
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund/Hochdahl. Das Gottesbild im Alten und Neuen Testament sowie aus der Sicht des Neuapostolischen Katechismus steht im Mittelpunkt des diesjährigen Fortbildungsangebotes „Einführung in die Theologie“. Zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich am Samstag, den 29. Juli 2017 dazu im Seminarzentrum der Kirche in Hochdahl eingefunden. Eine Wiederholung des Seminars ist für den 2. Dezember 2017 in Dortmund geplant.
Carmen Jäger und Dr. Reinhard Kiefer, beide theologisch ausgebildete Fachleute und schon seit 2011 als Team in der Seminarreihe zur Einführung in die Theologie tätig, führten die Teilnehmer durch die etwa fünfstündige Veranstaltung.
Was sagt das Bilderverbot über ein Gottesbild?
„Wir sprechen vom Gottesbild und kennen das Bilderverbot, wie es im 2. und 5. Buch Mose beschrieben wird“, eröffnete Carmen Jäger ihren Vortrag. Dort werde untersagt, Bilder von dem herzustellen, was Gott geschaffen hat: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel ist, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist“ (2. Mose 20, aus 4 sowie 5. Mose 5, aus 8) Und vor allem heiße es dort, so zitierte sie weiter: „Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“
Dieses Verbot müsse vor dem Hintergrund der Praxis der Götterverehrung bei den umliegenden Völkern gesehen werden, wo es üblicherweise Statuen und Bilder gab, die als Gottheiten angebetet wurden. So sagt es auch der Katechismus der Neuapostolischen Kirche: Durch den Glauben an den einen Gott und durch das hier ausgesprochene Bilderverbot hob sich das Volk Israel kultisch von den umgebenden Völkern ab.
Vorstellungen von Gottes Sein im Alten Testament
Natürlich habe es auch im Alten Testament Vorstellungen von Gott gegeben, die vor allem in Sprachbildern zum Ausdruck gebracht wurden. Und die Zuhörer erfuhren eine Fülle von Bildern, wie Gott in den Schriften des Alten Testamentes beschrieben wurde. Da ist die Rede von Gott als Löwe, der zerreißt, von ihm als Adler, der behütet, als Fels, Burg, auch als Mutter und Vater. Er wird bezeichnet als König, Herrscher und Richter, ebenso als Schöpfer und Töpfer. Nicht zuletzt beschreibt ihn auch seine Gegenwart als Wolken- und Feuersäule.
Carmen Jäger legte bei dieser Aufzählung Wert darauf, dass Gott nicht mit einem einzigen Bild beschrieben werden konnte. Und doch lasse sich in den Schriften des Alten Testamentes auch bei der Vielfalt der verschiedenen Beschreibungen Grundlegendes festmachen: Gott sei einer, er habe einen Namen und einen Körper, er handele in und an der Geschichte und er sei gerecht sowie barmherzig.
Der Mensch als „Bild Gottes“
Der Hinweis aus der Schöpfungsgeschichte „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, …“(1. Mose 1, aus 26) deute darauf hin, dass die Bibel von einem Menschenbild ausgeht, das von Gott her gedacht werde und nicht von einem Gottesbild, das vom Menschen her gedacht wird. „Gott hat keine menschliche Gestalt, aber der Mensch hat göttliche Gestalt“, so Carmen Jäger.
Hier verwies die Referentin noch einmal auf das sogenannte Bilderverbot. „Menschen können sich nicht wirklich ein Bild von Gott machen, aber Gott hat den Menschen nach seinem Bilde gestaltet - eine interessante Sicht der Dinge“; so die Referentin. Und weiter „Jeder Mensch ist ein Bild Gottes!“
Das Gottesbild aus Sicht des Neuen Testamentes
Im letzten Teil ihres Vortrags beleuchtete Carmen Jäger, wie Gott im Neuen Testament gesehen werde. Es sei durchaus nicht verwunderlich, dass alle Bilder im Neuen Testament aus der jüdischen Tradition stammten, durchaus verknüpft mit Vorstellungen aus der seinerzeit vorherrschenden griechischen Kultur.
Wichtig sei jedoch, dass diese Bilder nun von Jesus Christus her gedacht wurden: Er, der Sohn Gottes, und Gott, sein Vater. Zur Verdeutlichung führte sie ein Zitat aus dem Petrusbrief an: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ (1. Petrus 1,3) Der hebräische Urtext benutze hier verschiedene Begriffe für „Gott“ und „Herr“, die auch in der griechischen Übersetzung mit „theos“ für Gott und „kyrios“ für Herr unterschieden würden.
Und „kyrios“ stehe genau für den Namen Gottes, mit dem Gott sich selbst am brennenden Busch dem Mose vorgestellt hatte: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ (2. Mose 3,14)
Gottes Sein hat sich also dem Sohn mitgeteilt, der Titel „Herr“ wird auf Jesus übertragen, Vater und Sohn sind eins. Carmen Jäger machte jedoch gleichzeitig deutlich, dass im Neuen Testament noch keine Trinitätslehre angelegt sei, wie sie später von den Kirchenvätern formuliert wurde.
Das Wesen Gottes
Evangelist Kiefer wendete sich in seinen anschließenden Betrachtungen den Merkmalen des Wesens Gottes zu und hielt sich weitestgehend an Aussagen des Neuapostolischen Katechismus: Gott sei der Eine, der Einzige, der Heilige, der Allmächtige, der Ewige, der Liebende, der Gnädige, der Gerechte, der Vollkommene.
„Gott ist nicht unbekannt, auch nicht verborgen; er neigt sich den Menschen zu, spricht zu ihnen und gewährt ihnen, zu ihm zu sprechen“, fügte Evangelist Kiefer noch an.
Sein Vortrag erläuterte Stück für Stück ausführlich die genannten Wesensmerkmale, kam auch auf die Trinitätslehre zu sprechen und resümierte: “Die Beschreibung von göttlichen Wesensmerkmalen will die Vollkommenheit und Absolutheit Gottes zum Ausdruck bringen, doch müssen jegliche aus der menschlichen Erfahrungswelt entlehnten Begriffe hinter der Wirklichkeit Gottes zurückbleiben.“
Seminar "Einführung in die Theologie" mit Carmen Jäger und Dr. Reinhard Kiefer
21. August 2017
Text:
Günter Lohsträter
Fotos:
Günter Lohsträter
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