
Neuapostolische Kirche
Westdeutschland
Dortmund/Hochdahl. Gut dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich am Samstag, den 24. September 2016 auf den Weg in das Seminarzentrum der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen in Hochdahl gemacht. Ihr Interesse galt dem Thema „Sieg gegen das Böse“, das im Rahmen der von der Gebietskirche angebotenen Seminarreihe für Amtsträger, Lehrkräfte und interessierte Kirchenmitglieder zur Einführung in die Theologie stattfand.
Durch die fünfstündige Veranstaltung führten Carmen Jäger und Dr. Reinhard Kiefer, beide theologisch ausgebildete Fachleute und schon seit 2011 als Team in der Seminarreihe zur Einführung in die Theologie tätig.
Was ist das Böse und woher kommt es?
Das Böse ist in unserer Welt allgegenwärtig“ mag eine allgemein gültige Feststellung sein. Doch was meinen die Menschen, wenn vom „Bösen“ die Rede ist? Und was meint die Bibel damit? Gibt es da Unterschiede, und gibt es womöglich Differenzierungen in der Betrachtung des Alten und des Neuen Testaments? Und woher kommt es überhaupt, das Böse? Lauter spannende Fragen, mit denen sich die Seminarteilnehmer beschäftigten.
Während Carmen Jäger sich im ersten Teil des Seminars dem Verständnis des Bösen als Begriff aus Sicht des Alten Testaments und in der Verwendung seiner Bedeutung im Neuen Testament zuwandte, kam Reinhard Kiefer auf das Problem der Theodizee zu sprechen. Theodizee (altgriechisch von „theos“ für Gott und „dike“ für Gerechtigkeit) meint verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie es trotz der Gerechtigkeit, der Allmacht und der Güte Gottes denkbar sei, dass auch Böses in der Welt ist.
Das Böse im Verständnis des Alten Testaments
Carmen Jäger bemühte in ihren Ausführungen eine Fülle von Textstellen aus dem Alten Testament und der apokryphen Literatur, mit denen sie verdeutlichte, dass das Böse zunächst noch nicht als eine moralische Instanz verstanden wurde. Die Sprechweise des Alten Testamentes wurde von Erfahrungen des alltäglichen Lebens geprägt.
So überwog auch die Formulierung, dass jemand einem anderen etwas Böses antut. Nicht so sehr sei davon gesprochen worden, dass jemand böse ist, so die Referentin.
Im Neuen Testament ist Satan Widersacher Gottes
Im Neuen Testament wird der Böse als Widersacher Gottes verstanden, der den Menschen dazu bringt, den Willen Gottes zu missachten. Auch das Neue Testament gebe keine Antwort auf die Frage, woher das Böse komme, gab Carmen Jäger den Staffelstab für den zweiten Teil des Seminars an Reinhard Kiefer weiter.
Bibelarbeit - Textanalyse
Zwischendurch beschäftigten sich die Teilnehmer mit Textanalysen neutestamentlicher Texte aus den Evangelien nach Markus, Lukas und Matthäus, die Begriffe wie das Böse, böse Geister oder Beelzebul enthielten. Ein weiterer ausführlicher Text stammte aus der Rechtfertigungslehre nach dem Römerbrief des Apostels Paulus.
Die Teilnehmer hatten sich dazu in vier Gruppen aufgeteilt, lasen, diskutierten und bewerteten die Texte und stellten ihre Ergebnisse anschließend dem Plenum vor.
Das Problem der Theodizee
Der zweite Teil des Seminars behandelte die Frage „Wie kann der allmächtige, gute, gnädige und gerechte Gott all das Leid und das Böse zulassen?“ Im Weiteren stelle sich bei der Behandlung des Problems der Theodizee die Frage „Woher kommt das Böse?“, so begann Reinhard Kiefer seinen Vortrag. Die Frage sei uralt, so Kiefer. Bereits in der Antike, beginnend etwa 300 vor Christus, hätten griechische Philosophen darüber gestritten. Später begannen die Kirchenväter sich ebenfalls mit dieser Frage zu beschäftigen. Sie knüpften ihre Überlegungen an den Betrachtungen der griechischen Philosophen an, kamen aber zu anderen Schlussfolgerungen.
Die Kirchenväter vertraten durchgängig die Auffassung, dass man dem Bösen keine eigene Existenz zubilligen müsse, wie sie dem Guten zukäme. Das Böse sei einfach als Abwesenheit des Guten zu denken. Gott sei also nicht als Urheber des Bösen zu verstehen, so ihre Argumentation.
Was sagt der Katechismus?
Die Schlussbetrachtungen in diesem Seminarteil wurden die Aussagen zum Bösen innerhalb des Katechismus der Katholischen und der Neuapostolischen Kirche miteinander verglichen. Beide Werke gehen vorsichtig mit der Fragestellung um. Der Katholische Katechismus vermeidet eine eindeutige Aussage zur Herkunft des Leidens und des Bösen und zitiert den Kirchenlehrer Augustinus mit den Worten: „Ich fragte nach dem Ursprung des Bösen, doch ich fand keine Antwort.“
Der Neuapostolische Katechismus sagt: „Der Ursprung des Bösen innerhalb der Schöpfungsordnung kann rational nicht erklärt werden. Paulus spricht von dem Bösen als von einem Geheimnis.“ In der Neuen Schöpfung, so wurde abschließend deutlich gemacht, hat das Böse keinen Platz mehr, denn Gott wird sein alles in allem.
Wiederholung des Seminars im November
Eine Wiederholung des Seminars wird es am 5. November 2016 in den Räumen der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche in Dortmund geben. Anmeldungen dazu sind über das Fortbildungsportal der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen möglich.
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