
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund. Zum ersten Mal wendete sich die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen in einem besonderen Gottesdienst an Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Bezirksapostelhelfer Rainer Storck hatte dazu am Sonntag, 10. November 2013, nach Dortmund-Aplerbeck-Mitte eingeladen. Mehr als 150 Teilnehmer, Betroffene wie Betreuer, aus ganz Nordrhein-Westfalen waren gekommen.
Für den Gottesdienst hatte Apostel Storck ein Bibelwort aus den Psalmen mit einer kurzen und klaren Aussage gewählt: "Der Herr ist mein Licht" (Psalm 27, aus 1). Mit dem Lied "Stern auf den ich schaue" eröffnete die Gemeinde den Gottesdienst.
Der Herr ist mein Licht
Bei der Vorbereitung des Gottesdienstes waren der Planungsgruppe vier Aspekte wichtig: Der gewohnte Gottesdienstablauf mit Wechsel von Predigt und Gesang sowie mit allen liturgischen Elementen sollte nicht verändert werden. Die Wortverkündigung müsse in möglichst einfacher Sprache und durch visuelle Unterstützung erfolgen. Durch interaktive Elemente solle eine Beteiligung der Teilnehmer am Gottesdienstgeschehen ermöglicht werden. Alle sollten einen Gegenstand mit nach Hause nehmen können, der an diesen Gottesdienst erinnert. .
Das Thema Licht, das die Planungsgruppe zusammen mit dem Apostel für diesen Gottesdienst ausgewählt hatte, bot eine Fülle von Möglichkeiten, die Ideen und genannten Aspekte umzusetzen.
Kerzenlichter zum Altar tragen
Die Begrüßung der Gottesdienstteilnehmer erfolgte durch Jugendliche aus dem Kreis der Betroffenen, so dass dort schon signalisiert wurde: "Das ist ein Gottesdienst für uns!" Alle Gottesdienstteilnehmer erhielten beim Betreten des dezent abgedunkelten Kirchensaals ein Teelicht in einem Glasgefäß. Im Saal wurde es angezündet und jeder trug sein Licht an den Altar und stellte es dort ab. Nach und nach erfüllte den Raum eine Atmosphäre der Stille und der besonderen Andacht.
Der Gang zum Altar mit einem Licht in der Hand berührte viele mit einer besonderen Stimmung. "Das war ein tolles Gefühl für mich, als ich mein Teelicht auf dem Altar abstellte", äußerte sich ein Jugendlicher.
Auch Apostel Storck und die mit ihm zum Altar gehenden Amtsträger brachten bei Gottesdienstbeginn ihre Kerzen mit. Zuletzt wurde die große Kerze an den Altar getragen, die zuvor ihr Licht an die vielen kleinen Lichter abgegeben hatte.
Gebet und Predigt in leichter Sprache
Die Texte aller gemeinsam gesungenen Lieder wurden an die Altarrückwand projiziert und auch das Bibelwort, das der Apostel zu Beginn des Gottesdienstes vorlas, erschien sichtbar an der Wand.
Das Gebet, das der Apostel nach der Anrufung des dreieinigen Gottes sprach, machte Eindruck durch seine Formulierung in leichter Sprache. So sprach der Apostel in kurzen Sätzen Anbetung, Dank, Bitte und Fürbitte. "Wir danken dir für unser Essen und Trinken. Wir danken dir für unsere Familie. Wir danken dir für die Gemeinde. Wir danken dir für die Kirche", so setzte Apostel Storck einfache Sätze zu einem eindrucksstarken Gebet zusammen. "Alleine für das Gebet hat es sich gelohnt zu kommen", brachte einer der Betreuer seine Empfindungen zum Ausdruck.
Eine Predigt in vier Bildern
Im Predigtteil des Gottesdienstes setzte der Apostel seine Rede in solch kurzen und prägnanten Sätzen fort. Vier Fotos wurden nacheinander an die Altarrückwand projiziert, die vier Wirkweisen von Licht demonstrierten. Zu jedem Foto nahm der Apostel mit einer kurzen Bildbeschreibung und mit einer Übertragung auf die Wirksamkeit Gottes Bezug.
