
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund/München. "Wegen Überfüllung geschlossen" hieß es am Samstag, 7. Juni 2014, am Eingang zur Trainigshalle des Eissportzentrums im Münchener Olympiapark. Die integrative Musikergruppe "Faktor G" aus Nordrhein-Westfalen hatte für 13 Uhr zu einem Konzert eingeladen, das im Rahmen der Veranstaltungen des Internationalen Kirchentags der Neuapostolischen Kirche (IKT 2014) zum Themenfeld "Leben mit Behinderung" stattfand.
Fast 900 begeisterte Besucher applaudierten den zehn Bandmitgliedern und 25 Sängerinnen und Sängern bereits während des Konzerts mit stehenden Ovationen. Das Besondere an "Faktor G": Die Mitglieder - meist Jugendliche - bestehen etwa je zur Hälfte aus Menschen mit und ohne Behinderungen. "Hier wird ein wichtiger Beitrag zur Inklusion in Kirche und Gemeinde geleistet", so rückte Udo Rühmkorff, einer der Organisatoren von "Leben mit Behinderung", das Konzert in den Fokus.
"Komm so wie du bist und bete an"
Die Musiker begannen ihr Konzert mit dem Titel "Komm jetzt ist es Zeit, wir beten an". In völliger Übereinstimmung mit dem Anspruch von Inklusion "Alle gehören dazu - immer und überall!" heißt es weiter in dem Text dieses Liedes: "Komm so wie du bist und bete an!" So wurde quasi als vorweggenommene Quintessenz des Konzertes die Idee von Inklusion in singender und swingender Weise proklamiert.
Inklusion bedeutete in diesem Konzert auch, dass die gesungenen Texte in die Gebärdensprache übersetzt wurden. Dominik Stückemann gebärdete die Texte auf der Bühne und alle Besucher konnten die Gebärden auf der großen Projektionswand im Hintergrund mitverfolgen. Die Überzeugungskraft von Band und Chor sprangen augenblicklich auf das Publikum über, das den ersten Applaus kaum beenden wollte.
Anerkennung von der Stadt München
Die Eröffnungsrede zu dem Konzert kam von Oswald Utz, dem Behindertenbeauftragten der Stad München und Mitglied des Münchener Stadtrates. Utz, selbst Rollstuhlfahrer, sprach von seinem Sitzplatz aus. Die Zuhörer konnten seine Rede über die große Projektionswand im Hintergrund der Bühne verfolgen. Er dankte ausdrücklich für die Einladung zu diesem Konzert im Rahmen des IKT 2014 in München und bekundete seine tiefe Anerkennung für das vielversprechende Musikkonzept.
"Faktor G" bereichere den Gedanken der Inklusion "Alle gehören dazu - immer und überall!" vor allem auf dem Gebiet der Kunst, hier speziell der Musik. Er sei stolz, dass die Neuapostolische Kirche dieses Projekt zum Thema "Leben mit Behinderung" hier in München präsentiere und wünsche eine weitere Durchdringung des Inklusionsgedankens auch im kirchlichen Kontext, so der weithin anerkannte Experte.
Sopransoli und als Zugabe der EJT Song
Zu einem besonderen Muntermacher-Applaus forderte Kathrin Schinski das Publikum auf, als sie zwei Sopransolo-Vorträge ankündigte. Die Zuhörer ließen sich nicht zweimal bitten. Nicole Dörfling ließ aufhorchen mit dem Vortrag von "Gut, dass wir einander haben" und Janine Müller sang: "Vom Anfang bis zum Ende hält Gott seine Hände über mir und über dir". Und der Refrain dieses Vortrages "Immer und überall, immer und überall, immer bin ich da" mündete in einen mächtigen Beifallssturm.
Band und Chor ließen sich durch den Beifall zu weiteren Höchstleistungen animieren. Die beiden Vorträge von "Herr, Du hast das All geschaffen" und "Unser Gott ist ein mächtiger Gott" zeugten von der Überzeugungskraft und der tiefen Freude der jungen Künstler. Und mit "Keiner ist wie du", das von zarten Saxophon- und Trompetenklängen sowie dezentem Schlagzeug begleitet wurde, kam sogar eine Stimmung auf, die an die Stille einer Andacht erinnerte.
Die volle Dankbarkeit und Begeisterung des Publikums äußerte sich durch stehenden Applaus, als bei der Zugabe der 2009 zum Euopa-Jugendtag (EJT) uraufgeführte Jugendtagssong "Come to my Jesus" durch die Halle drang. Sigi Hänger, Komponist dieses Liedes, hatte eigens für die Besetzung von "Faktor G" ein Arrangement seines Liedes geschrieben.
