
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Westdeutschland. Vertreter verschiedener Kirchen und ökumenischer Organisationen kamen am Donnerstag, dem 28. April 2022 in Frankfurt zusammen, um Apostel i.R. Volker Kühnle (Süddeutschland) zu verabschieden. Er übergab die Leitung der kirchlichen ökumenischen Arbeitsgruppe an Bischof Jürgen Kramer (Westdeutschland).
22 Jahre lang leitete Apostel Volker Kühnle die Arbeitsgruppe „Ökumene“ der Neuapostolischen Kirche International. Offizieller Titel seit 2011: „Kontakte zu Konfessionen und Religionen“. Anlässlich des Wechsels in der Leitung der Arbeitsgruppe hatte die Kirche Weggefährten des Apostels sowie Gesprächspartner aus dem kirchlichen und ökumenischen Bereich zu einem Empfang in die Kirche Frankfurt-Nord eingeladen. Und diese kamen zahlreich.
Alles hat seine Zeit
Einleitend zur Andacht las Dr. Verena Hammes, Geschäftsführerin der ACK Deutschland, aus Prediger 3 die Ausführungen zu „Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit“. Bischof Peter Johanning ging im Anschluss in einem geistlichen Beitrag auf den Wandel und veränderte Rahmenbedingungen für die Kirchen ein. Die aktuelle Krise des Christentums in Europa dürfe nicht dazu führen, dass der missionarische Impuls als unzeitgemäß empfunden werde und man lieber unter sich bleibe. Hier leiste die Ökumene einen wichtigen Beitrag zur Verbundenheit – über eigene Grenzen hinaus.
Schließlich leitete Bischof Johanning, Projektmanager der Arbeitsgruppe „Kontakte zu Konfessionen und Religionen“ über zu Apostel i.R. Volker Kühnle. Dieser habe den Wandel in der Neuapostolischen Kirche erlebt und in seiner ganz eigenen Art mitgesteuert. „Gäbe es einen Ökumene-Preis: Du hättest ihn gewonnen“, wandte er sich an seinen langjährigen Weggefährten.
Start 1999 in Zürich
Dann ergriff Apostel Kühnle das Wort und erinnerte an besondere Momente in 22 Jahren ökumenischer Arbeit in der Neuapostolischen Kirche. „Wir haben uns auf den Weg gemacht und dabei viel erlebt“, so der 69-Jährige.
Begonnen habe alles im Oktober 1999 mit einer Einladung nach Zürich. Der damalige Stammapostel Richard Fehr überraschte seine Besucher, darunter auch die Bezirksapostel Wilfried Klingler und Hagen Wend, mit der Feststellung, es sei an der Zeit, das Verhältnis der Kirche zur Ökumene zu überdenken. Die neue Arbeitsgruppe Ökumene erhielt den Auftrag, die Verträglichkeit wesentlicher Lehraussagen mit der Ökumene zu prüfen.
Spannende Lernphase
„Mit dem Segen der Kirchenleitung, vielen Gebeten und großer Glaubenszuversicht legten wir unbekümmert los“, berichtet Apostel Kühnle. Für die Mitglieder der Gruppe habe dann bei Begegnungen mit Theologen anderer Konfessionen, der Teilnahme an Tagungen eine spannende Lernphase begonnen. Dabei erlebten sie teils „argwöhnische Zurückhaltung“ – von anderen Kirchen, aber auch innerkirchlich. „Mut machte uns der spürbare Wille von allen Seiten, aus Fehlern zu lernen, eingetretene Entwicklungen positiv wahrzunehmen und Chancen für die Zukunft zu entdecken.“
In den darauffolgenden Jahren folgten wichtige Schritte: 2006 das überarbeitete Verständnis von Taufe und Heil, 2010 ein erweitertes Kirchenverständnis und 2012 die Veröffentlichung des Katechismus. „Damit wurden Skepsis und viele Vorbehalte hinfällig“, resümierte Apostel Kühnle.
Regionale und überregionale Mitgestaltung
Ab 2007 folgten dann eine Vielzahl von ACK-Mitgliedschaften. Heute wirken über 350 deutsche Gemeinden in mehr als 150 lokalen ACK mit und die Kirche ist seit 2019 Gastmitglied in der ACK Deutschland.
Auch in anderen Ländern gibt es eine gute ökumenische Zusammenarbeit: In der Schweiz steht die Entscheidung über die Vollmitgliedschaft auf nationaler Ebene an. In Luxemburg war Apostel i.R. Clément Haeck 2021 Vorsitzender im Rat christlicher Kirchen.
Offizielle Übergabe
Bezirksapostel Rüdiger Krause, Mitglied der Koordinationsgruppe der Neuapostolischen Kirche International, übergab schließlich offiziell die Leitung der Gruppe an Bischof Jürgen Kramer. Der 56-Jährige ist Geschäftsführer des kircheneigenen Bischoff-Verlags und unterstützt Apostel Gert Opdenplatz im Bereich Süd der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland. Er dankte Apostel Kühnle dafür, dass sein Feuer viele Gemeindemitglieder für die ökumenische Arbeit begeistert habe. „Nun genieße deinen Ruhestand. Unsere Dankbarkeit und unsere Gebete begleiten dich und deine Frau.“
Ein großes ökumenisches Gottesgeschenk
Dr. Albrecht Haizmann, seit vielen Jahren Geschäftsführer der ACK Baden-Württemberg, blickte in seinem Grußwort positiv auf die ökumenische Entwicklung der Neuapostolischen Kirche zurück. Für ihn selbst sei der lange Weg der gegenseitigen Annäherung das „größte ökumenische Gottesgeschenk“ seiner Tätigkeit als Geschäftsführer gewesen. „Dass sich jemand öffnet, dass sich etwas bewegt und verändert, dass wir uns verändern, dass Gemeinschaft entsteht, wo zuvor Trennung und Ausgrenzung da war – das ist groß!“ Das habe auch allen Beteiligten und der ACK gutgetan – auch der Ökumene auf Ortsebene.
„Vieles, was schwer auf den Weg gebracht werden musste, ist nun ein Selbstläufer und bringt reiche Früchte – und hier gilt unser Dank Gott.“
„Gespräche gesucht und gepflegt“
Pfarrer Dr. Reinhard Hempelmann, langjähriger Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), würdigte ebenfalls das „Langzeitprojekt“ des Brückenbauens zu anderen Kirchen. „Sie haben viele Kilometer zurückgelegt, damit Ihre Kirche den Weg nicht länger allein geht – mit Ausdauer, Charisma, ohne Scheu vor dem Aussprechen und Aushalten von Differenzen, mit diplomatischem Geschick, mit tiefer Verwurzelung in ihrer eigenen Tradition, mit Geduld sowie mit Leidenschaft für Begegnungen haben sie Gespräche und Austausch gesucht und gepflegt.“
Diese Haltung habe er in 27 Dienstjahren bei der Evangelischen Kirche in Deutschland und gut 20 Jahren bei der EZW bei keiner anderen religiösen Gemeinschaft in dieser Weise wahrnehmen können. „Bilder wechselseitiger Wahrnehmung wurden nicht nur erweitert, ergänzt und präzisiert, sondern auch korrigiert.“ Dies komme in der Kommunikation mit anderen Gemeinschaften selten vor – und dafür empfinde ich großen Respekt und Dank.
Bischof Jürgen Kramer, Bezirksapostel Rüdiger Krause und Apostel i.R. Volker Kühnle (v.l.)
3. Mai 2022
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Jessica Krämer
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