
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund. Im Rahmen des Jubiläumskonzertes anlässlich 25 Jahre Orchestermusik in Nordrhein-Westfalen am 10. Dezember 2006 in Velbert konnte Günter Lohsträter für nak-nrw.de ein Interview mit Hilmar Krause führen. Seit über vierzig Jahren ist er als Dirigent und geschätzter Musikexperte in Diensten der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen ehrenamtlich tätig.
Nach dem Konzert gab er auf die Fragen von nak-nrw.de bereitwillig Auskunft.
G.L. Herzlichen Dank zunächst für das gelungene Jubiläumskonzert. Im Programm war zu lesen, dass an demselben Ort mit einem Chor aus denselben Gemeinden, mit demselben Orchester und unter derselben Leitung in etwas dasselbe Programm aufgeführt wurde, wie vor 25 Jahren.
Wie viele Musiker aus der Zeit von vor 25 Jahren sind denn außer Ihnen als Dirigent noch aktiv in Chor und Orchester tätig? Wie ist insgesamt die Entwicklung der Aktiven in Ihren Ensembles?
H.K. Mit gut 40 Musikern war dieses Bereichsorchester bereits zu Beginn vor 25 Jahren das größte in NRW. Damals machten die Bezirke Velbert und Wuppertal noch gemeinsam den Bezirk Wuppertal aus. Und es ist wohl noch heute so, dass das jetzige Velberter Orchester das einzige ist, das seine Musiker aus einem einzigen Bezirk rekrutiert.
Zehn aktive Orchestermitglieder sind noch dabei, die auch schon vor 25 Jahren mitgewirkt haben. Die anderen haben sicherlich als Zuhörer das heutige Konzert erlebt. Im Bereich der Gemeindechöre sind noch mehr Aktive aus jener Zeit dabei. So etwa dreißig Sängerinnen und Sänger müssten das sein. Der Chor ist aber insgesamt von einst 120 Mitgliedern auf knapp 80 geschrumpft.
G.L. Sie waren von Anfang an dabei. Erinnern Sie sich noch an die Beweggründe, die zur Orchestergründung führten? Wie haben Sie die Musiker zusammengerufen?
H.K. Ich kam erst etwa ein halbes Jahr später dazu. Doch ich weiß, dass der Wunsch von der Kirchenleitung ausging. Orchestermusik zu einem der traditionellen Jugendtage in der Westfalenhalle war gefragt. Und bei den Überlegungen, woher denn welches Orchester auszuleihen sei, kam die Idee von Friedhelm Deis, doch in NRW "etwas Eigenes" auf die Beine zu stellen. Bezirksapostel Hermann Engelauf war sofort von dieser Idee angetan.
Dann begann es mit den üblichen Wegen über die Bekanntmachung dieses Wunsches in den Gemeinden hin bis zu einer Einladung zu einer ersten Probe nach Essen-Mitte. Friedhelm Deis konnte zu dieser ersten Orchesterprobe über 70 Musiker begrüßen.
Ich kam zu dieser Arbeit erst nach dem Jugendtag 1981, wo das Orchester seine Premiere gefeiert hatte. Und zwar, als das Orchester in ein West- und ein Ost-Orchester aufgeteilt wurde und ein zweiter Orchesterleiter gebraucht wurde.
G.L. Von Friedhelm Deis ist mir bekannt, dass er Schulmusiker war, an einem Hattinger Gymnasium tätig war und die Musikschule Hattingen zu einer festen Größe in seiner Stadt geformt hat. Ihr musikalisches Engagement ist sicher genauso gut fundiert. Geben Sie unseren Lesern doch bitte ein paar detaillierte Infos über sich!
H.K. Das ist ganz interessant. Man könnte Hattingen durch Heiligenhaus ersetzen - und schon wäre meine Geschichte erzählt. Kurzum: Ich bin nach meinem Musikstudium an der Musikhochschule in Köln auch an einem Gymnasium - in Heiligenhaus halt - als Musikpädagoge tätig gewesen. Nebenamtlich war ich mit dem Aufbau der Musikschule der Stadt Heiligenhaus beschäftigt. Später wendete sich die Gewichtung der Tätigkeit. Ich übernahm die Leitung der Musikschule der Stadt Heiligenhaus mit zuletzt 900 Schülerinnen und Schülern und war nebenamtlich am Gymnasium tätig.
G.L. Als "Stimme des Jugendtags" sind Sie zumindest der jüngeren Generation in NRW bekannt. Wie kamen Sie zu diesem Titel?
