
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Angola/Dortmund. Im zweiten Teil des Interviews berichten Bezirksapostelhelfer João Uanuque Misselo und Bezirksapostel Rainer Storck von der Arbeit der neuapostolischen Seelsorger in Angola, dem Verhältnis zu anderen Kirchen sowie der spürbaren Begeisterung der Gläubigen für ihre Kirche. Zudem geht es um das soziale Engagement der Neuapostolischen Kirche in dem südwestafrikanischen Land.
Bezirksapostel, die Neuapostolische Kirche verzeichnet in Angola eine stetig wachsende Zahl an Mitgliedern. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?
Bezirksapostel Storck: Der Hauptgrund ist, dass wir mittlerweile Geschwister haben, die in der dritten Generation neuapostolisch sind. Ich würde das als inneres Wachstum bezeichnen. Die jungen Menschen in unserer Kirche lernen sich kennen, heiraten einander, gründen Familien, und es werden Kinder geboren, die in unserer Kirche getauft und versiegelt werden. Das ist der Hauptgrund unseres Wachstums, wiewohl auch immer noch Menschen dazukommen, die auf der Suche nach einer geistigen Heimat sind. Diese Entwicklung wird sich auch weiter fortsetzen.
Die Neuapostolische Kirche ist in Angola schwerpunktmäßig von Seelsorgern aus Nordrhein-Westfalen verbreitet worden. Nun ist Nordrhein-Westfalen ja sehr weit weg von Angola. Ist das in Angola ein Thema?
Bezirksapostelhelfer Misselo: Früher wurde die Neuapostolische Kirche in Angola von vielen Menschen als „deutsche Kirche“ bezeichnet. Manche hatten deshalb sogar Bedenken, in die Kirche einzutreten. Es brauchte einige Zeit, bis wir erklärt hatten, wie die Zusammenhänge aussehen. Unsere Geschwister wissen heute, wie alles funktioniert, und sind sehr dankbar für alle Hilfe. Sie wissen auch, woher das Geld kommt, wenn Kirchen eingeweiht werden und wenn Dachplatten gekauft werden. Auch Bezirksapostel Brinkmann hat als Apostel immer gesagt: Das ist Hilfe von euren Glaubensgeschwistern aus Deutschland.
Bezirksapostel, soll der einheimische Bezirksapostelhelfer auch mit dafür sorgen, dass Angola insgesamt eigenständiger wird?
Bezirksapostel Storck: Mit Sicherheit eigenständig dergestalt, dass man immer mehr dahin kommt, sich selbst zu organisieren und sich selbst zu strukturieren. Die Opferbereitschaft in Angola ist sehr hoch, dennoch ist eine finanzielle Unabhängigkeit in absehbarer Zeit nicht in Sicht. Deshalb wird die gewachsene und enge Verbindung von Nordrhein-Westfalen nach Angola bis auf Weiteres mit Sicherheit noch bestehen bleiben.
Die beiden Länder sind weit weg voneinander. Sicherlich gibt es dadurch kulturelle Unterschiede. Vielleicht gibt es auch kirchlich andere Schwerpunkte. Wo sehen Sie Unterschiede zwischen den neuapostolischen Christen in Angola und in Nordrhein-Westfalen?
Bezirksapostel Storck: Die angolanischen Gemeinden leben von einer enormen Emotionalität und Begeisterungsfähigkeit, die wir hier in Europa so nicht mehr kennen. Das heißt nicht, dass man sich hier nicht begeistern lassen würde, aber dort wird es offensichtlich, die Menschen können das nicht verbergen. Man merkt in Angola auch sehr deutlich, dass die Geschwister stolz auf ihre Kirche sind. Dies zeigen sie auch gern nach außen hin, beispielsweise durch farbenprächtige Stoffe mit dem Emblem unserer Kirche.