So nahm er das Foto von der strahlenden Sonne als ein Bild für Helligkeit, Klarheit, Kraft und Stärke. Das Foto des Kaminfeuers, von dem Wärme ausgeht und das er in der Fantasie der Zuhörer auf ein Lagerfeuer ausweitete, nutzte er, um Wärme und Geborgenheit und Trost aus dem Wirken Gottes zu vermitteln.
Grüne Ampel: Mit Gottes geht es weiter
Den als Foto gezeigten Leuchtturm deutete er als Orientierung in dunklen Zeiten, zum Beispiel wenn man Angst habe, unsicher sei oder keine Ausweg wisse.
Das vierte Foto zeigte eine Ampel. Der Apostel erinnerte an die Warnung seiner Eltern, nie bei Rot die Straße zu überqueren. Sie wollten ihn mit diesem Hinweis vor Gefahren bewahren. Gott gebiete auch dann und wann Einhalt. Das diene der Sicherheit. Und auf seine Frage, was denn auf Rot-Gelb folge, kam eine mehrstimmige Antwort aus der Gemeinde: "Grün!" "Dann gehe es mit Gottes Schutz und Hilfe weiter.
Gläsergravur, Imbiss und Gedankenaustausch
Nach dem Gottesdienst konnte sich jeder Teilnehmer sein Kerzenlicht mitnehmen. Ingo Wienbürger gravierte bei Bedarf auch den Namen ins Glas - eine Erinnerung an diesen Gottesdienst, die alle mit nach Hause nehmen konnten.
Anschließend war beim Imbiss Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Reaktionen aus der versammelten Gemeinde machten deutlich, dass mit diesem Gottesdienstangebot ein Bedarf gedeckt wird, der bislang so nicht im Fokus stand, aber stark nachgefragt ist.
Ein Betreuer aus der Gemeinde Fröndenberg fragte an, ob solche medial unterstützten Gottesdienste nicht dann und wann auch im Neuapostolischen Seniorenwohnheim Haus Löhnbachtal in Fröndenberg durchgeführt werden könnten. Eine Anzahl der dort wohnenden Gemeindemitglieder sei dement und könnten die Inhalte der Predigt aufgrund ihrer kognitiven Einschränkungen nicht oder nur noch sehr begrenzt erfahren, so seine Einschätzung.
Ein Pilotprojekt der Handicapped-Kids
Bei diesem Gottesdienst handelte es sich um ein Pilotprojekt der NAK-Handicapped-Kids-NRW. Im Laufe ihrer seit 2000 durch Apostel Armin Brikmann initiierten Arbeit hat sich herausgestellt, dass eine weitere Differenzierung ihres Angebotes notwendig ist. Ausschlaggebend für diesen Gedanken waren unter anderem Erfahrungen, die die Neuapostolische Kirche In den Niederlanden mit ihrem "Dag voor de Koningskinderen" gemacht hat. Dieses einmal jährlich stattfindende Event richtet sich vornehmlich an Menschen mit Einschränkungen in ihrer geistigen Wahrnehmungsfähigkeit.
Der Gottesdienst in Aplerbeck-Mitte wurde von einem sechsköptfigen Planungsteam vorbereitet, das unter anderem aus Mitgliedern des Lenkungsgremiums der Handicapped-Kids besteht. Vier Teilnehmer der Gruppe sind beruflich als Pädagogen in diesem Sektor qualifiziert.
In intensivem Gedankenaustausch mit Apostel Storck entwickelten sie die Inhalte für diesen Gottesdienst und wählten die passenden Lieder aus. Außerdem bedachten sie das Rahmenprogramm und sorgten für die visuelle Darstellung der Inhalte sowie die medientechnische Umsetzung.
Gottesdienst in leichter Sprache
13. November 2013
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Bernd Casper
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