit genommen und den Katechismus auf diesen Aspekt hin überprüft." Denn, so der Bezirksapostel: „Ein Katechismus muss immer zueinander führen.“ Dabei bedeute eine Abgrenzung nicht gleich eine Herabwürdigung.
Die Neuapostolische Kirche habe in den letzten Jahren einen beachtlichen Lernprozess durchlaufen: Für den Katechismus sei es wichtig gewesen, in der Christenheit allgemein bekannte Begriffe auch mit gleichen Inhalten zu füllen. Hier habe es in Teilen auch eine Änderung der eigenen Denkstrukturen gegeben. „Dass uns dies gelungen ist, nehme ich sehr dankbar wahr“, blickte Bezirksapostel Koberstein auf die jahrelangen Arbeiten am Katechismus zurück. „Das Werk ist verbindlich für die Lehre, es kann aber nicht abschließend sein.“ Der Katechismus sei ein deutliches Signal an andere Kirchen und öffne Türen für weitere Gespräche.
Gaststatus ist das Ziel
Apostel Volker Kühnle formulierte in seiner Ansprache bei der Vorstellung in Frankfurt das Ziel der Neuapostolischen Kirche nach Erscheinen des Katechismus: „Wir streben eine institutionelle Beteiligung in der Ökumene an.“ Damit wolle die Kirche die apostolische Stimme stärken. Angesichts der Vielfalt der christlichen Freikirchen in der Ökumene müsste dort auch Platz für die Neuapostolische Kirche sein.
In der weiteren Diskussion mit den Kirchenvertretern in Zürich und Frankfurt wurde deutlich, dass auch diese sehr an weiteren Gesprächen interessiert sind. Der Katechismus, so äußerten sie ihren ersten Eindruck, zeige die vielen Gemeinsamkeiten auf, die es mit der Neuapostolischen Kirche gebe.
Zu den spezifischen Lehrinhalten der Kirche gab es im Laufe der Veranstaltung in Zürich aus dem Kreis der Teilnehmer einige Verständnisfragen, aber auch Ermutigung: „Stehen Sie zu Ihren Lehrinhalten. Und wenn Sie dazu etwas sagen, dann sagen Sie es deutlich“, forderte eine Religionswissenschaftlerin die Vertreter der Neuapostolischen Kirche auf. Gerade die Sonderlehren der Kirche seien ein wertvoller Beitrag für weitere theologische Diskussionen und könnten auch für andere Kirchen Anlass sein, ihre Positionen in diesen Bereichen neu zu bedenken.
Gemeinsame Verantwortung wahrnehmen
„Die Neuapostolische Kirche kann sich mit ihrem Katechismus selbstbewusst den weiteren ökumenischen Diskussionen stellen“, fasste der internationale Kirchensprecher, Bischof Peter Johanning, die beiden Veranstaltungen zusammen. Er unterstützte die Erwartung von Apostel Kühnle, in der Bewertung der neuapostolischen Lehre dieselben Maßstäbe anzulegen, die auch für bereits in der Ökumenebewegung mitwirkende Kirchen üblich seien.
Volker Kühnle verdeutlichte: „Wir tragen als christliche Kirchen eine gemeinsame Verantwortung für die ganze Christenheit.“ Diese wolle auch die Neuapostolische Kirche in Zukunft verstärkt und bewusst wahrnehmen.
Ziel ist ein Gaststatus in der ACK
15. Januar 2013
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt
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