"Faktor G" - nicht nur Name sondern Programm
"Faktor G" sei nicht nur ein griffiger Name für ein mutiges Projekt, so Kathrin Schinski, Initiatorin und musikalische Leiterin von "Faktor G", in einem Gespräch mit dem Filmteam vom Frankfurter Bischoff Verlag. "Faktor" stehe dafür, dass sich viele unterschiedliche musikalische Begabungen zu einem gesamten Klang multiplizierten. Und das "G" stehe für genau das, was dieses Ensemble so stark mache, nämlich für Gemeinschaft.
Sie wolle "Faktor G" als einen Beitrag der Kirche zur Inklusion verstehen. Wenn Inklusion das Ziel habe, dass auch Gemeindemitgliedern mit Behinderungen eine uneingeschränkte Teilhabe am Gemeindeleben gewährt werden solle und alle mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen dazugehören sollen, müsse das auch für die Musik gelten, so ihr Statement.
Gründung im Sommer 2013
Die Idee, solch ein Ensemble zu gründen, sei ihr bei der Mitwirkung beim Pop-Oratorium "Ich bin – Jesus in Wort und Wundern", gekommen, das anlässlich des Kirchentages der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen 2013 in Dortmund uraufgeführt wurde. Damals habe sie es als einen Mangel empfunden, dass jungendliche Teilnehmer mit Behinderungen an der Gestaltung des Pop-Oratoriums nicht beteiligt waren.
Im Sommer 2013 habe sie dann im Rahmen einer Sitzung des Lenkungsgremiums der Handicapped-Kids der Neuapostolischen Kirche in Nordrhein-Westfalen ihre Idee vorgestellt und sei zur Gründung einer entsprechenden Musikergruppe ermuntert worden. Aus dieser Idee sei nun solch ein mächtiges Projekt geworden, so Kathrin Schinski auch mit einem großen Dank an alle Unterstützer.
Begeisterter Bezirksapostel
Bezirksapostel Rainer Storck äußerte sich im Interview mit dem Kamerateam des Bischoff Verlages überwältigt von diesem Konzert. "Sie kommen so authentisch herüber mit ihrem Vortrag, weil diese Menschen sich gar nicht verstellen können. Sie sind einfach so wie sie sind, und das macht sie so liebenswürdig", gab er seinen Eindruck wieder.
Der Bezirksapostel hatte über einige Jahre die Betreuung der nordrhein-westfälischen "Handicapped Kids" verantwortet. Die Seelsorge an diesen seinen Glaubensgeschwistern sei ihm sehr ans Herz gewachsen, so ergänzte er seine Aussage.
"Faktor G" - ein Projekt mit Zukunft
Apostel Wolfgang Schug, der diese Aufgabe seit der Ordination von Rainer Storck zum Bezirksapostel für Nordrhein-Westfalen übernommen hat, gab ebenfalls seiner Begeisterung Ausdruck: "Ich bin stolz, dass ich diese Arbeit aus den Händen des Bezirksapostels übernehmen konnte. In den wenigen Wochen, in denen ich das tue, beglückt mich diese Aufgabe", so sein Resümee. Und er sei sehr sicher, das "Faktor G" soviel Kraft habe, nicht nur zum IKT ein Ausrufungszeichen gesetzt zu haben. Das Projekt habe Zukunft und solle auf jeden Fall fortgesetzt werden.
Kathrin Schinski konnte diesem Gedanken viel Gutes abgewinnen. Es sei auch schon Nachwuchs für das Schlagzeug in Sicht, so gab sie augenzwinkernd zum Besten. Der siebenjährige Aaron, wie Oswald Utz an der Glasknochenkrankheit erkrankt und Rollstuhlfahrer, nehme bereits jetzt Schlagzeugunterricht und freue sich, wenn er in sieben Jahren zur Jugend zähle und mitspielen dürfe.
Die nächsten Auftritte wird "Faktor G" im Nachmittagsprogramm des diesjährigen nordrhein-westfälischen Jugendtags am Sonntag, 22. Juni 2014, in der Arena in Oberhausen und zum Gottesdienst für Menschen mit Behinderungen haben, der am Sonntag, 28. September 2014, traditionsgemäß in Gelsenkirchen-Resse-West stattfinden wird.
Faktor G begeistert beim IKT in München
18. Juni 2014
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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