
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund. Am Nachmittag des Vorsteher- und Familientags 2008 standen für die leitenden Seelsorger der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen Vorträge auf dem Programm. Für die Ehefrauen, die Kinder und Jugendlichen hatten die Organisatoren teils separate Beiträge im Angebot. Auch die Apostel der Gebietskirche beteiligten sich bei den Gruppen, für die sie seelsorgerisch verantwortlich sind.
Das Nachmittagsprogramm wurde mit einem Beitrag von Bezirksältester Dieter Kruse (Bielefeld) eröffnet. Der Professor für Angewandte Psychologie erläuterte unter dem Titel „Der Vorsteher und sein Familienleben – von den Minenfeldern des Glücks“ über die Herausforderungen, denen sich ein Gemeinde- und Bezirksvorsteher mit seiner Familie zu stellen hat. An diesem Vortrag nahmen auch die Ehefrauen der Amtsträger und ihre Kinder im Jugendalter teil.
Immer im Dienst
So stellte er heraus, dass Vorsteher rund um die Uhr beschäftigt seien, sich aber nicht aufteilen können. Ehefrauen wollten oftmals „einfach nur mehr Mann“. Die daraus resultierenden Probleme stellte Professor Kruse im Einzelnen vor und beschrieb einige Lösungswege: So würde in einigen Familien nur das beredet, was kritisierbar sei. Besser hingegen sei es, einen „negativen Punkt nur anzusprechen, wenn vorher drei positive besprochen wurden“.
Durch Höflichkeit in der Familie könnten viele Konflikte behoben werden. So sei ein Satz mit der Einleitung „Ihr Frauen ...“ grundsätzlich beleidigend und in den meisten Fällen sogar gänzlich falsch. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Männer doppelt soviel tratschen wie Frauen“, erklärte Kruse und erntete einigen Beifall. Mit der Erkundigung über das Wohlbefinden des Anderen starte die Höflichkeit und damit auch eine zufriedene Partnerschaft. Das Ziel seines Vortrages sah er darin, in jeder Partnerschaft „den Blick für die Bedürfnisse des anderen“ zu wecken.
"Die Gaben des Geistes"
Im Anschluss referierte Priester Reinhard Kiefer (Aachen) über „Die Gaben des Geistes“. Kiefer, studierter Theologe und promovierter Philologe, ist als Redakteur beim kircheneigenen Verlag Friedrich Bischoff in Frankfurt tätig. Dort verantwortet er die Herausgabe der „Leitgedanken zum Gottesdienst“, der Monatsschrift für die Amtsträger in der Neuapostolischen Kirche.
Im Mittelpunkt seines Vortrages standen Betrachtungen zum biblischen Befund von Gaben des Geistes und ihre Auswertung in Bezug auf ihre zeitliche und inhaltliche Wirkung. Dazu nutzte Dr. Kiefer die Aussagen des Apostels Paulus im zwölften Kapitel des 1. Korintherbriefes zu den verschiedenen Geistesgaben, wie sie sich in den urchristlichen Gemeinden äußerten. Für Paulus sei es einerseits wichtig gewesen, so Reinhard Kiefer, dass wohl alle Gaben aus dem einen Heiligen Geist hervorgehen, andererseits habe Paulus selbst aber schon die verschiedenen Gaben klassifiziert.
Von Weisheit und Erkenntnis reden
So seien Paulus jene Gaben des Geistes besonders erstrebenswert gewesen, die die christliche Gemeinde erbauen und das Evangelium bezeugen und weitertragen. Dazu zähle, so leitete Priester Kiefer aus dem genannten Korintherbrief ab, „von der Weisheit zu reden” als Rede von Christus, der dem Leben Sinn und Ziel verleiht, „von der Erkenntnis zu reden” als Rede vom göttlichen Heilsplan, und „Glaube“ als vorbehaltloses Vertrauen zu Gott (1. Korinther 12,8.9).
Weitere Gaben des Geistes, die für die christliche Kirche wichtig seien, seien die „prophetische Rede“ als öffentliches Bekenntnis zu Tod, Auferstehung und Wiederkunft Christi und die „Unterscheidung der Geister” als Erkennen von Geisteshaltungen, die mit dem Evangelium nicht vereinbar sind (1. Korinther 12, aus 10).
Gaben zur Erbauung der Gemeinden
Die von Paulus noch beschriebenen eher ekstatischen Gaben des Geistes wie die Zungenrede oder die Kraft Wunder zu tun seien eher zu bestimmten Zeiten aufgetreten, so am Anfang der Kirche und im Zusammenhang der Wiederbesetzung des Apostelamtes im 19. Jahrhundert.
Das Fazit des Vortrages: Die Gaben des Geistes äußern sich nicht zu allen Zeiten in gleicher Form, noch sind sie zu allen Zeiten gleichermaßen vorhanden. In der Gegenwart sollen vor allem die Gaben des Geistes angestrebt werden, die die Gemeinde erbauen und das Evangelium bezeugen und weitertragen.
Podiumsdiskussion für Ehefrauen
Parallel fand für die Ehefrauen der Vorsteher und Bezirksämter eine Podiumsdiskussion im benachbarten Saal statt. Auf der Bühne diskutierten acht Teilnehmerinnen unter der Moderation von Jutta Schwerdtfeger über das Thema „Die Rolle der Frau des Vorstehers in der Gemeinde“.
