
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Westdeutschland/Ostwestfalen-Lippe. Als Hermann Niehaus 1848 – vor nunmehr 175 Jahren – in Steinhagen bei Bielefeld geboren wurde, war von einer neuapostolischen Gemeinde, geschweige denn von der Neuapostolischen Kirche noch keine Rede. Niemand konnte ahnen, dass er einmal die Leitung dieser Kirche übernehmen würde.
Die Geschichte des Hermann Niehaus, vom ersten Diakon einer neuapostolischen Gemeinde in Quelle/Steinhagen in Westfalen bis hin zum Stammapostel der Neuapostolischen Kirche, ist nicht denkbar ohne den Namen Friedrich Wilhelm Menkhoff zu erwähnen, dessen Erbe als Apostel er 1896 antreten sollte.
Religion an erster Stelle
Am 28. Juli 1848 erblickte Hermann Niehaus im bäuerlichen Ostwestfalen in Steinhagen bei Bielefeld das Licht der Welt. Das Leben in bescheidenen Verhältnissen in einem Elternhaus mit christlicher Prägung im protestantischen Umfeld machten seine Kinder- und Jugendzeit aus.
Seine Schulzeit verbrachte er in einer einklassigen Dorfschule. Bei den Fächern stand Religion an erster Stelle, daneben noch etwas Deutsch und Rechnen. Lesen und schreiben lernte er in der ostwestfälischen Form der niederdeutschen Mundart, da der unterrichtende Bauer selbst kein Hochdeutsch beherrschte. Der Religionsunterricht bestand allerdings nur im Auswendiglernen von Bibelversen und Liedtexten, was dem jungen Hermann gar nicht zusagte und zunächst eine Abneigung gegen Kirche förderte.
Wegen seines kränkelnden Vaters, der den Hof mehr schlecht als recht bestellen konnte, war er schon sehr früh gefordert, zum Unterhalt der Familie beizutragen. Seine handwerkliche Finesse und sein Fleiß trugen dazu bei, dass sich der zuvor wenig rentable kleine Hof zu einem blühenden Gutshof entwickeln konnte.
Menkhoff und Niehaus
Obwohl in der Schule Religion nicht sein Fach gewesen und er nach der Konfirmation auch kein großer Kirchgänger geworden war, zog es Hermann Niehaus im Sommer jeden Jahres in die Gottesdienste und Versammlungen des Pastors Menkhoff.
Friedrich Wilhelm Menkhoff, ein in den Niederlanden wirkender evangelisch-freikirchlicher Pastor kam jeweils in den Sommermonaten in seine ostwestfälische Heimat, um den Ortspfarrer in dessen Urlaub zu vertreten. Seine fesselnden Predigten begeisterten viele seiner Zeitgenossen – so auch den jungen Hermann Niehaus.
1867 kehrte Menkhoff auf Dauer in seine Heimat zurück. In Amsterdam hatte er sich von der apostolischen Idee begeistern lassen und war inzwischen von dem dort tätigen Apostel Schwartz versiegelt und als Evangelist in seine Heimat entsandt worden. Hier predigte er zunächst wie bisher den Mitgliedern des Queller Misssionsvereins und anderen gläubigen Menschen in Steinhagen und Quelle.
Da er apostolisches Gedankengut in seine Predigten einfließen ließ, trennte sich der Verein sehr bald von ihm. Damit verlor er auch das Wohlwollen seiner bisherigen Gönnerin, fortan in ihrem Haus Versammlungen durchzuführen. Über Nacht stand Menkhoff also ohne Versammlungsstätte da.
Gottesdienste im Hause Niehaus
Hermann Niehaus war es, der seinen Vater bewegen konnte, die Deele des Niehaus’schen Hofes – dem zentralen Raum des Bauernhauses – für künftige Versammlungen von Evangelist Menkhoff herzurichten. Einige aus rohen Holzbrettern zusammengezimmerte Bänke dienten als Sitzgelegenheiten. Alles trug den Stempel größter Armut, aber Menkhoff war sehr dankbar, nun wieder wirken zu können.
Im Jahre 1868 kam Apostel Schwartz erstmals nach Westfalen und konnte am 2. August 1868 in diesem bescheidenen Raum die Familie Niehaus und einige andere Personen versiegeln. Hermann Niehaus wurde zum Diakon gesetzt, Menkhoff diente als Vorsteher der jungen Gemeinde.
Auf nach Bielefeld
Anfang 1869 gelang es Evangelist Menkhoff eine Wohnung und eine Versammlungsstätte in Bielefeld zu finden. Fortan gab es also zwei Versammlungsorte in Ostwestfalen: Steinhagen und Bielefeld.
Als Diakon musste sich Hermann Niehaus auch um die finanziellen Dinge der Gemeinde kümmern. Dazu zählten die Mietzahlungen für die Versammlungsstätte in Bielefeld und der Lebensunterhalt ihres Vorstehers Menkhoff. Inzwischen war sein Hof aber so ertragreich geworden, dass er die Familie Menkhoff zum Großteil mit Erzeugnissen aus der eigenen Landwirtschaft versorgen konnte.
Bei seinem Besuch im Sommer 1869 konnte Apostel Schwartz im Gottesdienst in Bielefeld 100 Seelen versiegeln. Menkhoff empfing das Bischofsamt und Hermann Niehaus wurde zum Evangelisten gesetzt. Damit einher ging auch der Auftrag von Apostel Schwartz an Hermann Niehaus, die hochdeutsche Sprache zu erlernen.
Sechs Jahre nach der im Jahr 1863 in Hamburg gegründeten ersten neuapostolischen Gemeinde, war hier der Grundstein für die Neuapostolische Kirche in Westdeutschland gelegt.
Niehaus tritt das Erbe von Menkhoff an
Ab 1872 war Friedrich Wilhelm Menkhoff über 20 Jahre als Apostel für Westfalen und das Rheinland tätig. Im Jahr 1894 ordinierte er – im Zeichen seiner krankheitsbedingten fortschreitenden Dienstunfähigkeit – den zwischenzeitlich als Bezirksältesten für den Bielefelder Raum tätigen Hermann Niehaus zum Bischof.
Ab Anfang 1895 war es Menkhoff nicht mehr möglich, die Gemeinden zu bedienen. Nach der seinerzeitigen Regelung blieb ein Apostel aber bis zum Tode im Amt. Menkhoff bat deshalb Apostel Krebs aus Braunschweig, sich seines Bezirks anzunehmen.
Krebs übertrug bereits im März 1895 Hermann Niehaus das Stammbischofsamt. Damit war er bevollmächtigter Vertreter des dienstunfähigen Apostels. Drei Monate später verstarb Apostel Menkhoff. Nach einem weiteren Jahr der Betreuung des Apostelbezirks von Menkhoff durch Apostel Krebs ordinierte er Hermann Niehaus im Jahr 1896 als Apostel und Nachfolger Menkhoffs.
Viele Außenstehende trauten dem einfachen Landwirt Hermann Niehaus die Ausfüllung des Apostelamtes nicht zu. Sie wurden aber eines Besseren belehrt. Ausgestattet mit einem starken Willen, großem Organisationstalent und umfangreichem biblischen Wissen, das er sich bei Apostel Menkhoff angeeignet hatte, ging es tatsächlich vorwärts, was sich vor allem in der Zunahme des Wachstums von Mitgliedern und Gemeinden zeigte (Fortsetzung folgt).
Hermann Niehaus mit seiner ersten Frau
24. August 2023
Text:
Alfred Krempf,
Günter Lohsträter
Fotos:
Bildarchiv
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