
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund/Bielefeld. "Einführung in die Theologie" heißt die Seminarreihe, die von der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen bereits im vierten Jahr angeboten wird. Jeweils zwei Veranstaltungen zum gleichen Thema finden jährlich statt. Am 6. Juni 2015 startete das diesjährige Angebot in der Bielefelder "Mensa" mit dem Thema "Das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche".
Die beiden studierten Theologen Carmen Jäger und Dr. Reinhard Kiefer führten durch die etwa fünfstündige Veranstaltung. Gut fünfzig Teilnehmer hatten sich angemeldet und waren nach Bielefeld gekommen.
Der Begriff "Geist" im Alten Testament
Carmen Jäger lud die Teilnehmer im ersten Teil des Seminars zu einer Betrachtung von Hinweisen auf "Heiliger Geist" im Alten Testament ein. Zweimal ist genau diese Wortverbindung zu lesen (Jesaja 63,10.11 und Psalm 51,13), allerdings nicht in der Bedeutung, wie sie sich erst im späteren Christentum herausbildete.
Insgesamt, so stellte Carmen Jäger heraus, sei im Alten Testament bei aller Vielfalt von Bibelstellen, in denen "Geist" erwähnt werde, kein einheitliches theologisches Konzept zu erkennen. Nicht einmal eine strikte Trennung zwischen profanem und theologischem Gebrauch des Begriffes sei festzumachen.
Die Kraft, die etwas in Bewegung versetzen kann
Der Ursprung dessen, was sich im Laufe der Geschichte des Alten und des Neuen Testamentes zu dem herausgebildet hat, was heute "Geist Gottes" und noch spezieller "Heiliger Geist" genannt wird, liegt im hebräischen Wort "ruach", das etwa "Wind, Atem“ bedeutet. "378 Mal taucht das Wort im Alten Testament auf, davon etwa 60-mal in Verbindung mit Gott“, wusste Carmen Jäger zu berichten.
Die Teilnehmer lernten, dass dieses Wort eigentlich Kraft bezeichnet, die Luft überhaupt erst wahrnehmbar macht, die Kraft, die etwas in Bewegung versetzen kann. Ihr Woher und Wohin bleibt im alttestamentlichen Befund eher rätselhaft, wird aber oft mit Gott in Verbindung gebracht.
Geisteskraft und göttliches Wirken
"Vielseitig ist diese Kraft", sagte die Theologin, so bringe sie Atemluft, Regen, aber auch Zerstörung und Dürre. Sehr oft bedeutet "ruach" aber auch Zorn und Gericht Gottes. "Man könnte es mit 'Wutschnauben' übersetzen", erläuterte sie. Und dann fast im Gegensatz dazu stehe die Bedeutung von "ruach", wenn es im Buch des Prediger vom „Haschen nach Wind“ heiße, einem Begriff für Nichtigkeit. (Prediger 1,14)
Ein weiterer Schritt in der Betrachtung von "Geist" im Alten Testament beschäftigte sich mit dem Zusammenhang von Geisteskraft und göttlichem Wirken. Menschen seien zeitweise, episodenhaft, mit dieser Kraft begabt gewesen. Erst im Königtum sei Geistgabe einem auserwählten Menschen bleibend vermittelt worden und war bezeichnender Weise an ein Amt gebunden.
Verknüpfung zum Neuen Testament
Besondere Bedeutung gewinne "Geist Gottes" dann in den messianischen Texten Jesajas und Hesekiels: Der Messias ist durch den Geist mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet (Jesaja 11). Bei Joel gar ist geweissagt, dass das ganze Volk geistbegabt sein wird – allen sozialen Unterschieden zum Trotz (Joel 3,1.2).
An dieser Stelle gelingt im Seminar der Sprung ins Neue Testament. Die genannte Joelstelle ist das bekannte Wort, das Petrus in seiner Pfingstpredigt zitiert.
Geist initiiert Entwicklung der Kirche.
Im zweiten Teil widmete Carmen Jäger sich der Betrachtung des Neuen Testamentes. Nach einigen Erläuterungen der Bedeutung von "Geist" - das hebräische "ruach" ist dem griechischen "pneuma" (Hauch, Atem, Duft) gewichen - im Markus- und Matthäus-Evangelium teilte sich das Plenum in drei Arbeitsgruppen, die die Vorstellungen von "Geist Gottes" bei Lukas, Johannes und Paulus erarbeiteten.
Sind bei Markus und Matthäus noch eine große Nähe zum Alten Testament zu diagnostizieren, kommen bei Lukas und Johannes neue Aspekte dazu. Bei Lukas sind die Berichte über das Pfingstwunder verbrieft (Apostelgeschichte 2) und die beginnende Missionstätigkeit und ihre Ausweitung auf die Heiden beschrieben (Apostelgeschichte 10,44-48) Der Geist initiiert somit die Entwicklung der Kirche.
Ein Ahnen von der Dreieinigkeit Gottes
Bei Johannes dann wirkt Geist nach Jesu Auferstehung als eigenständige Größe. Christus selbst verheißt ihn als Paraklet, als Tröster, Anwalt, Lehrer, Mahner und Jesus-Erinnerer. Es ist zwar noch keine Trinitätslehre formuliert, aber doch schon ein dynamisches Verhältnis zwischen Vater, Sohn Geist angedeutet.
Auch bei Paulus ist noch keine Trinitätslehre vorhanden. Der Geist ist die Gegenwart des Christus in der Gemeinde und bewirkt somit das Heilshandeln Gottes. Paulus stellt einen deutlichen Zusammenhang von Geist, Sohn und Gott dar, der sich in der frühen Kirchengeschichte zur Trinitätslehre verfestigen sollte.
Gottheit des Heiligen Geistes
Im dritten Teil des Seminars griff Dr. Reinhard Kiefer den bisherigen Befund auf und beschrieb noch einmal die Personalität des Parakleten. "Er ist der Kommende, der Redende und der an Christi statt Handelnde", so seine Aussage.
In seinen dogmatischen Aussagen zum Heiligen Geist nahm Reinhard Kiefer seine Zuhörer mit auf die Reise durch die Kirchengeschichte, in deren Verlauf sich die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes, die sogenannte Trinitätslehre, bildete und verfestigte. Im Konzil zu Konstantinopel (381) wurde die Gottheit des Heiligen Geistes als Lehraussage festgeschrieben und die Wesensgleichheit der drei Personen der Trinität formuliert.
Kirche und Heiliger Geist gehören zusammen
Letztlich ging es beim Vortrag von Kiefer um die Beschreibung der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in der Kirche im Allgemeinen und in den Sakramenten im Besonderen.
Eine seiner Kernaussagen: Kirche und Heiliger Geist gehören zusammen, denn erst ab Pfingsten kann man von Kirche sprechen. Er ist Gottes unmittelbar erfahrbare Gegenwart in der Kirche und geleitet die Kirche durch die Zeit.
Wiederholung des Seminars im November
Eine Wiederholung des Seminars wird es am 14. November 2015 im Gemeinschaftszentrum Dortmund (GZD) geben. Anmeldungen dazu sind über das Fortbildungsportal der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen möglich.
Theologisches Seminar in Bielefeld
19. Juni 2015
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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