
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Westdeutschland. 1923 wurden zwei neue Apostel ordiniert, die den damaligen Stammapostel Hermann Niehaus bei der Betreuung der Gemeinden in Westfalen und im Rheinland unterstützen sollten: Die Apostel Dach und Magney. Ein Rückblick auf einen prägenden Tag.
Obwohl der 8. April 1923 ein kalter Frühlingstag mit Außentemperaturen von unter fünf Grad Celsius war, machten sich neben den Aposteln aus Europa auch viele neuapostolische Christen aus Nordrhein-Westfalen auf den Weg nach Bielefeld. Ein Raunen war durch den Bezirk gegangen: „Vater“ Niehaus, immerhin schon 75 Jahre alt, würde „sein Arbeitsfeld bestellen“ und Nachfolger ordinieren.
Gespannt warteten auch die Daheimgebliebenen, was ihnen berichtet würde: Vorankündigungen von Amtshandlungen und umfangreiche Bildberichte gab es damals noch nicht.
Zwei „Hilfsapostel“
Als Landwirt wusste Hermann Niehaus um die rechtzeitige Bestellung der Felder, und so hatte er sich entschieden, gleich zwei Bezirksältesten als Apostel zu ordinieren. Im Gottesdienst am 8. April 1923 führte der Stammapostel unter anderem aus: „Der liebe Gott hat mir seinen Willen gezeigt, und darauf gründet sich meine Handlung. Der Bezirksälteste Dach soll im unteren Bezirk als Hilfsapostel dienen. Diese Hilfe genügt aber noch nicht. Daher ist der Älteste Magney für den andern Teil des Bezirks als Hilfsapostel ausersehen. Nun bitte ich die bezeichneten Bezirksältesten vorzutreten."
Auf die Frage des Stammapostels, ob die Betreffenden gewillt seien, die auf sie gefallene Wahl anzunehmen, antworteten dieselben mit ‚Ja‘. Darauf folgten Gebet, Freisprache und Amtseinsetzung durch den Stammapostel.
Apostel Paul Dach
Paul Dach wurde am 18. Mai 1872 in ein begütertes Elternhaus in Düsseldorf hinein-geboren. Durch einen Bankzusammenbruch verlor die Familie über Nacht ihr gesamtes Vermögen. Bitterste Armut kehrte bei den Eltern und ihren neun Kindern ein. Paul musste den Besuch der höheren Schule beenden und erlernte einen kaufmännischen Beruf. Im Lehrbetrieb war er über 20 Jahre als Buchhalter tätig und wurde von seinem Chef mit Prokura ausgezeichnet.
Durch eine leibliche Schwester wurde er in einen Gottesdienst der Neuapostolischen Kirche eingeladen, der in der Gemeinde Ruhrort stattfand. 1893 wurde er aufgenommen und am 22. April 1894 von Apostel Menkhoff versiegelt. Wenige Monate später wurde er vom gleichen Apostel ins Evangelistenamt ordiniert und mit der Leitung der Gemeinde Düsseldorf beauftragt. Von Düsseldorf aus wurden in rascher Folge Gemeinden im Rheinland gegründet, sodass Stammapostel Niehaus am 6. März 1904 den Bezirk Düsseldorf gründete und Paul Dach zum Bezirksältesten ordinierte.
Apostel Hermann Dietrich Magney
Hermann Dietrich Magney wurde am 14. März 1875 in Dröschede bei Iserlohn als zweites von fünf Kindern geboren. Mit 14 Jahren lernte er die Neuapostolische Kirche kennen. 1891, er war 16 Jahre alt, wurde er durch Apostel Menkhoff versiegelt. Hermann Dietrich Magney erlernte das Schuhmacherhandwerk und betrieb als Meister in Hörde bei Dortmund eine Werkstatt. Aus seiner Ehe mit Auguste Lörch, die er 1900 schloss, gingen sieben Kinder hervor. Zu der Zeit trug er bereits das Priesteramt.
Im Jahr 1905 wurde Hermann D. Magney von Stammapostel Niehaus als Bezirksältester für den Bezirk Dortmund eingesetzt. 1907 zog er mit seiner Familie von Barop nach Dortmund. Hier hatte er in der Mallinckrodtstraße ein Haus mit einer Versammlungsstätte erbaut, wo bis zum Jahr 1930 die Gottesdienste stattfanden wurden.
Das Rheinland wird selbstständiger Apostelbezirk
Durch sein zunehmendes Alter fühlte sich Stammapostel Niehaus veranlasst, am 16. November 1926 die rheinischen Gemeinden zu einem eigenen Apostelbezirk zusammenzufassen und Apostel Paul Dach als Bezirksapostel zu ordinieren. Er selbst blieb neben seiner Aufgabe als Stammapostel auch Bezirksapostel für Westfalen, wobei er in Apostel Magney eine Stütze hatte.
Als er selbst im September 1930 in den Ruhestand trat und Stammapostel Bischoff die Führung der Neuapostolischen Kirche übernahm, empfing Hermann D. Magney in Berlin das Bezirksapostelamt für Westfalen.
Maßgeblich geprägt
In der furchtbaren Bombennacht, von der die Stadt Dortmund vom 4. auf den 5. Mai 1943 betroffen wurde, wurde auch die Neuapostolische Kirche mit angrenzenden Wohnhäusern völlig zerstört. In den Trümmern kamen auch Bezirksapostel Magney und einige Kirchenmitglieder ums Leben. Die Trauerfeier führte Bezirksapostel Kuhlen im Auftrag des Stammapostels durch und übernahm auch die vorläufige Leitung des Bezirks Westfalen.
Mitte der Dreißigerjahre zeichneten sich bei Apostel Dach gesundheitliche Beeinträchtigungen ab, weshalb er vorzeitig am 6. November 1938 in den Ruhestand versetzt wurde. Apostel i.R. Dach fand mit seiner Frau ein Zuhause in der Waldsiedlung Leverkusen-Schlebusch, wo er am 25. April 1955 verstarb. Die Trauerfeier wurde von Peter Kuhlen, zu dieser Zeit bereits Apostel der Apostolischen Gemeinschaft, durchgeführt.
Im Hinblick auf die Wirksamkeit der beiden Apostel kann gesagt werden, dass beide das Wachstum der Neuapostolischen Kirche in Nordrhein-Westfalen in den Zwanziger- und Dreißigerjahren maßgeblich unterstützt haben.
Stammapostel Niehaus (Mitte), Bezirksapostel Dach (links), Bezirksapostel Magney (rechts)
12. April 2023
Text:
Alfred Krempf
Fotos:
Bildarchiv
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