Ein Ergebnis: Bei vielen Frauen besteht Gesprächsbedarf und die Bereitschaft, den Dialog auf Bezirksebene fortzuführen. Ein Grund dafür lag auch in der Breite der Ansichten zum Thema. Allgemeines Ziel sei, darüber war sich die Mehrheit einig, dass die Ehefrau des Vorstehers als Motivationsträgerin am Gemeindeleben mitarbeitet und nicht nur die Kirche reinigt.
"Frauen im Neuen Testament"
Als Alternative zur Podiumsdiskussion bot Reinhard Kiefer für die Ehefrauen noch ein Bibel-Seminar zum Thema „Frauen im Neuen Testament“ an. In kleiner Runde nutzten die Frauen die Möglichkeit, theologische Fragen zu stellen und informierten sich über die vor allem nach der Kreuzigung Jesu hohe Anzahl an Berichten über Aktivitäten der damaligen Frauen, von denen die Bibel Zeugnis gibt.
„Frauen verkündigen in den Evangelien als erste die Botschaft von der Auferstehung Jesu“, wusste Reinhard Kiefer zu berichten. Eine weitere Erkenntnis: „Erst in den späten Schriften des Neuen Testaments wird die Rolle der Frau in der Gemeinde zurückgedrängt.“
Vortrag und Jugendstunde
Die Jugendlichen erlebten derweil im Konferenzzentrum der Westfalenhallen einen Vortrag von Apostel Wolfgang Schug mit dem Thema „Zugang zur Bibel“, gefolgt von einer Jugendstunde unter der Überschrift „Bekennen heute“. In Gruppen beschäftigten sich die Jugendlichen mit Unterstützung von Apostel Franz-Wilhelm Otten und Bezirksältester Frank Zisowski mit der Frage, wie Jugendliche heutzutage ihren Glauben bekennen und leben können. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten und ausführlichere Informationen sind auf der Jugend-Website Jugend-Online zu finden.
Für die jüngeren Kinder begann der Nachmittag mit einer „Sonntagsschule“. Auch hier beteiligte sich der für die Seelsorge dieser Altersgruppe zuständige Seelsorger der Gebietskirche: Apostel Wilhelm Hoyer saß mit am Tisch und bastelte, schnitt und klebte mit den Jüngsten. Anschließend lernten die Kinder einige Musikinstrumente kennen.
Sieg im Bibel-Quiz
Die älteren Kinder nahmen währenddessen an einem Bibel-Quiz teil und spielten um den Sieg gegen die zweite Gruppe – die Apostel Walter Schorr und Christian Schwerdtfeger sowie Bischof Karl-Erich Makulla.
Der Nachwuchs siegte schließlich – unter anderem auch Dank des „Telefon-Jokers“ in Form von Bezirksapostel Armin Brinkmann, der am Handy „auf Abruf“ stand. Als gemeinsamen Abschluss erlebten alle Kinder das Musical „Die Schrift an der Wand“ in einer gekürzten Fassung.
Seelsorge im Fokus
Im Hauptsaal informierte derweil die Gruppe „Fokus Seelsorge“ unter der Überschrift „Belastung - Überlastung - Entlastung“ die Gemeinde- und Bezirksvorsteher über ausgearbeitete Ergebnisse und die konkrete Umsetzung ihrer Arbeit, die mit einer Vorsteherbefragung im Mai 2006 begonnen hatte. Einige Maßnahmen seien bereits in die Praxis umgesetzt worden, so Priester Helmut Grüning, Sprecher der Gruppe. Dabei erinnerte er unter anderem an die Bezirkssonntage zur Bündelung von Bezirksaktivitäten, die sich mittlerweile in der Gebietskirche etabliert haben.
Der Wunsch nach verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten sei mit dem für Montag avisierten Start des neuen Informationsportals ESRA3 auf den Weg gebracht worden. Weitere Schwerpunkte der Präsentation waren ein Konzept zur Neustrukturierung der Beauftragungen sowie Hinweise zur Strukturierung von Ämterstunden, den monatlichen Treffen der Seelsorger auf Bezirks- und Gemeindeebene. Für die Zukunft sind jährliche Abfragen bei den Gemeindevorstehern geplant, um die Ergebnisse der vorgenommenen Änderungen mittelfristig beurteilen und weiter optimieren zu können.
Rundum gute Stimmung
Abschließend wies Bezirksapostel Armin Brinkmann noch auf eine Schulung für die Seelsorger in der zweiten Jahreshälfte hin. Künftig sollen die Diakone als Geistliche der Kirche stärker in die seelsorgerische Arbeit miteinbezogen werden. Des Weiteren machte der Bezirksapostel einige kurze Ausführungen zum Thema Gemeindezusammenlegungen. Hier wurden inzwischen Gespräche auf Apostelebene und mit den Bezirksämtern geführt. Die Zwischenergebnisse werden in den kommenden Monaten mit den Vorstehern und Gemeinden besprochen, so dass auf Grundlage der gemeinsamen Überlegungen in Kürze Entscheidungen getroffen werden können.
Zum Ausklang des ersten Vorsteher- und Familientags begeisterten die Kinder mit zwei kurzen Vorträgen aus dem Musical „Die Schrift an der Wand" die zum gemeinsamen Abschluss wieder in Halle 3a versammelten Teilnehmer. Danach beendete Bezirksapostel Brinkmann den Vorsteher- und Familientag mit Gebet. „Ich danke euch allen für diesen schönen Tag. Ich hatte den Eindruck: Es war eine rundum gute Stimmung“, so sein Fazit.
Vorsteher- und Familientag 2008
27. Mai 2008
Text:
Frank Schuldt
Fotos:
Frank Schuldt
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