
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Velbert. Eigentlich sollte Bezirksapostel Rainer Storck den Gottesdienst am Entschlafenen-Sonntag in Velbert halten – im Beisein der Apostel und Bischöfe aus Westdeutschland. Überraschend schritt dann jedoch Stammapostel Jean-Luc Schneider zum Altar. Seine Reise nach Sambia war abgesagt worden.
Grundlage für den Gottesdienst am 4. Juli 2021 war das Bibelwort aus Matthäus 12,19-21: „Er wird nicht streiten noch schreien, und man wird seine Stimme nicht hören auf den Gassen; das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Recht zum Sieg führt; und die Völker werden auf seinen Namen hoffen.“
Das geknickte Rohr nicht zerbrechen
Von den Pharisäern konfrontiert, zitierte Jesus damals ein bekanntes Wort des Propheten Jesaja. Dieser hatte es an das im Exil in Babylon lebende Volk Israel gerichtet, um es zu trösten. Aus der Sicht Jesu steht das geknickte (Schilf-)Rohr für die Armen, die Verlassenen. Die Botschaft des Sohnes Gottes: Ihr seid von den Menschen verworfen, aber ich will euch nicht vernachlässigen. Gott sage ihnen: „Für mich bist du so viel wert, dass ich meinen Sohn für dich gegeben habe.“
Wie ein Schilfrohr im Wind seien andere Menschen heute verwirrt und orientierungslos. „Sie haben so viele Informationen und Theorien, dass sie nicht mehr wissen, was wahr und was nicht wahr ist.“ Dies treffe auch geschulte Menschen. „Und dann kommen sie so weit, dass sie niemandem mehr vertrauen – weder dem Staat, den Medien oder der Familie“, so der Stammapostel. Jesus sage auch ihnen: „Mir kannst du vertrauen, ich bin die Wahrheit, ich werde dich nie enttäuschen.“
Den glimmenden Docht nicht auslöschen
Im zweiten Teil der Predigt ging der Stammapostel auf den glimmenden Docht ein, der ein Bild für den christlichen Glauben sei. „Viele Christen heute sind nur noch ein glimmender Docht. Es glüht noch, aber kann jeden Moment ausgehen.“
Dies liege unter anderem daran, dass Glaube zur Tradition ohne Werke geworden sei, führte der Stammapostel aus. Der Glaube an Jesus Christus bestimme das tägliche Leben nicht mehr. „Viele glauben noch an Jesus Christus in der Bibel, aber kaum noch an ein Leben nach dem Tod und die Wiederkunft des Sohnes Gottes.“ Dies führe dazu, dass noch ein wenig Glaube da sei, aber die erste Liebe verlorengegangen sei. „Ein Glaube ohne Liebe ist ein toter Glaube“, konstatierte der Stammapostel.
Jesus wolle den glimmenden Docht nicht auslöschen, führte er weiter aus. Er gebe niemanden auf. „Das ist ein gewaltiger Trost. Es ist noch Gnadenzeit.“
Es kommt auf die Bereitschaft und Liebe an
Für die Christen gelte es, dem Ruf Gottes zu folgen, sich formen und leiten zu lassen. „Du bist ein Werkzeug Gottes. Er wird Großes durch die Schwachen tun“, so der Stammapostel. „Es kommt nicht auf deine Kapazität an, sondern deine Bereitschaft.“
Auch Bezirksapostel Rainer Storck ging in seinem Predigtbeitrag auf die Liebe ein: „In einem glimmenden Docht ist noch Leben. Mit der Liebe kann man das Licht wieder zum Brennen bringen.“ Apostel Franz-Wilhelm Otten thematisierte in seinem Predigtbeitrag den Umgang zwischen den Menschen: „Es steht uns Menschen nicht zu, andere zu verurteilen.“ Jesus habe für jeden Einzelnen seine ganze Liebe bewiesen. „Wenn diese Liebe in den Gemeinden vorhanden ist und gelebt wird, dann können wir dazu beitragen, dass ein glimmender Docht wieder aufbrennt.“
Sakramente für Verstorbene
Nach der Feier des Heiligen Abendmahls spendete der Stammapostel die Sakramente für die Entschlafenen: die Heilige Wassertaufe, die Heilige Versiegelung sowie das Heilige Abendmahl. Er vollzog die Handlungen an zwei Amtsträgern: Stellvertretend für die Seelen aus dem Jenseits empfingen Bischof Ulrich Götte (Bereich Nordost) und Bezirksältester Udo Busch (Bezirk Velbert) die Wasser- und Geistestaufe sowie Leib und Blut Christi.
Der Gottesdienst in Velbert wurde via IPTV auf weitere Gemeinden im Kirchenbezirk übertragen. Zudem konnten Mitglieder aus dem Kirchenbezirk ihn per YouTube-Livestream mitverfolgen.
Reisen nach Afrika abgesagt
Möglich wurde der Überraschungsbesuch des Stammapostels durch die Absage einer geplanten Reise nach Sambia. Dort hatte sich die Situation durch die Virusvariante so verschlimmert, dass ihm die Einreise trotz Impfung und Visum nicht gestattet wurde.
Nach dem Gottesdienst berichtete der Stammapostel, dass auch sein geplanter Besuch im Kongo nicht stattfinden kann. Auf dem Reiseplan stand unter anderem ein Gottesdienst in Mbuji-Mayi im Süden des Landes. Die Region war in den vergangenen Jahren wiederholt von Krisen getroffen. „Es geht nichts mehr. Die Leute haben einfach nichts mehr.“ Und nun komme COVID 19 noch dazu und viele Menschen würden sterben.
Am Glauben festhalten
„Das ist jetzt nur ein Beispiel. Ich könnte viele andere nennen“, sagte der Stammapostel in Velbert. Denn: „Es gibt wirklich noch viele, viele Enttäuschungen, auf die wir keine Antwort haben.“
Aber: „Der Glaube sagt: ‚Dennoch glaube ich, dass Gott mich liebt.‘ Lasst uns an diesem Glauben festhalten.“
Gottesdienst für Entschlafene in Velbert: Der Stammapostel spendet die Sakramente für Entschlafene
7. Juli 2021
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Felix Schwanke
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