H.K. Das hing offenbar mit meiner Tätigkeit zusammen, an Jugendtagen die Ansagen der musikalischen Beiträge während der Festgottesdienste und der Feierstunden gemacht zu haben. Die Gruppe von Jugend-Online hat mich dann eines Tages so genannt. Und ich habe den Titel gerne angenommen.
G.L. Hilmar Krause und NRW Jugendtage - wie gehört das zusammen?
H.K. Sicherlich ist da ein Zusammenhang zu sehen, dass die Orchestermusik in NRW ja in seiner Entstehung auf einen Jugendtag zurückgeht. Seit Beginn dieser Arbeit haben Apostel Magney und ich - wenig später kam Wolfgang Lack dazu - jeweils die Musikprogramme für die Jugendtage zusammengestellt, Probentermine organisiert, Chöre eingeladen, die Orchester ausgewählt und was noch alles damit zusammenhing. So kam es zu dieser engen Verflechtung.
G.L. Gab es damals schon so etwas wie ein Musikteam in NRW? Oder ist das erst eine Erfindung neuerer Zeit?
H.K. Ein Team in der Ausprägung wie heute war es zu Beginn sicherlich nicht. So wie ja auch erst die Gewichtung der Musik und ihre Wertschätzung für den Gottesdienst und andere kirchliche Veranstaltungen in der Breite wachsen musste, ist auch erst im Laufe der Zeit solch ein Gremium gewachsen. Zu dritt ist es 1984 begonnen mit Apostel Magney, Wolfgang Lack und mir. Musikkommission NRW nannten wir uns. Apostel Magney war der Leiter dieses Gremiums - wenn man so will - und Wolfgang Lack war für die Chöre und ich für die Orchester zuständig. Das ist dann gewachsen. Die Fachberater Musik in den Bezirken und je Apostelbereich kamen dazu. Erste Dirigentenkurse wurden angeboten, Schulungsdirigenten ausersehen und so weiter und so weiter. Sie sehen, wir haben diese Arbeit nicht auf dem Reißbrett entworfen und dann in die Praxis umgesetzt, sondern sie ist gewachsen aus den täglichen Erfahrungen und auch aus der Erkenntnis, das eine gewisse Professionalisierung nötig ist, um auf Dauer den Ansprüchen von Musik in der Kirche gerecht zu werden.
G.L. Das ist sicher eine interessante Entwicklung, die ja auch noch nicht abgeschlossen ist.
H.K. Natürlich. Jetzt ist ein Musikteam tätig, das die Arbeit fortsetzt, nachdem Apostel Magney und ich nach langjähriger Tätigkeit in dieser Arbeit die Aufgaben in jüngere Hände gelegt haben.
G.L. Eine Frage grundsätzlicher Art möchte ich noch stellen. Wie stellen Sie sich Qualitätssicherung - Qualitätssteigerung auf musikalischem Gebiet, und hier vor allem bei der Orchestermusik vor. Gibt es da einen Diskrepanz zwischen - ich will das mal mit einem anderen Bild beschreiben - "Spitzensport" und "Breitensport"?
H.K. Das ist ein ganz besonderes Problemfeld, gewiss. Ich persönlich - ich bin Schulmusiker - lege den Schwerpunkt mehr auf die breite Arbeit in den Bezirken. Keine Elitechöre, keine Eliteorchester! Jeder der mag, soll mitmachen dürfen! Dabei muss ich immer wieder bereit sein, den Qualitätsanspruch zu relativieren, aber doch das bestmögliche zu realisieren. Ein weites Feld. Da bleiben sicherlich auch zukünftige Entwicklungen abzuwarten.
G.L. Noch ein Schlusswort vielleicht aus Ihrem Munde. Seit über vierzig Jahren sind Sie nun als Musiker in verschiedensten Aufgaben für die Kirche tätig. Ist da vielleicht noch ein Appell, den Sie gerne loswerden möchten?
H.K. Das ist gar nicht so einfach. Ich möchte ermuntern. Die jungen Leute möchte ich ermuntern zu Engagement und Opferbereitschaft für die wichtige Sache "Musik in der Kirche". Wenn die Jugend nicht mitmacht, können wir nicht halten was wir haben! Das muss unser aller Mühen sein, diese Motivation zu schaffen.
G.L. Ich bedanke mich herzlich für die Redaktion von nak-nrw.de für dieses Interview.
Hilmar Krause im Jubiläumskonzert
15. Dezember 2006
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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