Bezirksapostelhelfer Misselo: Auf geistlicher Ebene gibt es weder Distanz noch Unterschiede. Die Quelle dafür ist die Einheit der Apostel. Natürlich gibt es Unterschiede aufgrund äußerer Gegebenheiten: Im Landesinneren von Angola legen die Seelsorger teils weite Strecken zu Fuß zurück, um die Gemeinden zu betreuen. Auch die Musik klingt bei uns sicherlich anders, selbst wenn wir das Gleiche singen und damit Gott ehren.
Ist diese Begeisterung etwas speziell Neuapostolisches oder findet man sie auch in den anderen christlichen Kirchen?
Bezirksapostelhelfer Misselo: Die Neuapostolische Kirche hat sich in den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt, sodass sie heute, insbesondere auch für Jugendliche, attraktiv ist. Gerade die jungen Gläubigen bringen viel Begeisterung mit. Auch wenn ich in unsere Nachbarländer Sambia und Kongo schaue, muss ich sagen: Unsere Kirche hat einen besonderen, eigenen Enthusiasmus.
Die Neuapostolische Kirche ist in Angola auch im sozialen Bereich engagiert. Welche Einrichtungen unterstützen wir und was wird dort getan?
Bezirksapostelhelfer Misselo: In Moxico haben wir ein großes landwirtschaftliches Projekt mit etwa 15 fest angestellten Mitarbeitern und vielen Saisonkräften. Wir haben in diesem Jahr 30 Hektar Mais angebaut. Von den Erträgen daraus sowie der Viehzucht versorgen wir mehrere Familien. Wir bemühen uns, die Produktion zu erhöhen und weiteres Land zu kultivieren.
Dann haben wir in der Provinz Huíla, in der Stadt Matala, eine Schule, in der auch Krankenpfleger berufsschulmäßig ausgebildet werden. Das funktioniert sehr gut. Derzeit planen wir eine Modernisierung des seit vielen Jahren bestehenden Medizinzentrums in Luanda Corimba. In den Provinzen Uíge und Malanje gibt es Schulen, die wir weiterentwickeln wollen.
Die Projekte werden also von der Kirche finanziert und tragen sich selbst?
Bezirksapostelhelfer Misselo: Meist ist es so, dass die Kirche Gelände und Gebäude zur Verfügung stellt und eine Anschubfinanzierung leistet. Sehr dankbar sind wir auch für die Hilfen von NAK-karitativ. Ziel ist jeweils die wirtschaftliche Selbstständigkeit. Beispielsweise werden vom Schulgeld in Matala nicht nur die Lehrkräfte bezahlt, das College zahlt der Kirche auch Miete für die Nutzung des Gebäudes. Dadurch können wir weitere Projekte unterstützen.
Bezirksapostel, welche zusätzlichen Aufgaben kommen auf Apostel Misselo als Bezirksapostelhelfer zu?
Bezirksapostel Storck: Zum einen ist er nun Mitglied der Internationalen Bezirksapostelversammlung. Er untersteht stimmrechtlich dem Bezirksapostel, wird sich aber mit seinen Erfahrungen einbringen. Es wird sicherlich auch Einladungen vom Stammapostel in andere afrikanische Länder geben. Dies wird zu einer stärkeren Vernetzung der afrikanischen Länder und Gebietskirchen führen. Sicherlich wird er mich nicht zuletzt auch in strategischen Entscheidungen und Überlegungen unterstützen.
Apostel, was nehmen Sie von Ihrem Besuch in Europa mit nach Hause?
Bezirksapostelhelfer Misselo: Natürlich nehme ich viele Gedanken und Anregungen von unserem Stammapostel mit. Beeindruckt haben mich jedoch auch hier in Europa die große Freude und das Engagement meiner Glaubensgeschwister für ihre Kirche und die Sache unseres Gottes. Das werde ich auch in die Gemeinden in Angola hineintragen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mehr als eine Woche weilte Bezirksapostelhelfer João Uanuque Misselo in Euopa. Anlass für den Besuch waren die Internationale Bezirksapostelversammlung in Zürich sowie Besprechungen in der Kirchenverwaltung in Dortmund. Am Donnerstag, den 19. März 2015 reiste der Apostel zurück nach Angola.
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